Prym (Familie)

Prym (Familie)

Prym (Variationen: Pryme, Priem, Preim) ist der Name eines alten und bis ins 14. Jahrhundert nachweisbaren Aachener Patriziergeschlechts. Angehörige eines bedeutenden Zweiges der Familie ließen sich ab 1642 in Stolberg als Kupfermeister nieder. Aus diesem Familienzweig entwickelte sich im weiteren Verlauf das international tätige Unternehmen für die Produktion von Kurzwaren, die William Prym GmbH & Co KG.

Inhaltsverzeichnis

Ursprünge

Der älteste urkundlich nachgewiesene Urahn ist ein gewisser Leonhard Prym (um 1340–1420), verheiratet mit Agnes Dollart, deren Sohn William (um 1380–1447) in Aachen als Ratsherr und Wohltäter während einer grassierenden Hungersnot bekannt wurde. Schon bald traten dessen Nachkommen bereits als Messer- und Goldschmiede in Erscheinung und Ende des 16. Jahrhunderts spaltete sich die Familie Prym in mehrere katholische und evangelische Linien auf.

Der katholisch verbliebene Teil der Familie war weiterhin schwerpunktmäßig in Aachen tätig und behielt die gegen Ende des 16. Jahrhunderts auftretende neue Schreibweise des Namens Priem bei, die sich später in einzelnen Zweigen noch in Preim veränderte. Jean Preim, 1882 Gründer eines der ersten Fotofachgeschäfte Deutschlands in Aachen, zählt aller Wahrscheinlichkeit nach zu den Nachkommen dieser Linie.

Der erste zur evangelischen Religion konvertierte Zweig begann mit dem Schuhmacher und Handelsmann Matthias Preim (1582–1642), der allerdings auf Grund seines Glaubens mit der Reichsacht belegt und 1604 aus Aachen vertrieben wurde, woraufhin er mit seiner Familie nach Frankfurt am Main flüchtete. Sein ebenfalls konvertierter Vetter, der Kürassierhauptmann in kaiserlichen Diensten William Prym († 1645), Enkel des gleichnamigen Goldschmieds William Prym (1490–1561), sah sich dagegen gezwungen, wie bereits zuvor die Aachener Kupfermeister-Familien Amya, Hoesch, Peltzer, Schleicher und andere, auf Grund der Benachteiligungen und Nachstellungen im Rahmen der Aachener Religionsunruhen mit seiner Familie auf Dauer ins benachbarte Stolberg auszuwandern, wo er zum Stammvater eines bis in die heutige Zeit erfolgreichen und bekannten Familienzweiges wurde.

Stolberger Linie

Der erfolgreiche Aufstieg zu einer Unternehmerfamilie begann mit dem Einstieg von Williams Sohn Christian Prym (1614–1683) in den Kupferhof Roderburgmühle seines Schwagers Heinrich Peltzer, in dem auch noch sein Sohn Heinrich Prym (1652–1717) tätig war. Heinrichs Sohn Christian (1676–1747) erwarb zwischen 1708 und 1714 den Dollartshammer, das wahrscheinlich älteste und erste urkundlich erwähnte Reitwerk im Vichtbachtal, welches zum Ursprung der späteren Prym-Werke werden sollte. Sein Enkel Isaac (1758–1806) erweiterte das Unternehmen mit der Übernahme des Werkes „Salzrumpf“ als Teilanlage zum Dollartshammer. Schließlich erwarb Isaacs Enkel William Prym (1811–1883) noch das Hammerwerk Derichsberger Mühlen, richtete dort ein modernes Messingwalzwerk ein und stattete dieses 1860 mit einer Dampfmaschine aus. Dies war die eigentliche Geburtsstunde der William Prym GmbH & Co KG, deren Produktion schon bald auf den Dollartshammer konzentriert wurde, welcher bis heute noch Standort des Unternehmens ist.

Werk William Prym, ehemaliges Gelände Dollartshammer

Die Nachkommen des letzt genannten William führten das Werk nunmehr als industriell strukturiertes Unternehmen fort, expandierten bereits noch vor 1890 nach Österreich, wo sie unter anderem in Wien und in Weissenbach an der Triesting Filialwerke errichteten. In Weissenbach wurde seitens der Firma eine Arbeitersiedlung erbaut, die noch heute besteht und den Namen Prymhäuser trägt.

Der eigentliche Durchbruch gelang aber durch die noch von William veranlasste Spezialisierung auf Kurzwaren sowie später im Jahr 1903 durch die Patentierung eines durch eine eingelegte Feder verbesserten und von Heribert Bauer erfundenen Druckknopfes durch Williams Enkel Hans Friedrich Prym (1843–1927). Für ihre Verdienste wurden deshalb sowohl Hans als auch sein Vater Heinrich August Prym (1843–1927) zu Ehrenbürger der Stadt Stolberg ernannt. Heute ist die William Prym & Co KG eine weltweit operierende Holding mit drei unabhängigen Tochterunternehmen und Standorten in Europa, Amerika, Asien und Afrika.

Auf das finanzielle Engagement dieser Linie der Unternehmerfamilie Prym geht die Gründung der Stadtbücherei und des Schwimmbads in Stolberg zurück sowie Sozialwohnungen und eine der ersten deutschen, heute in der Betriebskrankenkasse Anker-Lynen-Prym aufgegangenen, Betriebskrankenkassen.

Während somit William Prym und seine Nachkommen mit dem Dollartshammer abgefunden wurden, unterzog sich sein Bruder Richard (1814–1894) einer Ausbildung zum Tuchfabrikanten und gründete zusammen mit seinem Schwiegervater Carl Friedrich Schoeller (1784–1860), Bruder des Leopold Schoeller, die Friedrich Schoeller & Prym Tuchfabrik Düren. Die beiden ältesten Söhne Richards entschieden sich allerdings für andere berufliche Wege und so wurde Friedrich Prym (1841–1915) ein bekannter Mathematiker und sein Bruder Eugen Prym (1843–1913) Professor für arabische und aramäische Sprachen.

Literatur und Quellen

  • Andrea Prym-Bruck: Prym, Familie. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, S. 749 f.
  • Hermann Friedrich Macco: Aachener Wappen und Genealogien, Bd. 2, Aachen, 1907, S. 74–77
  • Fritz Brüggemann: Die ältere Familie Prym in Aachen und ihr Zusammenhang mit der jüngeren Familie Prym in Stolberg, eine kritisch-genealogische Untersuchung, in Zeitschrift Aachener Geschichtsverein (ZAGV) 44/1922, S. 1–64
  • Walther Th. Prym: Vorfahren und Nachkommen des Gustav Isaak Prym, 3. April 1783 – 8. Januar 1832, Messingfabrikant auf dem Dollartshammer und in Eschweiler, und seiner Ehefrau Emilie Lynen, 2. November 1791 – 20. August 1844, Hamburg 1996, 5., völlig neu überarbeitete Auflage
  • Walther Th. Prym: Vorfahren und Nachkommen des Richard Prym, 21. September 1814 – 18. April 1894, Tuchfabrikant und Gutsbesitzer in Düren (Rhld.) und seiner Ehefrau Ernestine Schoeller, 21. Mai 1816 – 24. Juni 1878, Hamburg, 1986, 4., überarbeitete Auflage
  • Franz Willems: Prym, Geschichte und Genealogie, Verlag Guido Pressler, Wiesbaden 1968

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Prym — steht für William Prym GmbH Co. KG , ältestes Industrieunternehmen in Deutschland Prymetall GmbH Co. KG , unabhängiges Tochterunternehmen der Prym Werke, heute Teil der Aurubis BKK ALP plus, Betriebskrankenkasse Anker Lynen Prym Gustav Prym… …   Deutsch Wikipedia

  • Prym — The William Prym GmbH Co. KG is the oldest family business in Germany. The holding company is located in Stolberg (Rhineland), the main shareholder is currently Michael Dominic Prym. History For twelve generations the Prym family has been… …   Wikipedia

  • William Prym — Logo Prym Werk an der Zweifallerstraße in Stolberg …   Deutsch Wikipedia

  • Schleicher (Familie) — Schleicher ist die älteste und ebenso wie Peltzer eine der bedeutendsten Kupfermeisterfamilien in Stolberg (Rhld.) und im Aachener Raum. Vor allem durch die ehelichen und geschäftlichen Verbindungen der Familie Schleicher mit den im Raum Stolberg …   Deutsch Wikipedia

  • Hoesch (Familie) — Die Familie Hoesch, in manchen alten Schriften auch Husche, Hoisch oder Huesch genannt, ist eine seit mehreren Jahrhunderten bestehende Unternehmerfamilie vorwiegend in der Metallverarbeitung in den Räumen Aachen, Düren und Stolberg/Eschweiler… …   Deutsch Wikipedia

  • Peltzer (Familie) — Ursprungswappen der Familie Peltzer Peltzer (Pelzer, Pelser) ist der Name einer Familie aus dem Raum Aachen, aus deren Reihen zahlreiche Schöffen, Ratsherren und Bürgermeister gewählt wurden und deren Stolberger Zweig zu den bedeutendsten… …   Deutsch Wikipedia

  • Städteregion Aachen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Kupfermeisterfriedhof — Der Kupfermeisterfriedhof oder auch Finkenbergfriedhof befindet sich in Stolberg (Rhld.) in der Städteregion Aachen und stammt aus dem Jahre 1688. Er gehört zu den Zeitdokumenten der Industrialisierung Stolbergs. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Stolberg (Rhld.) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Stolberger Platt — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”