Psychogenetisches Grundgesetz

Psychogenetisches Grundgesetz

Das psychogenetische Grundgesetz wurde 1904 von Stanley Hall (1844–1924) beschrieben. Er bezog sich dabei auf das biogenetische Grundgesetz von Ernst Haeckel (1834–1919). - Beide Autoren versuchen die individuelle menschliche Entwicklung (Ontogenese) anhand der kollektiven Geschichte zu verdeutlichen (Universalgeschichte). Während Haeckel hierzu die biologische Stammesgeschichte (Phylogenese) heranzieht, beruft sich Hall auf die Völkerkunde (Ethnologie).

Inhaltsverzeichnis

Biogenetisches Grundgesetz

Während Ernst Haeckel mit seiner Theorie des biogenetischen Grundgesetzes die biologischen Parallelen der menschlichen Entwicklung betont, hebt Stanley Hall die in der Geschichte der Menschheit zu verfolgenden psychologischen Momente hervor. Ernst Haeckels Grundregel lautete: Die Ontogenese rekapituliert die Phylogenese.

Psychogenetisches Grundgesetz

Das psychogenetische Grundgesetz Halls entspricht dem biogenetischen Grundgesetz Haeckels und will darüber hinaus einen Zusammenhang zwischen Psychogenese und Phylogenese ausdrücken nach dem Motto: „Die körperliche und psychische intrauterine und postpartale Kindheitsentwicklung wiederholt die Geschichte der Stammesentwicklung von Mensch und Tier“.[1] Es lassen sich auch ethnologische Parallelen feststellen.

Beispiele

  • Kinderzeichnungen lassen an schematische Darstellungen von Bildern aus der Urgeschichte denken.
  • Die von Kindern in einer ganz bestimmten Entwicklungsphase beliebten Ritterspiele wiederholen die Jahrhunderte zurückliegende Geschichte der Ritterkultur (Mittelalter).

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Karl Arnold et al. (Hrsg.): Lexikon der Psychologie. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-508-8, zu Stw. „Psychogenetisches Grundgesetz“: Spalte 1729, weitere Literaturangaben siehe dort

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