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Chinguetti
شنقيطStaat: Mauretanien Region: Adrar Koordinaten: 20° 47′ N, 12° 37′ W20.783333333333-12.616666666667Koordinaten: 20° 47′ N, 12° 37′ W Einwohner: 4.711 Zeitzone: GMT (UTC±0) Chinguetti (arabisch شنقيط , DMG Šinqīṭ), auch Changuit, Schinguete, Singuyty, ist ein historischer Handelsposten und heute ein Ort mit 4.711 Einwohnern (Stand: 2000)[1] in der Region Adrar im Nordwesten von Mauretanien. Er befindet sich auf dem Adrar-Plateau etwa 70 km östlich von Atar. Chinguetti ist Hauptort des gleichnamigen Départements.
Inhaltsverzeichnis
Überblick
Die gut erhaltenen Ruinen des Handelspostens (arabisch Ksar) sind seit 1996 zusammen mit Ouadane, Tichitt and Oualata eine Stätte des UNESCO-Weltkulturerbes. Das einstige Zentrum mehrerer durch die Sahara verlaufender Handelsrouten zieht Touristen und weiterhin Islamgelehrte an, die ihre Architektur und die alten Bibliotheken bewundern.
Die ortsübliche Architektur der älteren Stadtteile besteht aus Häusern aus Stein und Lehm mit Patios, die sich an schmalen Gassen jeweils um eine Moschee mit Minarett drängen.
Sehenswert sind unter anderem die Freitagsmoschee, eine ehemalige Festung der französischen Fremdenlegion – ein nationales Symbol Mauretaniens – und ein Wasserturm. In der Altstadt befinden sich fünf alte Bibliotheken mit wissenschaftlichen und Korantexten, viele von ihnen aus dem Spätmittelalter.
Geschichte
Die Region Chinguetti ist bereits seit Jahrtausenden bewohnt. Früher war sie Savanne. Höhlenmalereien am nahe gelegenen Amoghar-Pass zeigen Bilder von Giraffen, Kühen und Menschen in einer grünen Landschaft, die sich stark von der heutigen Wüstenlandschaft unterscheidet.
Die Stadt wurde möglicherweise im 13. Jahrhundert von einer berberischen Stammesgruppe der Sandadscha gegründet. Bald nach der Besiedelung von Chinguetti traten nach der Legende die Sanhadscha mit den Almorawiden in Verbindung und verschmolzen schließlich mit ihnen. Die Almorawiden waren Gründer des Maurenreiches, das sich vom heutigen Senegal bis Spanien erstreckte. Die nüchterne, schnörkellose Architektur der Stadt reflektiert den strengen, malikitischen Islam der Almorawiden.
Nach zwei Jahrhunderten des Niedergangs wurde die Stadt faktisch neu gegründet, dieses Mal als befestigtes Handelszentrum an Trans-Sahara- Handelsrouten, die das Mittelmeer mit dem Inneren Afrikas verbanden. Obwohl die Festungsmauern bereits seit Jahrhunderten verschwunden sind, datieren viele Gebäude noch aus dieser Zeit.
Chinguetti wird manchmal als die siebtheiligste Stadt des Islams bezeichnet. In jedem Fall ist die Stadt eine der bedeutendsten Städte der Geschichte des Islams wie auch Westafrikas. Über Jahrhunderte war die Stadt der wichtigste Sammelplatz der Mekka-Pilger aus dem Maghreb und wurde mit der Zeit selbst eine heilige Stadt, besonders für diejenigen, die den langen Weg zur arabischen Halbinsel selbst nicht antreten konnten. Auch wurde sie ein Zentrum der islamischen, religiösen und wissenschaftlichen Gelehrsamkeit. Zusätzlich zur religiösen Ausbildung wurde an den Schulen Rhetorik, Recht, Astronomie, Mathematik und Medizin gelehrt. Für viele Jahrhunderte war ganz Mauretanien in der arabischen Welt als „Bilad Shinqit“, „Das Land von Chinguetti“ bekannt.
Heute weitgehend der Wüste überlassen, besitzt die Stadt einige der wichtigsten mittelalterlichen Manuskriptbüchereien Westafrikas.[2] Das Gebiet um die Rue des Savants war einstmals bekannt als Versammlungsplatz der Gelehrten, die die feineren Details des islamischen Rechts diskutierten. Heute zeigen die verlassenen Straßen die städtische und religiöse Architektur des Mittelalters.
Das neu entdeckte Offshore-Ölfeld Mauretaniens wurde zu Ehren der Stadt Chinguetti genannt.
Söhne und Töchter der Stadt
- Ahmad ibn Al-Amin Al-Shinqiti (1863–1913), einer der berühmtesten Schriftsteller Mauretaniens
Einzelnachweise
- ↑ World Gazetteer – Bevölkerungsstistik
- ↑ Stefan Ehlert Wüstensand bedroht Jahrhunderte alte Schriften. (nicht mehr online verfügbar) tagesschau.de, 4. Juli 2010.
Weblinks
- Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO auf Englisch und auf Französisch
Commons: Chinguetti – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Mauritania Today – Chinguetti (englisch)
- Mauritania’s Manuscripts. Saudi Aramco World, November/Dezember 2003 (englisch)
- Palatin’s Travels- Chinguetti (englisch)
- Stephan Ehlert: Die Wüste frisst ein Kulturerbe. Deutschlandradio Kultur, 26. Juli 2010
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