Minarett

Minarett
Klassischer Moscheebau der Osmanenzeit: Die nadelförmigen Dächer; Nahaufnahme von drei der sechs Minarette der Sultan-Ahmed-Moschee in Istanbul
Moderner Minarettbau: Mevlana-Moschee in Rotterdam

Ein Minarett (selten Minar[1] , richtiger arabisch ‏منارة ‎ manāra ‚ursprünglich: Leuchtturm‘) ist ein erhöhter Standplatz oder Turm für den Gebetsrufer (Muezzin) bei oder an einer Moschee. Von hier aus werden Muslime fünfmal am Tag zum Gebet gerufen.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Minarett ist eine Entlehnung des französischen minaret, welches über das türkische mināre vom arabischen arabisch ‏منارة ‎ manāra abstammt,[2][3] welches ursprünglich Leuchtturm, wörtlich „Ort des Lichts“[4], bedeutete.

Geschichte

Das erste Minarett wurde wahrscheinlich in Syrien erbaut. Es ist seit der Herrscherfamilie der Umayyaden (661–750) gebräuchlich. In einigen der ältesten Moscheen wie der Umayyaden-Moschee in Damaskus dienten Minarette ursprünglich als von Fackeln erhellte Wachtürme – daher die Wortherkunft aus dem Arabischen nur / ‏نور‎ /‚Licht‘. Heute dient das Minarett dagegen weitgehend als traditionelles Dekorationsmittel, da die Gebetsrufe (Adhān / ‏أذان‎) in den meisten modernen Moscheen mittels Lautsprechern aus dem Betsaal ausgerufen werden.

Architektur

Aus Gründen der Bausymmetrie und des Status der Bauherrschaft wird die Anzahl der Minarette auf zwei, vier oder sechs erhöht; die al-Haram-Moschee in Mekka hat neun Minarette. Formal unterscheidet man Minarette mit rundem, quadratischem und polygonalem Grundriss, die in der Osmanischen Architektur (14. Jahrhundert bis 1923) oft nadelförmige Spitzen erhielten. Ihre Geschossgliederung erfolgt häufig durch Balkons, ihre dekorative Außengliederung übernehmen farbig glasierte Ziegel, Ziegelmosaik oder kalligraphische Schriftzeichen. Optische Vor- und Rücksprünge werden durch Nischen und Gesimse hervorgerufen.

Das mit 210 Metern höchste Minarett der Welt befindet sich in Casablanca als Bestandteil der Hassan-II.-Moschee. Das höchste Ziegelsteinminarett, Kutab Minar, steht in Delhi. Als schönstes Minarett in Westeuropa gilt die Giralda in Sevilla (Ende 12. Jahrhundert von den Mauren erbaut). In Algier entsteht das höchste Minarett der Welt mit 214 Metern.[5]

Profane Bedeutung

Das Minarett ist nicht nur Wahrzeichen einer Moschee, es diente auch als Wachturm. Als Signalturm dienten Minarette der Orientierung für Karawanen.[6]

An bestimmten islamischen Festtagen in der Türkei werden Minarette mit Lichtern und Spruchbändern (Mahyâ) geschmückt.

Sonderfälle sind die einigen zentralasiatischen und indischen Grabbauten der Mogulzeit zugeordneten und im Wesentlichen dekorativ ('Schmuckminarett') oder repräsentativ gemeinten Minarette: Gur-Emir-Mausoleum (Samarkand), Akbar-Mausoleum (Sikandra) und Itmad-ud-Daulah Mausoleum (Agra). Auch die vier rahmenden Minarette des Taj Mahal (Agra) und des Bibi-Ka-Maqbara Mausoleums (Aurangabad) sind in diesem Zusammenhang zu nennen, doch gehört zum Gesamtkomplex der beiden letztgenannten Bauten immerhin eine - wenn auch nur in Randlage platzierte - Moschee.

Ein weiterer Sonderfall sind die vier minarettähnlichen Türme am 1591 erbauten und rein repräsentativen Zwecken dienenden Torbau des Char Minar in Hyderabad.

Schweizer Minarettstreit

Hauptartikel: Schweizer Minarettstreit

In der Schweiz kam es seit 2006 verstärkt zu einem öffentlichen Streit um die Frage, ob der Bau von Minaretten in der Schweiz weiterhin erlaubt bleiben sollte. Schließlich wurde in einer Volkstabstimmung die eidgenössische Volksinitiative Gegen den Bau von Minaretten am 29. November 2009 angenommen, die den Neubau von Minaretten in der Schweiz verbietet. Gegen dieses Verbot wurden von verschiedenen Seiten völkerrechtliche Bedenken geäußert und es löste eine weltweite Diskussion aus.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Minarette – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Minarett – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Brockhaus Enzyklopädie in zwanzig Bänden, 1971, S. 577
  2. Duden, Das große Fremdwörterbuch, 4., aktualisierte Auflage, Dudenverlag Mannheim - Leipzig - Wien - Zürich, 2007, ISBN 3-411-04164-1, S. 884
  3. Duden, Deutsches Universalwörterbuch, 6., überarbeitete und erweiterte Auflage, Dudenverlag Mannheim - Leipzig - Wien - Zürich, 2006, ISBN 3-411-05506-5, S. 1146
  4. Arnold Betten: Marokko: Antike, Berbertraditionen und Islam - Geschichte, Kunst und Kultur im Maghreb, 4. Ausgabe, DuMont Reiseverlag, 2009, S. 88 Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche
  5. rp-online: Höchstes Minarett der Welt – Deutsche bauen Riesen-Moschee; 17. Juli 2008.
  6. A. J. Wensinck, J. H. Kramers: Handwörterbuch des Islam; E. J. Brill, Leiden, 1941; S. 413f.

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