Moschee

Moschee
Die Sultan-Ahmed-Moschee mit ihren sechs Minaretten in Istanbul
Moschee in Singapur

Eine Moschee (arabisch ‏مسجد‎ masdschid, DMG masǧid ‚Ort der Niederwerfung‘) ist ein ritueller Ort des gemeinschaftlichen islamischen Gebets und darüber hinaus der politischen, rechtlichen und lebenspraktischen Wertevermittlung im Sinne des Islams sowie ein sozialer Treffpunkt.[1] Sie kann ein Mehrzweckgebäude sein, also auch ein Ort für Unterricht und Gespräche sowie ein Veranstaltungsort für das Feiern gesellschaftlicher Anlässe.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Der grundlegende Aufbau einer Moschee besteht aus einem Betsaal, einem oder mehreren Minaretten, Waschgelegenheiten und weiteren Einrichtungselementen. Der Betraum ist je nach Region und Klima gestaltet. Oft ist der Moschee ein Hof oder Garten mit Brunnen oder Weiher angegliedert. Es können dem Hauptbau weitere Bauten angeschlossen sein, so dass ein Komplex entsteht, der das soziale, kulturelle, religiöse und politische Leben einer islamischen Gemeinde bestimmt.

Eine Moschee kann auch als Schule und islamische Hochschule (Madrasa) fungieren.

Dem Gläubigen reicht in der Regel ein sauberer Ort, um das Gebet verrichten zu können. Man unterscheidet zwischen dem einfachen Gebetshaus oder -raum, der Großmoschee, die mehrere hunderte Gläubige aufnehmen kann, und der Freitagsmoschee, die für die Freitagspredigt eine Kanzel haben und eine bestimmte Größe für die Gläubigen aufweisen muss.

Das deutsche Wort „Moschee“ leitet sich vom arabischen masdschid über dessen nordafrikanische Aussprache masgid, das spanische mesquita und italienisch moschea her. Es ist ein Sammelbegriff für all diese unterschiedlichen Moscheearten und Institutionen, die in der arabischen Sprache jeweils einen eigenen Namen haben.

Geschichte

Das älteste, noch aus vorislamischer Zeit stammende sakrale Bauwerk des Islam ist die Kaaba. Sie war selbst nie Vorbild für die sakrale Architektur des Islam. Auch der Felsendom in Jerusalem – das erste Meisterwerk islamischer Sakralarchitektur – diente nur selten als Vorbild.

Die Umayyaden-Moschee in Damaskus – eine der ältesten Moscheen – war Grundlage für die Entwicklung eines eigenen Pfeilerhallen-Baustils für Moscheen. Sie wurde an der Stelle einer christlichen Kirche errichtet.

Einrichtung

Aksa-Moschee in Den Haag, bis 1975 eine Synagoge[2]

Das zentrale Element einer Moschee ist der Betraum. Manche Moscheen haben für Frauen einen separaten Betraum, andere besitzen eine Empore. Für den Muslim genügt ein sauberer Ort für die Verrichtung des islamischen Gebets. Der Betraum braucht nicht zwingend umschlossen oder überdacht zu sein; die Gläubigen können das Gebet auch im Freien verrichten.

Der Ablauf des Gebets ist fest vorgeschrieben: Es sieht verschiedene Körperhaltungen, Bittgebete, Lobpreisungen und Rezitationen aus dem Koran vor, die man leise für sich selbst aufsagt. Beim Gemeinschaftsgebet leitet der Imam (Vorbeter) die Gruppe an und rezitiert teilweise laut. Gemäß der islamischen Lehre hat das Gemeinschaftsgebet eine höhere Bedeutung als das privat verrichtete Gebet. Das erklärt die große Bedeutung der Institution 'Moschee' für die islamische Gemeinschaft (Umma).

Räumliche Gebetsrichtung

Muslime beten in Richtung der Kaaba (Zentralheiligtum in Mekka). In Räumen, die regelmäßig als Gebetsraum dienen, ist die Kennzeichnung der Gebetsrichtung (arab. qibla) obligatorisch. Es reicht eine erkennbare Hervorhebung der sogenannten Qibla-Wand. Dies können eine Linie oder ein Pfeil, eine Inschrift oder eine Tafel mit dem Wort ,Qibla‘, andere Inschriften und gestalterische Mittel oder auch die Gebetsnische (arab. mihrab) sein. Die Kennzeichnung der Qibla ist damit das wichtigste Element einer Moschee.

Gebetsnische

Die Gebetsnische (Mihrab) der Freitagsmoschee von Yazd (Iran)
Hauptartikel: Mihrab

Die Gebetsnische (Mihrab) hat mehrere Funktionen. Sie kennzeichnet die Gebetsrichtung (Qibla), der Imam findet dort seinen Platz vor der Gruppe und er hat eine akustische Wirkung. Der Imam ist ebenfalls der Qibla zugewandt, also mit dem Rücken zur Gemeinde. Durch die halbrunde oder vieleckige Nischenform des Mihrab, schallen die lauten Rezitationen des Imam in den Gebetsraum zurück, sodass alle Gläubigen die Worte des Imam verstehen und dem Gebet folgen können.

Empore

In einer Moschee gibt es oft eine umwehrte Empore (Dikkah). Die Dikkah hat folgende Funktionen: Zum einen finden in diesem Bereich die Muezzine, Imame und Herrscher ihren Platz, zum anderen wird von dort aus das Iqama („Aufforderung zum Gebet“) in der Moschee ausgerufen oder der Koran rezitiert. Die Dikkah dient also der Akustik, sodass alle Gläubigen die Gebetsaufforderung hören können. In modernen Moscheen mit Lautsprechern hat die Dikkah nur noch symbolischen Charakter. Dennoch dient sie weiterhin als traditionelles Bauelement und als abgetrennter Bereich der Imame und Gelehrten. Die Dikkah ist, entsprechend dem Größenverhältnis der Moschee, hinten oder mittig angelegt. Je nach Größe der Moschee ist die Dikkah entweder nur wenige 30 bis 40 cm über dem Boden oder sogar drei Meter höher.

Lehrstuhl und Kanzel

Kanzel (Minbar) in der An-Nasir-Muhammad-Moschee in Kairo

Dem Imam steht es frei, ob er vor dem gemeinschaftlichen Gebet aus dem Koran oder aus den Hadith rezitiert und die Gemeinde im Glauben unterweist. Eine Predigt (Chutba) vor dem Gebet ist nicht erforderlich. Dennoch folgen viele Imame dem Vorbild des Propheten Mohammed und predigen zu stark frequentierten Zeiten.

Diese Predigt richtet der Prediger (Chatib) oft von einem Lehrstuhl (Kursi) aus. Ursprünglich bezeichnet der Kursi ein mobiles Lesepult als Ablage des Koran und weiterer religiöser Literatur. Daraus entwickelte sich ein starres Bauelement: ein erhöhter Lehrstuhl, der an der Qibla-Wand steht und über einer Treppe erreichbar ist. Je nach Frequentierung können große Moscheen auch mehrere Kursi an der Seitenwand oder an einer Säule in der Mitte der Moschee haben. Obwohl die Predigt vor dem Gebet nicht verbindlich ist, gilt das Vorhandensein eines Kursi in Moscheen dennoch als obligatorisch. Der Kursi ist erhöht, damit alle den Imam bei seiner Predigt auch sehen können. Die kleinen, mobilen Kursi dienen heute noch als Buchablage, vor allem wenn in der Moschee eine Religionsschule integriert und Kinder in Islam und Koranrezitation unterrichtet werden.

Beim Freitagsgebet und an Feiertagen ist eine Predigt von der Kanzel (Minbar) aus vorgesehen. Das macht den Minbar in einer Freitagsmoschee zu einem unentbehrlichen Element. Der Minbar ist an der Qibla-Wand, stets rechts vom Mihrab angebracht und ist frontal über eine Treppe zu erreichen. Die Chutba wird vom Imam stehend auf der Treppe abgehalten. Der ursprüngliche, frühislamische Minbar hatte drei Stufen. Von Bedeutung ist, dass der Prophet Mohammed stets von der dritten Stufe aus predigte. Seit jeher ist die oberste Stufe des Minbar dem Propheten vorbehalten, der Imam predigt von der zweiten Stufe aus. Auch der Minbar dient der besseren Akustik und Übersicht. Die Anzahl der Stufen des Minbar richtet sich nach der Urform, sollte also mindestens drei Stufen, aber immer ein vielfaches der Zahl drei aufweisen. Je größer die Moschee ist, desto höher sollte der Minbar sein.

Minarett

Moschee in Port Said mit zwei Minaretten
Hauptartikel: Minarett

Der Gebetsruf (Adhān) erfolgt vor dem Gemeinschaftsgebet, damit die Gläubigen sich in der Moschee versammeln. Der Muezzin steigt dazu auf das Minarett und ruft die Gläubigen zum Gebet.

Minarette werden seit etwa 700 n. Chr. errichtet. Diese Tradition ging wahrscheinlich von Syrien aus, wo frühchristliche Kirchtürme oder Leuchttürme zweckentfremdet wurden. In der Frühzeit des Islam rief der Muezzin den Adhan meist vom Dach der Moschee aus. Auch beim Minarett gibt es je nach Region unterschiedliche Bauformen. Heutzutage gibt es Minarette, die nicht bestiegen werden, sondern von denen aus Lautsprecher den Adhan ausrufen.

Architektur

Bauformen

Minarett der Moschee zu Xi'an, eine der ältesten Moscheen in China (7./8. Jahrhundert)
Islamische Zentrum von Campinas, Brasilien

Die Ausbreitung des Islam führte zum Kontakt mit anderen Kulturkreisen, deren Bauformen in die Sakralarchitektur integriert wurden. Im Rahmen der Auseinandersetzung mit dem Christentum wurden oftmals bestehende Kirchen in Moscheen umgewandelt (Bekanntestes Beispiel: Hagia Sophia nach der osmanischen Eroberung von Konstantinopel).

Es sind, obschon chronologisch aufeinander folgend, regional und zeitlich unabhängig Unterschiede entstanden, die, anders als in der westlichen Kunstgeschichte, keine lineare Entwicklung aufzeigen. Die Bauformen sind eigenständig aus dem Kontakt mit den einverleibten Kulturen entstanden. In den islamisierten Kulturräumen haben sich folgende traditionelle Grundrisse und Bauformen herauskristallisiert:

Stilelemente

Kuppel der Selimiye-Moschee in Edirne

Je nach Bauform entstanden entsprechende Stilformen in der Fassadengestaltung, Innenarchitektur und im Möbeldesign. Die Formensprache ergänzte sowohl im Stil als auch im Material das ganze Bauwerk. Oft findet man gleiche Dekors in unterschiedlichen Bereichen wieder. Je nach regionaler Verfügbarkeit oder traditionell üblicher Handwerkskunst bestand die jeweilige Einrichtung aus Naturstein, Stuck, Lehm, Holz oder Metall. Durch das Bilderverbot im Islam entstanden anfangs sehr sachliche, schmucklose Räume. Dennoch sah man sich verpflichtet, die Moscheen von der Profanarchitektur abzuheben. Dadurch konzentrierte man sich auf Kalligraphie, Geometrie, Ornamentik, Arabesken und verschiedene Kunsthandwerke wie z. B. Stuck-, Teppich-, Schmiede-, Bildhauer-, Tischler-, Glasmaler- und Kachelhandwerke.

Aufgrund des warmen Klimas in den islamischen Ländern war das Spiel von Wasser, Licht und Schatten von besonderer Bedeutung. Das Wasser – als Brunnen oder Wasserbecken im Betraum oder im Hof – diente zur Reinigung und zur Kühlung. Es entstanden schattenspendende Fensterläden mit aufwändigen Dekors aus Holz, Naturstein, Stuck oder Metall. Um auch abends die Moschee zu erhellen, wurden Öllampen oder Kerzenhalter benötigt, die ebenso aufwendig gestaltet waren. Die Höfe wurden mit Arkaden oder Kolonnaden beschattet.

Die verschiedenen Gewölbe wurden früh im Sakralbau eingesetzt – zum Teil auch nur isoliert über dem Mihrab. Unter den Osmanen und in ihrem Verbreitungsgebiet waren – durch die christliche Hagia Sophia in Istanbul inspiriert – Zentralbauten mit vielen Kuppeln und einem (bis zu vier) spitzen Minaretten oft anzutreffen. Der osmanische Architekt Sinan führte diese Bauform zur Vollendung (siehe dazu: Osmanische Architektur).

Moscheeanlagen mit großem offenen Innenhof sind für den Iran mit dessen Iwan sowie die Indo-islamische Architektur typisch. Lehmbauten finden sich in der Sahelzone, pagodenartige Moscheen in Indonesien. Minarette können sehr unterschiedlichen Baumustern folgen: runde und eckige Türme, z. T. in Schalenbauweise mit Plattformen für den Gebetsruf.

Verhaltensregeln und Etikette

Sauberkeit

Vor dem Gebet wird die rituelle Waschung (Wudu’) vollzogen.

Vor dem Betreten der Moschee werden die Schuhe ausgezogen. In den Vorräumen oder am Eingang der Moschee werden die Schuhe aufbewahrt – man kann sie aber auch (die Sohlen zueinander gewandt) mit in die Moschee nehmen. Ein Muslim betritt die Moschee mit dem rechten Fuß und verlässt sie mit dem linken.

Gebetsleitung

Das Gebet kann praktisch jeder Muslim leiten, der volljährig ist, die Gebetsformen beherrscht und die Gebete auf arabisch sprechen kann. Er tritt vor die Betenden (als Imam), die sich hinter ihm in geordneten Reihen (sufuf, sg. saff) aufstellen. Ein festangestellter Imam muss ein rechtschaffener, in religiösen Dingen bewanderter Mann sein. In Moscheen, errichtet oder unterhalten von staatlichen Stellen, wird der Imam von der Regierung bestimmt; in privat gestifteten Moscheen wird der Imam durch die Mitglieder der Moscheegemeinde durch Mehrheitsentscheid festgelegt.

Konzentration

Weil Moscheen Orte des Gebets und der kontemplativen Besinnung sind, gelten ähnliche Anstandsregeln wie bei einem Kirchenbesuch. Lautes Diskutieren und Rufen ist ebenso verboten wie das Mitbringen von Tieren.[3] Das direkte Vorbeilaufen vor einem Betenden ist verboten, um ihn nicht im Gebet zu stören.

Kleidervorschriften

Der Islam schreibt Muslimen bescheidene Kleidung vor. Die Kleidung muss vor allem sauber sein und den Körper in angemessener Weise bedecken. Frauen müssen für das Gebet das Haupthaar bedecken (Hidschab). Für Männer ist eine Kopfbedeckung (Takke) optional.

Geschlechtertrennung

Ein eigener Betsaal für Frauen in der Chadidscha-Moschee in Berlin-Heinersdorf

Da Frauen von Männern beim Gottesdienst nicht beobachtet werden sollen, beten die Frauen hinter den Männern, abgetrennt in eigenen Räumen oder auf einer Empore. Obwohl es für Frauen und Kinder besonders reservierte Räume gibt, gilt die Geschlechtertrennung für die Al-Haram-Moschee in Mekka nicht.

Zutritt für Nichtmuslime

Die meisten islamischen Richtungen erlauben Nichtmuslimen das Betreten von Moscheen; zu Gebetszeiten kann Nichtmuslimen der Zutritt verwehrt sein. Die Städte Mekka und Medina sind für Nichtmuslime gesperrt.[4]

Viele Moscheen in der islamischen Diaspora heißen Besucher als Zeichen der Offenheit gegenüber der Mehrheitsgesellschaft aber auch als Ermutigung zur Konversion zum Islam willkommen.[5][6] Seit 1997 wird in Deutschland der Tag der offenen Moschee am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit begangen.

Typen

Siehe auch

Literatur

  • O. Graber, E. J. Grube, G. Michell, J. Dickie: Architecture of the Islamic World. Thames & Hudson, 1995, ISBN 0-500-27847-4.
  • Martin Frishman, Hasan-Uddin Khan: Die Moscheen der Welt Campus, Frankfurt am Main, 1995, ISBN 3-593-35255-9

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Moschee – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikiquote: Moschee – Zitate
 Commons: Moscheen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Islamisches Gemeindeleben in Berlin - Zur Moschee-Broschüre des Berliner Senatsbeauftragten Piening. Beitrag Dorothea Jung für DLRadio Kultur, "Ortszeit" früh, 15. Dezember 2006
  2. Mescidi-Aksa Moskee (Link nicht mehr abrufbar)
  3. Trotzdem hat am 24. September 2008, das Muslim Law Council UK einem blinden Muslim die Erlaubnis per Fatwa erteilt, seinen Blindenhund mit in die Moschee zu nehmen. bbc
  4. Rosemary Goring: Dictionary of Beliefs and Religions. Wordsworth Editions, 1997, ISBN 1-85326-354-0.
  5. Liyakatali Takim (Link nicht mehr abrufbar): From Conversion to Conversation: Interfaith Dialogue in Post 9–11 America. PDF. In: The Muslim World. Band 94. Juli 2004, S. 343–355. doi:10.1111/j.1478-1913.2004.00058.x. Zugegriffen am 16. Juni 2006. Liyakatali Takim ist Professor in der Abteilung für religiöse Studien an der University of Denver
  6. Laptop link-up: A day at the mosque. BBC, 5. Dezember 2005. Zugegriffen am 16. Juni 2006.
  7. Mosques of the World - images - 1 - Travel-Images.com - Mesjids / Camii / Mesquitas

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