Chintila

Chintila
Statue von Chintila in Madrid (Francisco de Vôge, 1753)

Chintila († 20. Dezember 639) war vom 12. März 636 bis zum 20. Dezember 639 König der Westgoten.

Chintila wurde nach dem Tod des Königs Sisenand erhoben. Wie er an die Macht kam und ob eine Wahl stattfand, ist unbekannt. Er berief das 5. und das 6. Konzil von Toledo ein. Diese Konzilien fassten besondere Beschlüsse zum Schutz des von Rebellionen bedrohten Königs sowie zum Schutz seiner Familie nach seinem Tod. Insbesondere wurde untersagt, nach dem Tod des Königs seine Schenkungen an seine Getreuen rückgängig zu machen und den Besitz seiner Familie anzutasten. Absprachen über künftige Königswahlen zu Lebzeiten eines Herrschers wurden bei Strafe der Exkommunikation verboten. Ferner wurde festgelegt, dass niemand ohne "allgemeine" Wahl (electio omnium) das Königtum erlangen durfte. Eine Bestimmung des 5. Konzils von Toledo, wonach nur ein adliger Gote zum König gewählt werden durfte und die Ambitionen herkunftsmäßig nicht Qualifizierter zurückzuweisen waren, lässt erkennen, dass zu Chintilas Zeit die Erhebung eines Nichtgoten zur Königswürde eine denkbare Möglichkeit war.[1]

Das 638 abgehaltene 6. Konzil von Toledo fasste Beschlüsse gegen die Juden, wobei den Konzilsakten zufolge König Chintila die treibende Kraft war. Dabei wurde an frühere judenfeindliche Maßnahmen der Könige Rekkared I. und Sisebut angeknüpft. Deren Kurs verschärfte Chintila noch, indem er offen seine Absicht verkündete, das Judentum in seinem Reich gänzlich auszurotten und keine Nichtkatholiken zu dulden.[2] Die früher zwangsweise bekehrten und dann zu ihrem alten Glauben zurückgekehrten Juden mussten ihre religiösen Schriften ausliefern und sich verpflichten, auf die jüdischen Riten und Feste zu verzichten.[3]

Einige Andeutungen in den Quellen lassen erkennen, dass Chintila mit einer heftigen Opposition rebellischer Adelskreise konfrontiert war.[4] Es gelang ihm jedoch, seinen Sohn Tulga zum Mitregenten wählen zu lassen, womit er ihm die Thronfolge sicherte. Als Chintila starb, war Tulga noch minderjährig, doch konnte er anscheinend friedlich die Nachfolge antreten.

Literatur

  • Dietrich Claude: Adel, Kirche und Königtum im Westgotenreich. Thorbecke, Sigmaringen 1971, S. 102–107
  • Edward A. Thompson: The Goths in Spain. Clarendon Press, Oxford 1969, S. 180–189

Anmerkungen

  1. Edward A. Thompson: The Goths in Spain, Oxford 1969, S. 181f. vermutet, dass es damals bereits zu mindestens einem Usurpationsversuch eines Nichtgoten gekommen war.
  2. Concilium Toletanum VI, c. 3, ed. José Vives, Concilios visigóticos e hispano-romanos, Barcelona 1963, S. 236.
  3. Edward A. Thompson: The Goths in Spain, Oxford 1969, S. 186f.
  4. Zur Opposition gegen Chintila siehe Edward A. Thompson: The Goths in Spain, Oxford 1969, S. 181−189.


Vorgänger Amt Nachfolger
Sisenand König der Westgoten
Tulga

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Chintila — Rey de los visigodos Estatua de Chintila. Esta imagen se encuentra en el Retiro de Madrid.[1] Reinado …   Wikipedia Español

  • Chintila — (? 639). Reinó desde el 636 hasta su muerte en el 639. Cuando el rey anterior Sisenando murió, dejo en herencia una monarquía muy debilitada e inestable. Fue nombrado rey por la nobleza y los obispos en el año 636. Era así como se hacía la… …   Enciclopedia Universal

  • Chintila — Chintila, westgothischer König, regierte 636 bis 640, s. Gothen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Chintilă — Spiru Chintilă (* 17. September 1921 in Bazargic, Spirachi; † 25. April 1985 in Rumänien) war ein rumänischer Maler, der im Stil des sozialistischen Realismus gemalt hat und als ein wichtiger Vertreter des rumänischen Kubismus gelten darf. Seine… …   Deutsch Wikipedia

  • Chintila — A statue of Chintila in the Jardines del Retiro de Madrid. Chintila (died December 639/January 640) was Visigothic King of Hispania, Septimania and Galicia from 636. He succeeded Sisenand in a time of weakness and reigned until his death. He was… …   Wikipedia

  • Spiru Chintilă — (* 17. September 1921 in Bazargic, Spirachi; † 25. April 1985 in Rumänien) war ein rumänischer Maler. Er arbeitete im Stil des sozialistischen Realismus und gilt als ein wichtiger Vertreter des rumänischen Kubismus. Seine Ausbildung erhielt er an …   Deutsch Wikipedia

  • Reino visigodo de Toledo — Este artículo o sección necesita una revisión de ortografía y gramática. Puedes colaborar editándolo (lee aquí sugerencias para mejorar tu ortografía). Cuando se haya corregido, borra este aviso por favor. Para otros usos de este térmi …   Wikipedia Español

  • Liste der Biografien/Che–Chi — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Tulga — Rey de los visigodos Imagen procedente de los archivos de la Biblioteca Nacional de España. Reinado 639/640 – 16 de abril de 642 Fall …   Wikipedia Español

  • V Concilio de Toledo — El Quinto Concilio de Toledo se inició en la Santa Leocadia de Toledo el 30 de junio de 636. Fue convocado por Chintila, que había sucedido al rey Sisenando tras un corto interregno. Asistieron 22 obispos y 2 representados. No asistió el obispo… …   Wikipedia Español

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”