- Raphael Kosch
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Raphael Kosch (* 5. Oktober 1803 in Lissa; † 27. März 1872 in Berlin) war ein preußischer Arzt und Politiker. Er hat sich insbesondere für die Gleichberechtigung der Juden eingesetzt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kosch stammte aus einer jüdischen Familie und kam als Kind nach Königsberg. Dort studierte er Medizin und promovierte 1826 zum Dr. med. Er arbeitete zunächst als Assistenzarzt an der chirurgischen Klinik in Königsberg. Im Jahr 1832 machte er sich mit einer Praxis selbstständig.
Kosch erfuhr wegen seines jüdischen Glaubens Diskriminierungen. So wurde ihm die Ableistung seiner militärischen Dienstpflicht als Arzt verweigert, weil der König seine Soldaten angeblich nicht von jüdischen Ärzten behandeln lassen wollte. Er wirkte früh als Sprecher jüdischer Interessen und setzte sich für die jüdische Gleichberechtigung ein. Innerhalb der jüdischen Gemeinde von Königsberg setzte er sich zusammen mit Johann Jacoby für Reformen ein.
Er war 1844 einer der Mitbegründer der Königsberger Bürgergesellschaft, die sich im Vormärz für die sozialen Unterschichten, politische Bildung und Teilhabe am öffentlichen Leben einsetzte, Er gehörte auch dem liberalen Diskussionskreis „Siegel Klub“ an.
Zu Beginn der Revolution von 1848 war er Vorsitzender einer Volksversammlung am 13. März in Königsberg. Nach deren Schluss ging das Militär gegen die Beteiligten vor. Kosch wurde zunächst führendes Mitglied des gemäßigten Konstitutionellen Klubs von Königsberg. Er wurde zum Mitglied der preußischen Nationalversammlung gewählt. Dabei war er ein gemäßigtes Mitglied des linken Zentrums. Als Sprecher dieser Gruppe machte er sich einen Namen. Er amtierte zeitweilig als zweiter Vizepräsident der preußischen Nationalversammlung. Auch galt er zeitweise als Anwärter auf einen Ministerposten. Da er sich aber nicht taufen lassen wollte, kam es dazu nicht. Er war 1849 auch Mitglied der zweiten Kammer des preußischen Landtages. Nach dessen Auflösung plädierte Kosch wie auch Jacoby aus Protest für einen Politikboykott der Demokraten.
Kosch hat sich seit 1859 führend im Deutschen Nationalverein betätigt. Im Jahr 1861 war er Mitbegründer der Deutschen Fortschrittspartei. Er wurde 1862 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Er vertrat als Abgeordneter den Wahlkreis „Stadt und Landkreis Königsberg - Landkreis Fischhausen“.[1] Er war ab 1863 Vorsitzender der Geschäftsordnungskommission. Weiterhin setzte er sich für die jüdische Gleichberechtigung etwa gegenüber der Schulverwaltung und der Justiz ein. Angesichts der rechtlichen Gleichberechtigung im Jahr 1869 meinte er: „Endlich“ seien die Juden „in den sicheren Hafen eingelaufen.“
Literatur
- Ernest Hamburger: Juden im öffentlichen Leben Deutschlands. Regierungsmitglieder, Beamte und Parlamentarier in der monarchischen Zeit. 1848 - 1918 Tübingen, 1968
- Jacob Toury: Die politische Orientierung der Juden in Deutschland. Von Jena bis Weimar. Tübingen, 1966
- Ulrich Wyrwa: Juden in der Toskana und in Preußen im Vergleich. Tübingen, 2003 ISBN 3-16-148077-5
Einzelnachweise
- ↑ Conrad, Horst / Haunfelder, Bernd: „Preussische Parlamentarier. Ein Photoalbum 1859-1867“. Mit einem Vorwort von Lothar Gall. Düsseldorf: Droste Verlag, 1986, S. 82 (Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien)
Weblinks
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