- Chischteluuf
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Als Bierkastenlauf, Kistenlauf, Bierlauf, Bierathlon, Bierkastenrennen, Biermarathon, Biergrätle-Race, Kastenlaufen oder Harassenlauf bezeichnet man eine Spaßsportart, bei der es darum geht, einen Kasten Bier zu trinken, während man eine festgesetzte Strecke zurücklegt. Üblicherweise wird ein Lauf in Zweier-Teams absolviert. Die Teilnehmerschaft rekrutiert sich vor allem aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Inhaltsverzeichnis
Ablauf
Bei Kastenläufen müssen die Teilnehmer das in Kastenform mitgenommene Bier (von je nach Wettkampfklasse unterschiedlicher Menge) trinken. Gewonnen hat das Team, das zuerst gemeinsam mit dem vollständig leeren Kasten die Ziellinie überschreitet. Der Bierkonsum kann - abhängig von der Größe des Teams - pro Teilnehmer bei bis zu fünf Litern (zuzüglich „Strafbiere“, s. u.) liegen. Je nach Veranstaltung gibt es zusätzliche Regeln, die zu beachten sind. Die wichtigste davon ist zweifellos, dass es verboten ist, Bier zu verschütten.
Viele Teams starten in ausgefallener Verkleidung und mit umgebauten Kästen. Bisweilen werden den Teilnehmern auch von Seiten der Organisatoren Aufgaben gestellt, die auf der Strecke zu erfüllen sind. Diese Aufgaben können von Wissensfragen über Geschicklichkeitsspiele bis zu sportlichen Anforderungen reichen und sind je nach Grad der Alkoholisierung u. U. nicht einfach zu bewältigen. Bei Nichterfüllung der gestellten Aufgaben drohen entweder „Strafbiere“, welche die Teilnehmer zusätzlich zu ihrem regulär mitgeführten Bier trinken müssen oder Zeitstrafen, die abgesessen werden müssen.
Von Seiten des Umwelt- und Gesundheitsschutzes werden die Kistenläufe kritisiert, da mit der Veranstaltung erheblicher Alkoholkonsum bei Teilnehmern und Publikum (mittels Rauschtrinkens) sowie Verschmutzung entlang der Wegstrecke (durch Littering, d. h. achtloses Liegenlassen von Abfall) einhergeht. Dieser Entwicklung versuchen die Organisationsteams entgegenzuwirken. Deshalb sind in den Reglements mittlerweile auch der Natur- und Umweltschutz verankert.
Vorsicht ist bei dem Begriff Bierathlon geboten, da Bierathlons schon seit den Neunziger Jahren in den Veranstaltungskalendern fast aller Universitäten fest verankert sind. Der Unterschied zum Kastenlauf in diesem Kontext ist der, dass die Teilnehmer keinen Bierkasten transportieren, sondern in einer festgelegten Reihenfolge eine Anzahl von Bars und Studentenclubs in der jeweiligen Stadt anlaufen. Hier trinken die Teilnehmer das Bier in der Gastronomie und bekommen bei erfolgreicher Bewältigung einen Bestätigungsstempel des jeweiligen Clubs auf seine / ihre Starterkarte. Ein Team kommt nur in die Wertung, wenn es im Ziel alle Stempel vorweisen kann. Jedoch wird der Begriff Bierathlon (aufgrund der namentlichen Originalität) auch synonym für Kastenlauf verwendet.
Reglement
Die wichtigste Regel eines Bierkastenlaufes ist Spaß zu haben und es zählt hauptsächlich der olympische Gedanke: "Dabeisein ist alles!"
Die Regeln sind wie folgt:
- Teams bestehen aus zwei Personen (Je nach Veranstaltung sind auch mehr möglich).
- Das Mindestalter der Teilnehmer ist eigentlich 18. (In einigen Fällen gibt es auch Veranstaltungen mit einem Mindestalter ab 16. Hierbei sollten die Veranstalter beachten, dass laut Gesetzgeber ein öffentlicher Biergenuss von Personen zwischen 16 bis 18 Jahren nur in Maßen gestattet ist.)
- Teilnahmeberechtigt ist nur, wer gesundheitlich fit ist und Alkohol verträgt. Der Biergenuss ist kein Zwang, sondern eigenes Ermessen.
- Pro Team gibt es eine Kiste/Kasten Bier (Meistens eins aus der Region, bzw. das Bier des Sponsors) entweder 20 Flaschen à 0,5 Liter oder 24 Flaschen à 0,33 Liter (Ausnahme beim Bremer Unisee-Bierkistenrennen: 36 Flaschen à 0,33 Liter), Alkoholgehalt etwa 5 %. (In einigen Fällen gibt es auch Abstufungen - geringere Mengen für Frauen oder unterschiedliche Klassen)
- Verboten sind alle Hilfsmittel, welche die Last des Kastens von den Teilnehmern nehmen. Der Bierkasten ist mit den dazugehörigen Flaschen mit eigener Kraft zu tragen.
- Die auf der Strecke befindlichen Checkpoints sind zu passieren, bzw. deren Aufgaben sind zu lösen.
- Sieger ist das Team, das als erstes und schnellstes mit Bierkasten, den leeren Flaschen und den Kronkorken (Umweltschutz) das Ziel erreicht.
- Wer verschüttet, wird disqualifiziert. Das erzwungene Erbrechen ist nicht legitim.
- Während des Laufes dürfen Pausen gemacht werden. Es darf gegessen werden und auch andere Getränke sind erlaubt.
- Sicherheit: Der Teilnehmerkodex sieht vor, dass alle Teilnehmer aufeinander Acht geben. Niemandem soll etwas passieren bzw. niemand darf verloren gehen.
Deutschland
Veranstaltungen dieser Art lassen sich bis 1982 zurückverfolgen, als einige Münchner Studenten beschlossen, mit einem Kasten Bier von der Studentenstadt quer durch den Englischen Garten bis zum Haus der Kunst zu ziehen. Den großen Aufschwung und eine landesweite Beachtung erlebte diese recht eigenwillige Sportart nach der Jahrtausendwende, durch große Events wie das Bierkastenrennen Köln, Bierkistenrennen am Kirnbergsee im Schwarzwald, Hurlacher Bierkastenrennen, Kastenlauf Fulda, Bierathlon Dormagen, Kistenrennen in Braunschweig und in den neuen Bundesländern das Kastenrennen in Beeskow und der Spreelauf bei Cottbus.
Diese großen Sieben waren auch maßgeblich daran beteiligt, den Ehrenkodex des Bierkastenlaufes aufleben zu lassen. Dieser besagt, dass niemals Urheberrechte auf Kastenläufe in Deutschland zu erheben seien, um die Veranstaltung in ihrer Urform allen Bürgern zur Selbstorganisation zur Verfügung zu stellen.
Beim Kastenlauf in Fulda im Jahr 2006 brach sich ein 20-jähriger Teilnehmer einen Halswirbel, als er im Zielbereich mit einem Kopfsprung in einen vom Veranstalter aufgestellten Pool sprang. Der Mann ist seitdem querschnittgelähmt. [1]
Schweiz
Basler Harassenlauf
In der Schweiz findet alljährlich am 1. Mai ein Harassenlauf (Harasse: Helvetismus für Kiste) von Reinach nach Münchenstein statt.
Erstmals am 1. Mai 1994 führte eine Gruppe Basler Skater diesen Lauf aus. Ziel des Laufs war es, in Zweier-Teams die Strecke von über vier Kilometern zwischen dem Schwimmbad Reinach und dem Restaurant Seegarten in der Grün 80 zu absolvieren und eine mitgetragene Harasse Bier während des Laufs möglichst schnell leer zu trinken. Der Sieger erhielt das Pfand aller ins Ziel gebrachten Harassen.
Unter den Jugendlichen sprach sich dieser Anlass immer mehr herum, sodass jedes Jahr mehr Personen daran teilnahmen, bis die Organisatoren keine Kontrolle mehr darüber hatten. Doch der Harassenlauf hat mittlerweile in der Jugendszene eine so grosse Attraktivität, dass weiterhin Jugendliche diesen Lauf unternehmen, wobei jetzt der Spassfaktor und somit das „kollektive Besaufen“ im Vordergrund steht. Im Jahr 2007 nahmen zwischen 2000 und 3000 Personen teil. Auf ihrem Weg durch das Naturschutzgebiet der Reinacher Heide und durch das ehemalige Ausstellungsgelände der Grün 80 hinterliessen sie Abfälle. Da keine Organisatoren haftbar gemacht werden können, sieht sich die Polizei und die Gemeinden Reinach und Münchenstein ausserstande, etwas dagegen zu unternehmen. Als Lösung markierte man 2007 einen Alternativweg, der aber nicht begangen wurde.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Fuldaer Zeitung: Tragischer Unfall beim Fuldaer Kastenlauf vom 19. Juli 2006
Weblinks
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