Reichshallentheater

Reichshallentheater

Das Reichshallentheater (auch Reichshallentheater Stettiner Sänger) in Berlin, Leipziger Straße 77, war ein im 19. Jahrhundert vorhandenes Theatergebäude mit insgesamt mehr als 1000 Plätzen. Sein Innenraum war reich geschmückt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Theater wurde um 1874 im Zusammenhang mit der Erweiterung der Leipziger Straße fertiggestellt und stammt von dem Architekten Eberhard Titz.[1] In einem Reisebericht aus dem Jahr 1882 wird es bereits erwähnt[2]. Die Zeitpunkte seiner Einweihung und der späteren Beseitung sind aber nicht genau bekannt.

Es befand sich am Dönhoffplatz in Berlin-Mitte und diente als Varieté und als Sprechtheater. Im Parterre gab es, jeweils getrennt durch einen Mittelgang, beidseitig 10 Orchesterlogen, 107 Orchestersitze, daran schlossen sich – ebenfalls auf beiden Seiten – 290 Parkettsitzplätze für die Zuschauer an. Der erste Rang verfügte mittig über Balkonlogen, jeweils rechts und links mit rund 100 Plätzen. Seitwärts gab es gesonderte Fremdenlogen (je 16 Sitzplätze) und Proszeniumslogen (je 7 Sitzplätze). Die Plätze im ersten Rang wurden von viereckigen geschmückten Säulen getragen.[3] Weil seit 1883 hier die 1879 in Stettin gegründeten Stettiner Sänger regelmäßig auftraten, erhielt das Veranstaltungsgebäude diesen Zusatz.[4] Als Direktoren wurden 1921 Alexander Genée und für das Jahr 1930 Ferdinand Meysel genannt. – Die Energieerzeugung erfolgte mittels einer Dampfmaschine der Stuttgarter Maschinen- und Kesselfabrik von G. Kuhn.[5]

Persönlichkeiten dieses Theaters

  • Leo Fall, Geiger, war in den 1920er Jahren Orchestermitglied in diesem Theater.[6]
  • F. W. Hardt, Sänger[7]
  • Gebrüder Herrnfeld, zunächst Artisten, später mit eigenem Theater[8]
  • Walter Kollo, deutscher Operettenkomponist[7]

Namensvettern

In zahlreichen deutschen Städten gab es in den 1920er Jahren ebenfalls Reichshallen-Theater, darunter in:[9]

Aachen im Raths-Keller, Dortmund (1895 gegründet), Chemnitz, Erfurt[10], Essen (1890 gegründet), Görlitz (Capitol)[11], Hamburg, Iserlohn, Karlsruhe[12], Kiel (Reichshallen-Theater Hagen & Sander)[13], Köln (gegründet 1887), Nürnberg und Stuttgart.

Quellen

  1. Kurzinfo im Berlin-Lexikon bei Luise-Berlin zu Titz; allerdings ist hier die Adresse des Reichshallen-Theaters mit Chausseestraße angegeben
  2. Reise nach Berlin 1882; online, abgerufen am 6. April 2010
  3. Innenansichten des Theaters auf einer privaten Homepage; abgerufen am 6. April 2010
  4. Lukas Richter: Der Berliner Gassenhauer: Darstellung, Dokumente, Sammlung. Waxmann-Verlag, 2004, ISBN 978-3-8309-1350-4, S. 101 (online)
  5. Besitzverhältnisse der produzierten Maschinen: 1886 im Reichshallen-Theater
  6. Karl Bosl: Lebensbilder zur Geschichte der böhmischen Länder. Band 7, Collegium Carolinum, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, ISBN 3-486-47801-X. (online)
  7. a b PDF-Dokument mit einer Bestandsangabe im Schloss Wahn, hier: S. 87; abgerufen am 6. April 2010
  8. Marline Otte: Jewish identitites in German popular entertainment, 1890-1933. Cambridge University Press, ISBN 978-0-521-85630-0, S. 150 (online)
  9. Größere Varieté-Theater und Localitäten zur Abhaltung von Concerten, Schaustellung und so weiter; Liste online, gefunden am 6. April 2010
  10. Homepage Kinokritiker (online) mit Infos über Hanns Eisler; abgerufen am 6. April 2010
  11. Liste Alle Kinos, abgerufen am 6. April 2010
  12. Ulrich Liebe: Verehrt, verfolgt, vergessen. Beltz-Verlag, 2005, ISBN 978-3-407-22168-1, S.  230 (online)
  13. Findbuch aus dem Archiv NRW; nr. 53

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