- Reinhard Düchting
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Reinhard Düchting (* 13. März 1936 in Witten) ist pensionierter Professor für Mittellateinische Philologie.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Düchting begann 1957 in Heidelberg ein Studium zunächst der Evangelischen Theologie und Germanistik, nach einigen Semestern dann auch der Mittellateinischen Philologie, die in Heidelberg seit 1957 über ein von Walther Bulst gegründetes Seminar – nach München in Deutschland das zweite dieser Art – verfügte. 1965 wurde er dort bei Bulst promoviert mit einer Dissertation über Sedulius Scottus, anschließend erhielt er in der Nachfolge von Dieter Schaller die Assistentenstelle am Lehrstuhl von Walther Bulst.
Nach der Emeritierung von Bulst (1968) hielt Düchting die Lehre bis zur Berufung des Nachfolgers Walter Berschin im Jahr 1973 aufrecht. 1976 habilitierte er sich mit einer Schrift, die fünf Studien zu lateinischen Dichtungen des Früh- und Hochmittelalters vereinte und als Ganzes ungedruckt blieb, aus der jedoch in den 1980er-Jahren vier der fünf Untersuchungen in Form von Einzelartikeln veröffentlicht wurden.
Nach erfolgter Habilitation wurde seine Stelle 1978 in eine C2-Professur umgewandelt, auf der er bis zu seiner Entpflichtung im Jahr 2000 verblieb und die anschließend, bedingt durch den allgemeinen Rückgang der Immatrikulationen in Mittellateinischer Philologie, wieder in eine Assistenz umgewandelt wurde.[1]
Werk
Düchtings Dissertation über Sedulius Scottus, die 1968 im Druck erschien und erstmals das Corpus der 80 von Ludwig Traube (MGH Poetae III.1, 1896) herausgegebenen Gedichte aus dem Codex Bruxellensis 10615–10729 (ohne die Verse aus dem Liber de rectoribus christianis und die in der Zuschreibung unsicheren Gedichte aus dem Codex Bernensis 363) einer umfassenden textkritischen, metrischen, inhaltlichen und quellenkritischen Kommentierung unterzog, ist bis heute der wichtigste Beitrag zum Verständnis dieser carmina und neben der kritischen Neuausgabe durch Jean Meyers (CCCM 117, 1991) das maßgebliche Standardwerk geblieben.
Zusätzlich zur mittellateinischen Literatur, in der Lyrik und Metrik seine Schwerpunkte blieben, erweiterte Düchting sein Arbeitsgebiet – und das des Heidelberger Seminars – auch um die neulateinische Literatur, aus der er zahlreiche Schriften (u.a. von Hieronymus von Mondsee, Jakob Wimpfeling, Helius Eobanus Hessus, Justus Lipsius, Olympia Fulvia Morata, Georg Fabricius, David Chyträus, Jakob Friedrich Wendelinus) kommentierte und in Zusammenarbeit mit seinen Schülern Boris Körkel und Antje Kohnle zum Teil auch herausgab.
Zu seinen Arbeitsgebieten gehören außerdem die Heidelberger Regional- und Universitätsgeschichte, zu denen er durch eine Vielzahl von Veröffentlichungen und Vorträgen Beiträge geleistet hat.
Buchveröffentlichungen
- Sedulius Scottus. Seine Dichtungen. Fink, München 1968
- Studien zur lateinischen Dichtung des frühen und hohen Mittelalters. Heidelberg, ungedruckte Habilitationsschrift, 1976, daraus veröffentlicht:
- Versus de ordinibus. In: Mittellateinisches Jahrbuch 16 (1981), S. 217–222
- Wiedergefundene Versus Salomos III, in: Walter Berschin / Reinhard Düchtung (Hrsg.), Lateinische Dichtungen des X. und XI. Jahrhunderts. Festgabe für Walther Bulst zum 80. Geburtstag, Schneider, Heidelberg 1981, S. 118–128
- Amalar, Versus marini. In: Albert Lehner / Walter Berschin (Hrsg.), Lateinische Kultur im VIII. Jahrhundert. Traube-Gedenkschrift, EOS-Verlag, St. Ottilien 1989, S. 47–58
- Lothar in Xanten (Sedulius Scottus XXV): ein Fall irregeleiteter divinatio textus. In: Günter Bernt (Hrsg.), Tradition und Wertung. Festschrift für Franz Brunhölzl zum 65. Geburtstag, Thorbecke, Siegmaringen 1989, S. 85–96
- (Hrsg.) Georg Sohn, Rede vom Ursprung der Universität Heidelberg 1587. Faksimile der Erstveröffentlichung von 1615. Mit einem Nachwort. Winter, Heidelberg 1988 (= Jahresgabe 1988/89)
- (Hrsg.) Jakob Wimpfeling, Immunitatis & libertatis ecclesiastice statusq(ue) Sacerdotalis Defensio (Verteidigung der Immunität und der kirchlichen Freiheit und des Priesterstandes). Auisamentu(m) de concubinarijs no(n) absolue(n)dis quibuscu(m)q(ue) (Gutachten, daß allen im Konkubinat Lebenden nicht Absolution erteilt werden kann). Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche), Speyer 1990 (Nachwort S. 41-54)
- (Hrsg.) Johann Heinrich Jung-Stilling, Über den Geist der Staatswirtschaft. Manutius, Heidelberg 1990, (Nachwort S. 39–45)
- (Hrsg.) Heinrich Luden, Vom freien Geistesverkehr. Preßfreiheit, Censur, Buchhandel und Nachdruck. Nachdruck des Beitrags aus ›Nemesis‹. Heidelberg: Winter 1990 (= Jahresgabe 1990/91)
- (Hrsg. mit Hans Thurn): Vita Benedicti.Würzburg, Universitätsbibliothek, M. p. th. q. 8. Farbmikrofiche-Edition. Beschreibung der Bilderhandschrift, Edition der Bis-bini-Verse. Lengenfelder, München 1991 (= Codices illuminati medii aevi, 21)
- (Hrsg.) David Friedrich Strauß, Der Romantiker auf dem Throne der Cäsaren oder Julian der Abtrünnige. Faksimile der Ausgabe Mannheim 1847. Manitius, Heidelberg 1992
- (Hrsg.) Carmina Burana. Lieder der Vaganten. Lateinisch und Deutsch. Eine Auswahl. Nach Ludwig Laistner neu herausgegeben. 6. Aufl. (Neuausgabe), Schneider, Gerlingen 1993 (Nachwort S. 191–244)
- (Hrsg.) Albert Mays, Heidelberg gefeiert von Dichtern und Denkern. Mit einem Nachwort. Faksimile der Ausgabe Heidelberg 1886. Manutius, Heidelberg 1994
- (Hrsg. mit Boris Körkel) David Chytraeus, Kraichgau. De Creichgoia. Faksimile der Ausgabe Wittenberg 1561 mit Übersetzung und Nachwort. verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher 1999 (Nachwort S. 99–145)
- (Hrsg. mit Antje Kohnle) Jakob Wimpfeling, Lob des Speyerer Doms. Laudes ecclesiae Spirensis. Faksimile der Inkunabel von 1486. Pfälzische Landesbibliothek Speyer, Inc. 141. Edition, Übersetzung und Kommentar. Reichert, Wiesbaden 1999
- (Hrsg. mit Boris Körkel) Markus Friedrich Wendelinus, Wunder des Nil. Admiranda Nili 1623. Faksimileausgabe mit Dokumenten und Nachwort. Winter, Heidelberg 2000
- (Hrsg. mit Manfred Mindt) Johann Heinrich Jung-Stilling, Über die Ursprünge von Gebirgen und Erzgängen. De originibus montium et venarum metallicarum. Rede zur Übergabe des Prorektorates an derMarburger Universität am 1. Januar 1793. Lateinischer Originaltext und deutsche Übersetzung, mit Kommentar und Anmerkungen. Jung-Stilling-Gesellschaft e.V., Siegen 2004 (= Jung-Stilling-Studien, 5)
- (mit Carsten Juwig) Heidelberger Köpfe. Die Professorenporträts von Dénes v. Szebeny. Ausstellung im Universitätsmuseum Heidelberg 28. Oktober 2004 – 23. Januar 2005. Heidelberg 2004 [2. verb. und erw. Aufl. 2005] (= Universitätsmuseum Heidelberg, Kataloge, 1)
Literatur
- Hermann Wiegand, Zum Geleit. In: Boris Körkel u.a. (Hrsg.), Mentis amore ligati: lateinische Freundschaftsdichtung und Dichterfreundschaft in Mittelalter und Neuzeit. Festgabe für Reinhard Düchting zum 65. Geburtstag, Mattes, Heidelberg 2001, S. 1f.
Einzelnachweise
- ↑ Walter Berschin, 50 Jahre Mittellatein in Heidelberg, in: Mittellateinisches Jahrbuch 43 (2008), S. 161f.
Weblinks
- Bibliographie von Reinhard Düchting (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg)
- Veröffentlichungen von Reinhard Düchting im Opac der Regesta Imperii
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