Richard Skarabis

Richard Skarabis

Richard Hermann Skarabis (* 29. Mai 1895 in Dätzdorf (Dzierzkow), Kreis Jauer (Jawor); † 19. März 1990 in Kronberg im Taunus) war ein deutscher SS-Führer.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Nach dem Schulbesuch erlernte Skarabis den Besuch des Drehers. 1929 trat er in die NSDAP ein und 1931 wurde er Mitglied der SS. 1934 war Skarabis Führer des 3. Sturmbanns der 8. SS-Infanteriestandarte im schlesischen Landeshut.

Verwicklung in den „Röhm-Putsch“

Im Juni/Juli 1934 war Skarabis in die als Röhm-Putsch bekannt gewordene politische Säuberungswelle der Nationalsozialisten vom Frühsommer 1934 verwickelt. Ende Juni nahm er an einer Besprechung bei Richard Hildebrandt, dem Befehlshaber des SS-Abschnittes XXI in Görlitz teil, bei dem er in die für den 30. Juni 1934 und die Folgetage geplanten Aktionen eingeweiht wurde. Skarabis soll bei dieser Gelegenheit eine Liste mit 15 Namen von Personen erhalten haben, die nach Anlauf der Aktion in seinem Zuständigkeitsbereich verhaftet werden sollten.

Am 30. Juni 1934 ließ Skarabis den lokalen SA-Befehlshaber Seewald und den Polizeichef Groehn verhaften. Zehn SS-Männer des 11. Sturmbanns der 8. SS-Standarte schickte er später los, um die auf der ihm ausgehändigten Liste verzeichneten Personen festzunehmen und sie ins SS-Hauptquartier oder ins Gefängnis des Landeshuter Amtsgerichtes zu bringen.

Am 1. Juli 1934 ließ Skarabis zwei ortsansässige Arbeiter erschießen: den Sozialdemokraten Robert Reh und den Kommunisten Ewald Köppel. Im Fall Reh beauftragte Skarabis seine Leute ausdrücklich, diesen an einem geeigneten Ort ohne Zeugen zu liquidieren. Da Reh zu Hause in Anwesenheit seiner Frau und zwei Kinder angetroffen wurde, wurde er nicht an Ort und Stelle umgebracht, sondern von den SS-Leuten unter dem Vorwand, dass er ihnen ein kommunistisches Waffenversteck zeigen sollte, aus der Stadt geführt. Im Stadtwald von Landeshut wurde er nahe dem örtlichen Steinbruch von dem SS-Mann Bümmel durch einen Kopfschuss getötet. Anschließend schoss ein anderer SS-Mann noch in Rehs Körper.

Den Kommunisten Köppel, der früher schon einmal in einem KZ eingesessen hatte, ließ Skarabis zunächst nur verhaften. Nachdem Köppel im Gefängnis gegen seine Festnahme anhaltend durch lautes Schreien und Toben protestierte, ging Skarabis mit dem SS-Mann Hartmann ins Gefängnis. Er schickte Hartmann zur Zelle Köppels, mit dem Befehl, diesen eindringlich zu ermahnen, sich zu beruhigen und, falls Köppel sich nicht beruhigen würde, „mit ihm kurzen Prozess machen und ihn zu erschießen“.[1] Hartmann führte den Befehl aus, indem er Köppel aufforderte sich zu beruhigen und ihn, als er weiterhin meuterte, erschoss. Skarabis belobigte Hartmann anschließend für die Exekution.

Spätere Aktivitäten

Während des Zweiten Weltkrieges war Skarabis von 1940 bis 1941 Referent in der Umwandererzentralstelle in Łódź unter Hermann Krumey.

1941 war Skarabis, damals im Rang eines Sturmbannführers, kurzzeitig provisorischer Lagerkommandant von Theresienstadt. Seiner eigenen Aussage zufolge verbrachte er etwa acht Wochen in Prag und Theresienstadt. Im September 1941 übergab er sein Kommando an Siegfried Seidl.[2]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Skarabis wegen Beihilfe zum Totschlag in den Fällen Köppel und Reh zu vier Jahren Haft verurteilt.[3] Etwas über zweieinhalb Jahre davon galten durch die Untersuchungshaft als verbüßt, die übrigen 486 Tage wurden in eine dreijährige Bewährungsstrafe umgewandelt. 1987 zog Skarabis von Wolfenbüttel nach Kronberg in den Taunus, wo er mit fast 95 Jahren verstarb.

Literatur

  • Tomás Fedorovic: Richard Hermann Skarabis. In: Theresienstädter Studien und Dokumente = Terezin Studies and Documents. Nr. 11/2004, ZDB-ID 1233756-0, S. 247–260.
  • Otto Gritschneder: „Der Führer hat Sie zum Tode verurteilt ...“. Hitlers „Röhm-Putsch“-Morde vor Gericht. Beck, München 1993, ISBN 3-406-37651-7.

Einzelnachweise

  1. Tomás Fedorovic: Richard Hermann Skarabis. In: Theresienstädter Studien und Dokumente = Terezin Studies and Documents. Nr. 11/2004, ZDB-ID 1233756-0, S. 250.
  2. http://www.ghetto-theresienstadt.info/pages/s/skarabisr.htm.
  3. Otto Gritschneder: „Der Führer hat Sie zum Tode verurteilt ...“. Hitlers „Röhm-Putsch“-Morde vor Gericht. Beck, München 1993, ISBN 3-406-37651-7, S. 113.

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