Rolf Holle (Kriminalbeamter)

Rolf Holle (Kriminalbeamter)

Rolf Bernhard Holle (* 21. Januar 1914 in Leipzig; † 25. Oktober 2004) war einer der Gründer des Bundeskriminalamtes (BKA) in Wiesbaden.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Rolf Bernhard Holle, geboren als Sohn des Kaufmanns Erich Holle, schloss sich früh der nationalsozialistischen Bewegung an. Bereits 1930 gehörte er dem Nationalsozialistischen Schülerbund an, 1933 der SA, ab 1937 der NSDAP. Nach dem Abitur studierte Holle vier Semester Jura – jedoch ohne Abschluss – und trat Ende 1937 in den Dienst der Kriminalpolizei. 1938/39 besuchte er als jüngster Teilnehmer die „Führerschule der Sicherheitspolizei“ in Berlin. Mit dem Abschluss der Führerschule wurde er in die SS aufgenommen. Anfangs war Holle Kommissariatsleiter in Erfurt, später in Berlin-Charlottenburg. Ab Mai 1942 leitete er im Rang eines SS-Hauptsturmführers und Kriminalkommissars ein Kommissariat bei der Kriminalgruppe M (Mord) im Polizeipräsidium am Alexanderplatz. Hier klärte Holle einen Aufsehen erregenden Kriminalfall: Ein Reichsbahner hatte Ende 1943 eine jüdische Dienstverpflichtete (Zwangsarbeiterin) und ihre Tochter ermordet und die Leichenteile während eines nächtlichen Luftangriffes in der Berliner Innenstadt verstreut. Holle ermittelte in ständigem Kontakt mit der Gestapo den Täter, der 1944 von einem Sondergericht zum Tode verurteilt und in Plötzensee hingerichtet wurde. Die Juden, die in engem Kontakt mit den ermordeten Vera und Eva Korn standen, kamen in Konzentrationslager.

Mitte 1944 schied Holle bei der Mordkommission aus und wurde mit der Aufdeckung von Wehrwirtschaftsverbrechen betraut. Am 24. April 1945 wurde Holle aus dem umkämpften Berlin abkommandiert, um das Fahndungskommissariat in Schwerin zu leiten. Als auch hier die Truppen der Alliierten anrückten, erhielt er Anfang Mai 1945, wenige Tage vor der Kapitulation, den Befehl, Polizeiaufgaben im unbesetzten Kiel zu übernehmen. Hier wurde er am 27. Juni 1945 als Leiter des Einbruchskommissariats von den Militärbehörden entlassen. Holle arbeitete danach als Bauarbeiter und ab September 1945 als Angestellter eines Steuerberaters.

Holle durchlief ein Verfahren zur Entnazifizierung und wurde am 20. Oktober 1946 als „Entlasteter“ eingestuft. Zum 15. März 1947 stellten ihn die britischen Behörden als Kriminaloberinspektor ein. Als die Briten für ihre Besatzungszone ein zentrales Kriminalpolizeiamt mit Sitz in Hamburg einrichteten, wurde Holle der strategische Kopf des Amts. Er arbeitete von Anfang an darauf hin, das Hamburger Amt zum Kern einer neuen zentralen Bundespolizei zu machen. Dies gelang ihm mit einer Seilschaft von sechs weiteren Teilnehmern (also 7 der 36 Teilnehmer) des 13. Kriminalkommissar-Anwärterlehrgangs 1938/39. Sein Lehrgangskamerad Paul Dickopf wurde ab 1965 Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holle sein Vertreter.

Holle wurde am 1. September 1951 zum Regierungs- und Kriminalrat, am 1. September 1953 zum Oberregierungs- und Kriminalrat befördert, und er leitete die Abteilung Inland. Seine Karriere im Amt ging ununterbrochen weiter. Am 7. Juli 1961 folgte die Beförderung zum Regierungskriminaldirektor, am 30. August 1966 die zum Leitenden Regierungskriminaldirektor und am 1. Juni 1970 zum Abteilungspräsidenten. Zuletzt war er für das Kriminalistische Institut beim BKA tätig. Nach schwerer Krankheit ging Holle im Zuge der Umstrukturierung des Bundeskriminalamtes mit 58 Jahren am 30. Juni 1972 vorzeitig in den Ruhestand. Mit seinem Ausscheiden wurde zum ersten Mal beim BKA eine offizielle „Vize-Präsidenten“-Position eingerichtet, die mit Werner Heinl besetzt wurde.

Werke

  • Kriminaldienstkunde. Hagedorn, Hannover o. J. (1948). Neuauflage: 3 Teile. Wiesbaden 1956–1958.
  • Die Sittlichkeitsdelikte im Spiegel der polizeilichen Kriminalstatistik (1953–1962). Wiesbaden 1964.
  • Diebstahl und Raub im Spiegel der polizeilichen Kriminalstatistik. Wiesbaden 1966.
  • Kriminalpolizeiliche Nachrichtensammlung und- auswertung. Wiesbaden 1966.
  • mit Paul Dickopf: Das Bundeskriminalamt. Boldt, Bonn 1971, ISBN 3-87086-036-7.

Literatur

  • Dieter Schenk: Die braunen Wurzeln des BKA. Fischer, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-596-15782-X.
  • Michael Klein: Vera und der Braune Glücksmann. Wie der NS-Staat einen Judenmörder hinrichtete. Eine wahre Geschichte. Neuer Europa Verlag, Leipzig 2006, ISBN 3-86695-480-8.

Weblinks


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