Romanèchit

Romanèchit
Romanèchit
Romanechite.jpg
Romanèchite, Fundort: Marquette County, Michigan/USA.
Chemische Formel (Ba,H2O)2(Mn+4,Mn+3)5O10
Mineralklasse Oxide
04.DK.10 (nach Strunz)
07.09.02.01 (nach Dana)
Kristallsystem monoklin, prismatisch
Kristallklasse 2/m, Raumgruppe: C 2/m
Farbe grau, anthrazit bis schwarz
Strichfarbe braun-schwarz
Mohshärte 5 bis 6
Dichte (g/cm3) 4,7 bis 5
Glanz halbmetallisch bis matt
Transparenz undurchsichtig
Bruch uneben
Spaltbarkeit fehlt
Habitus meistens traubenförmig, Nadeln sehr selten
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten löslich in HCl unter Chlorentwicklung
Ähnliche Minerale Psilomelan

Romanèchit ist ein häufiges Manganerz mit der chemischen Zusammensetzung (Ba,H2O)2(Mn+4,Mn+3)5O10. Es bildet den Hauptbestandteil von Psilomelan, das heute nicht mehr als eigenständiges Mineral, sondern als eine Mischung verschiedener Manganoxide, wie Romanèchit, Hollandit und anderen, angesehen wird. Aus diesem Grund kann Romanechit auch nicht als eine Varietät des Psilomelans angesehen werden, bzw. sollten die beiden Namen nicht synonym verwendet werden.

Seine Mohssche Härte beträgt 5 bis 6 und seine Dichte liegt im Bereich von 4,7 bis 5 g/ml. [1][2]

Romanechite (Museo de La Plata)

Inhaltsverzeichnis

Besondere Eigenschaften

Das in der Tunnelstruktur des Romanèchit eingelagerte Wasser entweicht bei über 200 °C. In konzentrierter Salzsäure löst sich das Mineral auf, wobei sich Chlor entwickelt (vgl. die chemischen Reaktionen von Mangan(IV)-oxid).

Etymologie und Geschichte

Benannt wurde das Mineral nach der Typlokalität Romanèche, Saône-et-Loire/Frankreich.

Klassifikation

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Romanèchit in die erweiterte Klasse der Oxide, mit einem Metall-Sauerstoff-Verhältnis von 1:2, mittelgroßen bis großen Kationen ein, die weiterhin eine Tunnelstruktur aufweisen. Hier bildet es mit Kryptomelan, Strontiomelan und Todorokit die Gruppe 04.DK.10.

Ganz ähnlich wird Romanèchit in der, vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana, eingeordnet. Hier fällt das Mineral in die Klasse der mehrfachen Oxide, wo es in der Kryptomelangruppe unter der Nummer 07.09.02.01 zu finden ist.

Bildung und Fundorte

Romanèchit ist ein Verwitterungsprodukt von magnesiumhaltigen Oxiden, Carbonaten oder Silikaten. Es kommt typischerweise vergesellschaftet mit Hämatit, Baryt, Pyrolusit, Quarz und anderen Manganoxiden vor. Romanechit ist ein weit verbreitetes Mineral und kommt weltweit in vielen Manganlagerstätten vor. Größere, historisches Stufen sind vor allem aus Romanèche, Saône-et-Loire/Frankreich bekannt. Weitere Fundorte sind Elgesburg und Öhrenstock in Thüringen, ferner die Manganerzlagerstätten von Cia turi/Georgien und Nikopl/Ukraine, sowie Lead Geo und die Horney-Inseln in Schottland.

Kristallstruktur

Romanèchit kristallisiert im monoklinen System, wobei kleine, ausgeprägte Kristalle in Form von Nadeln selten sind. Meistens bildet es traubenförmige Aggregate. Die Daten der Elementarzelle sind: a = 13.929, b = 2.8459, c = 9.678, beta = 92.39°, mit drei Formeleinheiten pro Elementarzelle.

Nach Klockmann [3] bildet das Manganoxid im Romanèchit ein oktaedrisches Grüst, wobei der durch das Mn(II) bedingte, negative Ladungsüberschuss nicht durch Mn(IV) kompensiert wird, sondern durch die Einlagerung von Kationen in die großen Tunnelstruktur. Die Struktur ähnelt dabei der von Zeolithen. Nach Klockmann gibt es vom Romanèchit eine monokline und eine tetragonale Variante, wobei die tetragonale Variation dort als Kryptomelan bezeichnet wird und dem Romanèchit gleichgesetzt ist. Trotz der Ähnlichkeit der chemischen Zusammensetzung und der Kristallstruktur sind keine Mischkristalle zwischen Romanèchit, Hollandit, Coronadit, Todorokit und Woodruffit bekannt.

Verwendung

Romanèchit ist ein wichtiges Manganerz. Es wird überwiegend für die Herstellung von Stahl verwendet.


Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Romanechite, Webmineral.com
  2. Romanechite, Mindat.org
  3. Klockmann, Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie

Literatur

  • Zambonini F., Cagliotti V. – (1931) Nuove ricerche sulla composizione chimica della romanechite. Periodico di Mineralogia – Roma pp. 73-80.
  • Palache, Charles, Harry Berman & Clifford Frondel (1944), The System of Mineralogy of James Dwight Dana and Edward Salisbury Dana Yale University 1837-1892, Volume I: Elements, Sulfides, Sulfosalts, Oxides. John Wiley and Sons, Inc., New York. 7th edition, revised and enlarged: 670.

Weblinks


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