Romava

Romava

Romava (deutsch Romau) ist eine Wüstung in Südmähren, Tschechien. Sie befindet sich acht Kilometer südwestlich von Staré Město pod Landštejnem (Altstadt) im Okres Jindřichův Hradec (Bezirk Neuhaus) direkt an der österreichisch-tschechischen Grenze. Der Ort war als ein Breitangerdorf angelegt. Die Fluren des Ortes wurden an Staré Město pod Landštejnem (Altstadt) angeschlossen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Ort lag in 441 m ü.M am Romavský potok (Romaubach). Die Nachbarorte waren im Norden Staré Hutě (Althütten), im Nordosten Rajchéřov (Reichers), im Süden Radschin, südwestlich Reinberg-Dobersberg, im Westen Parten und Leopoldsdorf sowie Reingers im Nordwesten. Direkt am nordwestlichen Ortsrand lag der 4 ha große Romavský mlýnský rybník (Mühlteich). Romau war die südlichste Gemeinde des Bezirks.

Geschichte

Die Ortschaft wird erstmalig im Jahre 1375 unter dem Namen „Rabenau“ urkundlich erwähnt. In den Hussitenkriegen wird der Ort im Jahre 1420 niedergebrannt. Danach wird Romau im Jahre 1487 im Güterverzeichnis der Herrschaft als verödet angegeben. Der Ort verbleibt in diesem Zustand fast die nächsten 100 Jahre. Erst nach dem Romau im Jahre 1575 an die Herrschaft Neubistritz kam wurde der Ort wieder neu besiedelt. Die Siedler sprachen die "ui"-Mundart mit speziellen bairischen Kennwörtern, welche bis 1945 gesprochen wurde. Im Gegensatz jedoch zu den östlichen gelegenen Bezirken wurzelte diese Mundart im Nordbairischen, was darauf schließen lässt, dass die Siedler aus dem oberpfälzischen Raum stammten.[1]

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Romau im Jahre 1619 von kaiserlichen Truppen geplündert. Im Jahre 1645 wird der Ort von kaiserlichen Truppen und später von schwedischen Truppen unter Lennart Torstensson so schlimm verwüstet, dass er im Jahre 1654 abermals neu gegründet werden musste. Das neue Romau wurde am Nordhang des 639 m hohen Mühlberges gebaut. Seitdem ist die Namensform „Romau“ unverändert geblieben. Die Matriken des Ortes werden seit 1664 bei Neubistritz mitgeführt. Im Jahre 1880 wird ein großer Teich mit 60 ha trockengelegt, da ein Damm schadhaft war. Eine Freiwillige Feuerwehr wurde im Jahre 1892 gegründet. Die Mühle wurde im Jahre 1900 zu einer Strickerei umgebaut. Der größte Teil der Romauer lebten von der Vieh- und Landwirtschaft. Neben verschiedenen Getreidesorten wurden auch Kartoffeln, Rüben und besonders Flachs angebaut. Wegen des Klimas und des Bodens war der Weinbau in diesem Gebiet nicht ertragbringend. Das Gemeindegebiet war weiters sehr reich an Wild (Hasen, Rehe, Rebhühner, Fasane und Wildenten). Das Flachs wurde in Heimarbeit aufbereitet, gesponnen und danach in einer Weberei weiterverarbeitet. Später wurde eine Maschinenstrickerei, ein Sägewerk und eine Mühle im Ort errichtet.

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Friedensvertrag von Saint Germain[2],1919, wurde der Ort, dessen Bewohner im Jahre 1910 ausschließlich der deutschen Sprachgruppe angehörten, Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. In der Zwischenkriegszeit kam es durch Neubesetzung von Beamtenposten und neuen Siedlern zu einem vermehrten Zuzug von Personen tschechischer Nationalität.[3] Im Jahre 1929 wurde ein Grenzwachhaus gebaut, welches ab 1939 als Kindergarten genutzt wurde. Nach dem Münchner Abkommen, 1938, kam der Ort an das Deutsche Reich und wurde ein Teil des Reichsgau Niederdonau.

Im Jahre 1941 erhielt die Freiwillige Feuerwehr von Romau eine Motorspritze. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der 22 Opfer unter den Bewohnern von Romau forderte, kam die Gemeinde wieder zur Tschechoslowakei zurück. Noch vor dem Potsdamer Kommuniqués (Protokoll) vom August 1945, – völkerrechtlich kein verbindlicher Vertrag – welches den „geordneten und humanen Transfers“ deutscher „Bevölkerungsteile“ aus der Tschechoslowakei vorgabt, wurden die deutschen Bürger von Romau am 28. Mai 1945 in einer „Wilden Vertreibung“ über die Grenze nach Österreich vertrieben. Weiters wurde laut dem Beneš-Dekret 108 vom 25.Oktober 1945, das gesamte Vermögen der deutschen Einwohner konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt. In Übereinstimmung mit den ursprünglichen Überführungs-Zielen[4] des Potsdamer Kommuniqués verlangte die Rote Armee, im Januar 1946, den Abschub aller Sudetendeutschen aus Österreich nach Deutschland. Von den Vertriebenen Romauern konnten 47 Familien in Österreich bleiben, während die restlichen 36 Familien nach Deutschland abgeschoben werden mussten. [5]

Aufgrund der Nähe des Ortes zur österreichisch-tschechischen Grenze wurde der Ort im Jahre 1948 aufgelöst.

Wappen und Siegel

In der 2.Hälfte des 19. Jahrhunderts führte Romau einen bildlosen Gemeindestempel, welcher zwischen 1919 und 1938 zweisprachig war. Eine Abbildung eines früheren Gemeindesiegels konnte bis jetzt nicht gefunden werden.[6]

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 430 430 0 0
1890 431 431 0 0
1900 419 419 0 0
1910 385 385 0 0
1921 324 300 6 18
1930 264 233 10 21

[7]

Sehenswürdigkeiten

  • Kapelle Hl. Johannes von Nepomuk

Quellen und Literatur

  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden. Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X, S. 205f.
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 374. 
  • Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreise Neubistritz und Zlabings von A bis Z. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen/Steige 2006, S. 119f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Leopold Kleindienst:Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S.10
  2. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919 -1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
  3. Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche 1918 – 1938, München 1967
  4. Cornelia Znoy:Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
  5. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 374. 
  6. Hadam:Geschichte der Stadt und ehem. Herrschaft Neubistritz, 1981
  7. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984
48.94916666666715.185277777778

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