Scharfer Braun-Täubling

Scharfer Braun-Täubling
Scharfer Brauntäubling
Systematik
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: Sprödblättler (Russulales)
Familie: Täublingsartige (Russulaceae)
Gattung: Täublinge (Russula)
Art: Scharfer Brauntäubling
Wissenschaftlicher Name
Russula adulterina
Secr. (1833)

Der Scharfe Brauntäubling (Russula adulterina[1]; Syn.: Russula piceetorum[2]) ist ein Pilz aus der Familie der Täublingsartigen. Der braunhütige und scharfschmeckende Täubling mit dem dottergelben Sporenpulver ähnelt sowohl dem Braunen Ledertäubling als auch dem Heimtückischem Täubling. Man kann den recht seltenen Täubling in kalkreichen Gebirgsnadelwäldern unter Tannen und Fichten finden. Die Art ist unter Täublingsexperten nicht unumstritten, da der Täubling nur schwer von ähnlichen Arten abgegrenzt werden kann und er zudem von verschiedenen Autoren unterschiedlich interpretiert wird.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Fruchtkörper

Der Hut ist (7) 8–10 (–12) breit, zuerst gewölbt, später ausgebreitet und ähnlich wie er Braune Ledertäubling gefärbt. Die Farbpalette reicht von ocker bis (rötlich) braun. Die Mitte ist meist heller und kann auch mehr oder weniger ocker oder grünlich verfärbt sein. Der Rand ist lange Zeit glatt und erst im Alter höckrig gefurcht. Die Huthaut ist bei feuchter Witterung sehr schmierig und aufgequollen und lässt sich etwa bis zur Hälfte abziehen.

Die 7–12 mm hohen Lamellen stehen leicht entfernt. Sie sind stumpf und am Stiel mehr oder weniger angeheftet. Die jungen Lamellen sind cremeweißlich und verfärben sich später ockergelb. Das Sporenpulver ist dottergelb (IVe nach Romagnesi) gefärbt.

Der glänzende, weiße und niemals rot überlaufene Stiel ist 5–10 (–12) cm lang und 2–3 cm dick. Er ist jung relativ fest und voll, doch schon bald schwammig bis hohl. Im Alter wird der Stiel auch gelbgrau oder schwach bräunlich.

Das Fleisch ist trüb weiß oder bräunlich grau gefärbt und schmeckt zunehmend brennend scharf, wenn auch nicht ganz so scharf wie beim Heimtückischen Täubling. Der Geruch ist schwach fruchtig oder fehlt ganz, der Täubling riecht aber niemals nach Zedernholz. Die Guajakreaktion ist sehr stark ausgeprägt.[3][4][5]

Mikroskopische Eigenschaften

Die ziemlich heterogenen Sporen sind (7,5) 8–11 (–15) µm lang und 7–9,2 (–11,5) µm breit und mit starken, isoliert stehenden, 1,5 (–2) µm langen Dornen besetzt. Die zahlreichen Pleurozystiden sind oben zugespitzt oder konisch und ragen auffallend weit aus dem Gewebeverband heraus. Sie messen 100–130 × 10–15 (–18) µm und lassen sich mit Sulfovanillin unterschiedlich gut anfärben. Die Basidien tragen je vier Sterigmen und sind 52–60 µm lang und 13,2–16,5 µm breit.

Die Pileozystiden 5,6–11,5 µm breit, meist 1–2-fach septiert und tragen manchmal eine kürzere Endzelle. Ihre Sulfovanillinreaktion ist variabel oder schwach. Die Hyphenendzellen verschmälert, etwa 2,5–3,5 µm breit und teilweise verzweigt.[3][5]

Ähnliche Arten

  • Der Braune Ledertäubling (Russula integra) sieht makroskopisch sehr ähnlich aus, lässt sich aber mit einer Geschmacksprobe leicht identifizieren.
  • Ebenfalls ähnlich ist der Heimtückische Täubling (Russula badia). Sein Stiel oder die Lamellenschneiden sind oftmals rötlich überlaufen. Er schmeckt im ersten Augenblick mild und erst nach etwa einer Minute brennend scharf. Außerdem riecht er nach Zedernholz.
  • Der Scharfe Glanz-Täubling (Russula firmula) ist nur sehr schwer zu unterscheiden. Er kommt ebenfalls in Gebirgsnadelwäldern vor ist aber in der Regel etwas kleiner. Sein Hut ist nur selten über 7cm breit. Seine gleichfalls heterogenen Sporen sind zumindest statistisch gesehen etwas kleiner.
  • Eine weitere ähnliche Art ist Grüne Dotter-Täubling (Russula urens), der heute meist nur noch als Varietät des Purpurbraunen Dotter-Täublings angesehen wird. Er hat einen von Anfang an deutlich gerieften Hutrand und kommt normalerweise unter Laubbäumen vor. Seine Hyphen-Endzellen sind mehr oder weniger ausgesackt oder knotig.
  • Als letzte Art ist noch der Riesenspor-Täubling (Russula gigasperma) zu nennen, der in Laubwäldern vorkommt und nach Zedernholz riecht. Auch hier ist der Hutrand von Anfang an gerieft oder gefurcht.

Ökologie

Der Scharfe Braun-Täubling ist wie alle Täublinge ein Mykorrhizapilz, der vorwiegend mit Fichten aber auch mit Tannen eine symbiontische Partnerschaft eingeht.

Man findet den Täubling in artenreichen Bergmischwäldern, wie Rotbuchen-Fichten-Tannen- oder Labkraut-Tannenwäldern und den entsprechenden Fichtenforsten, aber auch in Waldmeister-Rotbuchenwäldern mit eingestreuten Fichten und Tannen. Der Böden sollte kalkreich und neutral bis alkalisch, aber nährstoffarm und frisch bis sickerfeucht sein.

Die Fruchtkörper erscheinen von Ende Juli bis Mitte Oktober im Berg- und höherem Hügelland.[5]

Verbreitung

Der Scharfe Braun-Täubling ist eine seltene vorwiegend europäische Art. Es gibt aber auch Nachweise aus den USA.[6]

Tabelle mit europäischen Ländern, in denen der Scharfe Braun-Täubling nachgewiesen wurde.[6]
Süd- Südosteuropa Westeuropa Mitteleuropa Osteuropa Nordeuropa!
Spanien,
Slowenien,
Kroatien[7]
Griechenland[8]
Frankreich,
Belgien
Österreich,
Deutschland
Schweden

Systematik

Infragenerische Systematik

Der Scharfe Braun-Täubling wird von Bon in die Untersektion Cupreinae (Urentinae nach Romagnesi) gestellt. Es ist eine Untersektion, die innerhalb der Sektion Insidiosinae (Subgenus Insidiosula) steht. Sie enthält meist kleine bis mittelgroße, mehr oder weniger scharf schmeckende Täublinge. Die Hüte sind farblich sehr variabel und am Rand meist deutlich gerieft. Das Sporenpulver ist intensiv gelb gefärbt. Nach r-DNA-Analysen ist die Art nahe mit dem Purpurbraunen Dotter-Täubling verwandt.[3]

Unterarten und Varietäten

  • Russula adulterina var. frondosae J. Blum 1953

Bedeutung

Die Art ist wie alle scharf-schmeckenden Täublinge ungenießbar.

Literatur

  • Russula adulterina (englisch). Russula Datenbank. CBS Fungal Biodiversity Center. Abgerufen am 23. Juli 2011.
  • H. Romagnesi: Russula adulterina (franz.). In: Les Russules d’Europe et d’Afrique du Nord (1967). MycoBank, the Fungal Website. Abgerufen am 23. Juli 2011.

Einzelnachweise

  1. Russula adulterina - Names Record. Index Fungorum / indexfungorum.org. Abgerufen am 6 September 2011.
  2. Synonyme von Russula adulterina. MycoBank / mycobank.org. Abgerufen am 6 September 2011.
  3. a b c Russula adulterina. Monographic Key to European Russulas (1988). In: The Russulales Website w3.uwyo.edu. S. 38, abgerufen am 23. Juli 2011 (PDF (1,4 MB), englisch, Übersetzung von M. Bons Russula-Schlüssel).
  4. Russula adulterina. Russulas. Micologia.biz Web de micología Europea, S. 162, abgerufen am 23. Juli 2011 (DOC, spanisch).
  5. a b c G. J. Krieglsteiner, A. Gminder, W. Winterhoff: Die Großpilze Baden-Württembergs. 2, Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0, S. 578.
  6. a b Russula adulterina. In: GBIF Portal / data.gbif.org. Abgerufen am 16 August 2011.
  7. Z. Tkalcec & A. Mešic: Preliminary checklist of Agaricales from Croatia V:. Families Crepidotaceae, Russulaceae and Strophariaceae. In: Mycotaxon. 88, 2003, ISSN 0093-4666, S. 289 (http://www.cybertruffle.org.uk/cyberliber/59575/0088/0289.htm cybertruffle.org.uk, abgerufen am 31. August 2011).
  8. Elias Polemis et al.: Mycodiversity studies in selected ecosystems of Greece: 5. Basidiomycetes associated with woods dominated by Castanea sativa (Nafpactia Mts., central Greece). In: Mycotaxon 115 / mycotaxon.com. 2008, S. 16 ff, abgerufen am 22 August 2011 (PDF).

Weblinks


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