Schwachreagierender Leder-Täubling

Schwachreagierender Leder-Täubling
Schwachreagierender Leder-Täubling
Systematik
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: Sprödblättler (Russulales)
Familie: Täublingsartige (Russulaceae)
Gattung: Täublinge (Russula)
Art: Schwachreagierender Leder-Täubling
Wissenschaftlicher Name
Russula sericatula
Romagn. (1958)

Der Schwachreagierende Leder-Täubling (Russula sericatula) ist ein Pilz aus der Familie der Täublingsartigen. Es ist ein seltener Täubling, der aufgrund seiner Hutfarbe an den Fleischroten Speise-Täubling erinnert, aber ein gelbliches Sporenpulver und eine feinsamtige Huthaut besitzt. Der mildschmeckende Täubling kommt in Laubwäldern meist unter Hainbuchen vor.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Fruchtkörper

Der Hut ist 5–10 (–13) cm breit und schnell niedergedrückt. Die Huthaut ist matt und leicht bereift, im Alter ist sie fast samtig oder feinkörnig. Sie ist bis zu 2/3 abziehbar. Der Hut ist meist rosa bis ockerbraun, lila-weinrot, violett bis schokoladenbraun und zur Mitte hin olivgrün gefärbt. Die Färbung erinnert stark an den Fleischroten Speise-Täubling.

Die Lamellen sind stumpfe oder bauchig und stehen ziemlich entfernt. In der Jugend sind sie elfenbeinfarben, später hell ocker bis gelblich. Bei Reife haben sie oft einen orangefarbenen Reflex. Das Sporenpulver ist hellgelb (IVab nach Romagnesi).

Der zylindrische und schnell hohl werdende Stiel ist 4–9 cm lang und 1–2 (–2,5) cm breit. Er ist weiß, wird aber schnell schmutzig grau und runzelig. Besonders zur Basis neigt er dazu, mehr oder weniger gelblichgrau-fleckig zu werden oder zu bräunen.

Das weiche Fleisch ist weiß oder leicht gräulich, bei starker Durchwässerung auch grau. Es schmeckt mild und hat einen schwachen, oft gar nicht wahrnehmbaren Geruch. Die Guajakreaktion ist stark positiv. Mit Eisensulfat verfärbt sich das Fleisch schmutzig bis gräulich rosa.[1][2][3]

Mikroskopische Eigenschaften

Die 7–9 (–10) µm langen und 6–7 (–8) µm breiten Sporen tragen isoliert stehende, bis zu 1,3 µm hohe Stacheln. Die Pleurozystiden sind bis zu 80 (100) µm lang und 7-12 µm breit. Sie sind spindelförmig aber nicht oder nur leicht zugespitzt. Die Basidien messen 40–57 × 10–13  µm und tragen je vier Sterigmen.

Die Hyphen-Endzellen der Huthaut sind 2–4 (5) µm breit. Sie sind oft leicht keulig und gewunden und basal zylindrisch oder etwas erweitert oder aufgeblasen. Die Primordialhyphen 6-7 (8) µm, an der Spitze mehr oder weniger verschmälert und meist kräftig inkrustiert. Die Unterhaut (Subcutis) besitzt gewundene, aber nicht pseudoparenzymatisch verdickte Elemente. Die Saftröhren (Laticiferen) und Caulozystiden haben eine variable Sulfo-Benzaldehydreaktion.[1][2]

Ökologie und Verbreitung

Der Schwachreagierende Leder-Täubling ist wie alle Täublinge ein Mykorrhizapilz, der mit verschiedenen Laubbäumen eine symbiontische Beziehung eingeht. Sein wichtigster Wirt ist die Hainbuche, weit seltener dienen Rotbuchen oder Eichen als Partner.

Der Täubling wächst daher in verschiedenen Laubwäldern, besonders aber in Hainbuchen-Eichenwäldern auf sandigen bis lehmigen und neutral bis basischen Böden. Die Fruchtkörper erscheinen zwischen Juli und Oktober. Der Pilz kommt vom Tiefland bis in das untere Bergland vor. [2][4]

Der Täubling ist in Europa mäßig verbreitet in folgenden Ländern wurde er nachgewiesen:

Tabelle mit europäischen Ländern, in denen der Schwachreagierende Leder-Täubling nachgewiesen wurde.[5]
Süd-/Südosteuropa Westeuropa Mitteleuropa Osteuropa Nordeuropa
Italien,[6]
Slowenien,
Bulgarien[7]
Frankreich Deutschland, Österreich[8]

Der recht unbekannte und wohl auch recht seltene Täublig steht auf der Roten Liste in der Gefährdungkategorie RL3. In Österreich wurde der Täubling vereinzelt im Burgenland nachgewiesen.[8]

Systematik

Infragenerische Systematik

Der Schwachreagierende Ledertäubling ist die Typart der Untersektion Integroidinae, einer Untersektion die innerhalb der Sektion Lilaceae steht. Die Untersektion vereinigt mittelgroße Täublinge mit ocker- oder blass gelben Sporenpulver, deren Fleisch graut oder schwärzt. Das Fleisch schmeckt mild, in den Lamellen aber bisweilen deutlich scharf. Die Huthautdeckschicht (Epicutis) enthält inkrustierten Primordialhyphen aber keine Pileozystiden.

Bedeutung

Der Schwachreagierende Ledertäubling ist essbar, sollte aber abgekocht oder gut durcherhitzt werden.

Literatur

  • Russula sericatula (englisch). Russula Datenbank. CBS Fungal Biodiversity Center. Abgerufen am 25. Juli 2011.
  • H. Romagnesi: Russula sericatula (franz.). In: Les Russules d'Europe et d'Afrique du Nord (1967). MycoBank, the Fungal Website. Abgerufen am 25. Juli 2011.

Einzelnachweise

  1. a b Russula sericatula. Monographic Key to European Russulas (1988). In: The Russulales Website w3.uwyo.edu. S. 93, abgerufen am 25. Juli 2011 (PDF (1,4 MB), englisch, Übersetzung von M. Bons Russula-Schlüssel).
  2. a b c G. J. Krieglsteiner, A. Gminder, W. Winterhoff: Die Großpilze Baden-Württembergs. 2, Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0, S. 478.
  3. Russula sericatula. Russulas. Micologia.biz Web de micología Europea, S. 147, abgerufen am 25. Juli 2011 (DOC, spanisch).
  4. Russula sericatula in der PilzOek-Datenbank. In: pilzoek.de. Abgerufen am 21 August 2011.
  5. Weltweite Verbreitung von Russula sericatula. In: data.gbif.org. Abgerufen am 21 August 2011.
  6. Mirca Zotti et al.: The macrofungal checklist of Liguria (Italy). In: Mycotaxon. 105, 2008, ISSN 0093-4666, S. 167-170 (http://www.mycotaxon.com/resources/checklists/zotti-v105-checklist.pdf, abgerufen am 31. August 2011).
  7. Cvetomir M. Denchev & Boris Assyov: Checklist of the larger basidiomycetes in Bulgaria. In: Mycotaxon. 111, 2010, ISSN 0093-4666, S. 279–282 (http://www.mycotaxon.com/resources/checklists/denchev-v111-checklist.pdf, abgerufen am 31. August 2011).
  8. a b W. Dämon, A. Hausknecht, I. Krisai-Greilhuber: Datenbank der Pilze Österreichs. In: austria.mykodata.net. Österreichische Mykologische Gesellschaft, 2009, abgerufen am 2. September 2011.

Weblinks


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