SMS V 116

SMS V 116
Das Große Torpedoboot V 116 (Stapellauf 1918)

V 116 war das letzte Torpedoboot, das die Kaiserliche Marine im Ersten Weltkrieg in Dienst stellte. Der Entwurf markierte gleichzeitig den Höhepunkt des deutschen Torpedobootbaus bis zum Kriegsende und war später auch international wegweisend für viele Aspekte bei der weiteren Entwicklung von neuen Zerstörern.

Inhaltsverzeichnis

Typengeschichte

Die Kriegserfahrungen veranlassten die Kaiserliche Marine 1916, einen neuen Torpedobootstyp entwickeln zu lassen. Die neuen, im Vergleich sehr groß konzipierten Boote sollten nicht nur den modernen alliierten Zerstörern in allen Bereichen überlegen, sondern sogar in der Lage sein, verzögernde Gefechte mit Leichten Kreuzern aufnehmen zu können. Um diese taktische Rolle erfüllen zu können, wurde eine starke Bewaffnung mit 15-cm-Geschützen, 60-cm-Torpedorohren und eine Geschwindigkeit über 34 kn als Rahmen festgelegt.

Am 15. April 1916 vergab die Marine dann an vier Werften Aufträge zum Bau von jeweils drei Booten, also insgesamt zwölf Einheiten: S 113 bis S 115 bei den Schichau-Werken in Elbing, V 116 bis V 118 bei der AG Vulcan Stettin, G 119 bis G 121 bei der Germaniawerft in Kiel und B 122 bis B 124 bei Blohm & Voss in Hamburg. Aufgrund der sich verschlechternden Kriegslage kam es beim Bau allerdings zu Verzögerungen. Zwar liefen in den letzten Kriegsmonaten fast alle Boote vom Stapel, fertig gestellt wurde aber nur noch V 116. Die Indienststellung erfolgte am 31. Juli 1918.

Von den verbliebenen Booten konnte ein weiteres nach Kriegsende fertiggestellt werden: S 113, das am 5. August 1919 in Dienst kam. Die übrigen Boote wurden abgewrackt.

Technische Daten

V 116 war 107,5 m lang, 10,4 m breit und ging 3,8 m tief. Voll ausgerüstet verdrängte das große Torpedoboot 2360 Tonnen. Der Stahlrumpf war im Längs- und Querspantverfahren ausgeführt und in 13 wasserdichte Abteilungen unterteilt. Vier mit Öl befeuerte Doppelkessel erzeugten den Druck für zwei AEG-Vulkanturbinen, die mit je 45.000 PS auf die beiden Propeller wirkten und eine Höchstgeschwindigkeit von 34,5 kn ermöglichten. Die Reichweite lag bei einem maximalen Ölvorrat von 660 m³ und einer Marschgeschwindigkeit von 20 kn bei immerhin 2500 sm.

Die Bewaffnung bestand aus vier 15-cm-L/45-Schnellfeuerkanonen in Einzelaufstellung, auf dem erhöhten Vorschiff, auf dem Deckshaus hinter dem zweiten Schornstein, auf dem Deckshaus auf dem Achterschiff und am Heck. Die Kalibersteigerung von 10,5 cm auf 15 cm rückte den neuen Typ tatsächlich in den Bereich der britischen Leichten Kreuzer, deren Hauptartillerie aus 15,2-cm-Geschützen bestand. Vergleichbare britische Zerstörer verfügten dagegen standardmäßig über 12-cm-Kanonen.[1] 40 Minen konnten ebenfalls an Bord genommen werden.

Zusätzlich war V 116 mit zwei schwenkbaren 60-cm-Doppel-Torpedosätzen ausgerüstet, wobei der vordere zwischen den beiden Schornsteinen und der hintere zwischen den beiden Deckhäusern aufgestellt war. Vier Reservetorpedos waren ebenfalls an Bord.

Die Besatzung betrug 189 Mann.

Verbleib

Unmittelbar nach der Indienststellung gehörte das Boot bis zu seiner Auslieferung der sogenannten „Eisernen Flottille“ – einem Freiwilligenverband ehemaliger Angehöriger der Kaiserlichen Marine unter Aufsicht der Admiralität der Vorläufigen Reichsmarine – an.

Als Reaktion auf die Selbstversenkung der Hochseeflotte am 21. Juni 1919 in Scapa Flow forderten die Alliierten Ersatz von Deutschland. Betroffen waren neben umfangreichen Mengen an zivilem Schiffsraum nicht nur weitere Linienschiffe, sondern auch die noch verbliebenen modernen Kreuzer und Torpedoboote. Dazu gehörte auch V 116, das am 23. Mai 1920 an Italien ausgeliefert wurde und bis 1937 unter dem Namen Premuda in Dienst blieb.

Anmerkungen

  1. Ob das schwerere Geschütz auch wirklich seine Überlegenheit im Einsatz ausspielen konnte, kann aufgrund fehlender Kriegserfahrungen nicht beurteilt werden. Die Kriegsmarine des nationalsozialistischen Deutschland hat 20 Jahre später mit dem selben Kaliber eher negative Erfahrungen gesammelt, da sich das Kaliber als zu unhandlich, zu langsam und zu schwer für den Einsatz auf Zerstörern herausstellte.

Literatur

Harald Fock: Z-vor! – Internationale Entwicklung und Kriegseinsätze von Zerstörern und Torpedobooten 1914 bis 1939. Koehler, Hamburg 2001, S. 60 ff.


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