- Scapa Flow
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Scapa Flow ist eine Bucht, die sich aus der Lage der im südlichen Teil der Orkney (Schottland, Großbritannien) gelegenen Inseln Mainland, Burray, South Ronaldsay, Flotta und Hoy ergibt. Durch Scapa Flow verlaufen die Fährverbindungen zwischen Houton auf Mainland und Lyness auf Hoy sowie zur Insel Flotta.
Da die Bucht geschützt liegt, wurde sie in der Geschichte öfter als Naturhafen benutzt. Schon die Wikinger versammelten hier im 13. Jahrhundert ihre Schiffe und gaben ihr den Namen Skalpafloi. Auch zu Napoleons Zeiten spielte der Hafen eine wesentliche Rolle. Die Briten betrieben mit ihrer Flotte von dort aus Handelsbeziehung mit dem Baltikum. Noch heute erinnern einige Relikte aus dieser Zeit daran, so z. B. die 1813–1815 zum Schutz vor einer möglichen Invasion Napoleons erbauten Martello-Türme am Longhope im Südosten von Hoy. Die britische Marine richtete sowohl im Ersten Weltkrieg als auch im Zweiten Weltkrieg hier den Hauptstützpunkt ihrer Flotte ein. In beiden Weltkriegen drangen deutsche U-Boote in die Bucht ein.
Inhaltsverzeichnis
Erster Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg am 23. November 1914 konnte das U-Boot SM U 18 unter dem Kommando von Kapitänleutnant Heinrich von Hennig durch den Hoxa Sound, der Hauptzufahrt im Süden, in die Bucht eindringen. Es hatte sich einem einlaufenden Frachter angehängt und so die Sperren überwunden. Weil die Briten den Stützpunkt zu dieser Zeit geräumt hatten, fand U 18 kein lohnendes Ziel vor. Bei dem Versuch, sich abzusetzen, wurde das Boot von einem Minensucher entdeckt und gerammt. Die Besatzung stieg aus und geriet in Gefangenschaft.
Am 31. Mai 1916 lief die Grand Fleet, unter dem Kommando von Admiral John Jellicoe, von Scapa Flow zur Skagerrakschlacht aus. Am 5. Juni 1916 wollte der britische Kriegsminister, Lord Horatio Herbert Kitchener, an Bord des Panzerkreuzers HMS Hampshire nach Archangelsk fahren, um mit Russland wichtige Verhandlungen zu führen. Die Hampshire verließ Scapa Flow durch den Hoy Sound. Wenig später lief sie westlich von Mainland auf eine Seemine und sank binnen 15 Minuten. Es gab nur zwölf Überlebende, Lord Kitchener und mehr als 600 Crew-Mitglieder ertranken.
Am 18. Oktober 1918 versuchte UB 116 unter Oberleutnant zur See Hans-Joachim Emsmann mit einer freiwilligen Besatzung, in Scapa Flow einzudringen. Angeblich sollte der Hoxa Sound frei von Netzen und Minen sein. Doch das Gegenteil war der Fall. Durch zusätzlich installierte Unterwasserhorchgeräte vernahm man die Schraubengeräusche des deutschen U-Bootes und sichtete gegen 23:30 Uhr im Licht der Suchscheinwerfer dessen Sehrohr. Per Fernzündung wurde eine ganze Minensperre ausgelöst, die UB 116 vernichtete.
Nach dem Waffenstillstand wurden 74 Schiffe der deutschen Hochseeflotte in Scapa Flow interniert. Dort gab Konteradmiral Ludwig von Reuter am 21. Juni 1919 den Befehl zur Selbstversenkung der Flotte. Er vermutete, dass die deutsche Regierung den Friedensvertrag von Versailles nicht annehmen und deshalb am nächsten Tag wieder Kriegszustand herrschen würde. Die deutsche Flotte sollte den Briten nicht in die Hände fallen. Mit Ausnahme eines Linienschiffs, dreier Kleiner Kreuzer und von elf Torpedobooten versanken alle deutschen Schiffe. Die Wracks der Schiffe wurden zum größten Teil zwischen 1923 und 1939 unter der Leitung von Ernest Cox von seinem Unternehmen Cox & Danks gehoben, einige weitere Schiffe bis 1946 durch die Metal Industries Inc.. Es verblieben jedoch sieben Schiffe am Meeresgrund, die heute als beliebtes Ziel für Tauchausflüge dienen.[1]
(Siehe Hauptartikel: Selbstversenkung der Kaiserlichen Hochseeflotte in Scapa Flow)
Zweiter Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg gelang es dem deutschen Unterseeboot U 47 unter dem Kommando von Kapitänleutnant Günther Prien, am 14. Oktober 1939 durch den Kirk Sound in die Bucht von Scapa Flow einzudringen. Er konnte das britische Schlachtschiff HMS Royal Oak mit 1.400 Mann Besatzung versenken und danach den Hafen wieder verlassen. Prien und Scapa Flow wurden in der Folge durch die NS-Propaganda berühmt. Nach diesem Vorfall wurden sämtliche bis dahin nur durch Blockschiffe blockierten östlichen Zugänge durch feste Barrieren versperrt. Diese sogenannten Churchill Barriers wurden von italienischen Kriegsgefangenen erbaut. Durch sie sind die Inseln South Ronaldsay, Burray, Glimps Holm, Lamb Holm von Mainland aus befahrbar.
Nachkriegszeit
Die Flottenbasis blieb bis 1956 in Betrieb. 1977 erwarb der Rat der Orkneys das verlassene Gelände des Stützpunktes Lyness. Es wurde in den folgenden Jahren zum Besucherzentrum ausgebaut. Im April 1990 wurde das Scapa Flow Visitor Centre eröffnet. Im ehemaligen Pumpenhaus sind diverse Fotos, Modelle und Relikte ausgestellt. Vor dem Haus befinden sich u. a. zwei 15-cm-Geschütze der Kreuzer Karlsruhe und Bremse.
Literatur
- Ludwig von Reuter: Scapa Flow - das Grab der deutschen Flotte, Leipzig 1922
- Friedrich Ruge: Scapa Flow 1919. Gerhard Stalling Verlag, Oldenburg u. a. 1969
- Peter L. Smith: The Naval Wrecks of Scapa Flow. Orkney Press, Kirkwall 1989, ISBN 0-907618-20-0.
- Andreas Krause: Scapa Flow - Die Selbstversenkung der wilhelminischen Flotte. Ullstein, Berlin 1999, ISBN 3-550-06979-0.
- Günther Prien: Mein Weg nach Scapa Flow. Deutscher Verlag, Berlin 1940, (Auch: Lauke, Biebergemünd 2008, ISBN 978-3-00-263453-4).
Weblinks
Commons: Scapa Flow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Scapa Flow Harbour „The Best Natural Deep Water Harbour in NW Europe“ Offizielle Homepage des Hafens
- Tauchbericht von Linus Geschke in Spiegel Online
- Zeiten & Schicksal der einzelnen Schiffe
- Detaillierte Beschreibung des Angriffs von U-47
Einzelnachweise
- ↑ Des Kaisers versunkene Flotte. SPIEGEL online (28. Dezember 2008). Abgerufen am 28. Dezember 2008.
58.892222222222-3.05Koordinaten: 58° 53′ 32″ N, 3° 3′ 0″ WKategorien:- Ehemaliger Marinestützpunkt
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