- Germaniawerft
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Die Friedrich Krupp Germaniawerft war eine Werft am Ostufer der Hörn in Kiel-Gaarden. Es war die erste deutsche Werft, die U-Boote in größerem Umfang herstellte und ab 1935 einer der bedeutendsten Auftragnehmer der Kriegsmarine. Ab 1945 wurden die Anlagen auf Anordnung der britischen Besatzungsmacht demontiert und das Unternehmen aufgelöst.
Inhaltsverzeichnis
Von der Gründung 1867 bis 1918
1867 wurde das Unternehmen in Gaarden bei Kiel als Norddeutsche Schiffbaugesellschaft gegründet, bei der auch die Kaiserjacht Hohenzollern gebaut wurde. Das erste Schiff der Werft war der Aviso SMS Blitz aus dem Jahr 1881. Nach deren Konkurs 1879 übernahm die Schiff- und Maschinenbau-AG „Germania“ aus Berlin 1882 den nun als Germaniawerft firmierenden Betrieb, der 1896 von Krupp übernommen wurde.
Bei der Germaniawerft entstanden für die Kaiserliche Marine das Küstenpanzerschiff SMS Siegfried (Stapellauf 1889), die Linienschiffe Wörth (1892), Kaiser Wilhelm der Große (1899), Zähringen (1901), Braunschweig (1902) Hessen (1903), Deutschland (1904) und Schleswig-Holstein (1906), die Schlachtschiffe Prinzregent Luitpold (1912) und Kronprinz (1914); die Sachsen (1916) wurde nicht mehr fertiggestellt. Für die Kaiserliche Marine baute die Germaniawerft auch den Großen Kreuzer Kaiserin Augusta (1892) und die Kleinen Kreuzer Gazelle (1898), Nymphe (1899), Amazone (1900), Cöln (1909), Magdeburg (1911) und Karlsruhe (1912).
1902 wurde mit der Forelle eines der ersten U-Boote in Deutschland gebaut, das später vom Russischen Reich gekauft wurde. 1905 wurde mit U 1 auch das erste U-Boot an die Kaiserliche Marine übergeben. 1907 wurde eine Serie von drei U-Booten[1] für Russland fertiggestellt, weitere U-Boote auch für Norwegen, Italien und die Österreichisch-Ungarische Kriegsmarine hergestellt, die in zerlegtem Zustand per Bahn in den Kriegshafen Pola geliefert und dort montiert wurden.
Mit der 1908 fertig gestellten Schoneryacht Germania, nach Entwurf von Max Oertz für Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, wurde erstmals eine Rennyacht dieser Größe in Deutschland gebaut.
Vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs
Da infolge der Rüstungsbeschränkungen, die der Versailler Vertrag dem Deutschen Reich auferlegte, nach dem Ersten Weltkrieg Marineaufträge ausblieben, geriet das Unternehmen zu Beginn der 1920er Jahre in ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten. Der Betrieb sah sich nach neuen Tätigkeitsfeldern um und verlegte sich auf den Bau von Luxusjachten. Beschränkungen des Versailler Vertrages beim U-Boot Bau wurden durch die Tarnorganisation Ingenieurskantoor voor Scheepsbouw in den Niederlanden unterlaufen. In den Jahren der Weimarer Republik baute die Germaniawerft zahlreiche größere und kleinere Dampf- und Segeljachten, die hauptsächlich an amerikanische Millionäre geliefert wurden. So fertigte der Schiffbaubetrieb damals beispielsweise die Viermastbark Hussar II (1931) – die heutige Sea Cloud – oder die Motorjacht Orion (1929), die als Kreuzfahrtschiff Regina Maris bis zu Beginn dieses Jahrtausends im Mittelmeer und im Roten Meer verkehrte.
Unter der NS-Herrschaft und während des Zweiten Weltkriegs war die Germaniawerft wieder ein wichtiger Auftragnehmer der Kriegsmarine. Der Schwere Kreuzer Prinz Eugen lief 1938 vom Stapel. Auch der Auftrag für den Bau des Flugzeugträgers B ging an die Germaniawerft, allerdings wurde der Bau wieder eingestellt, um stattdessen die Produktion der U-Boote zu erhöhen. Auf der Werft wurden insgesamt 131 U-Boote gebaut (Typen II, VII, X B, XIV, XVII, XXIII), weitere 240 waren bestellt. 1944 hatte die Werft über 10.000 Angestellte, 11 % davon waren Zwangsarbeiter.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war die bereits teilweise zerstörte Germaniawerft eine der ersten Werften, die demontiert wurde. Dies hatte wütende Proteste der Bevölkerung der zerbombten Stadt zur Folge. Eine vom Oberbürgermeister Andreas Gayk mitorganisierte Demonstration gegen die Demontage blieb ohne Erfolg; das Unternehmen wurde aufgelöst und nicht wiederbelebt.
Spätere Nutzung des ehemaligen Werftgeländes
Auf dem ehemaligen Areal der Helgen befindet sich heute der Norwegenkai. Ende der 1960er Jahre erwarben die Howaldtswerke (HDW) den größten Teil des restlichen alten Werftgeländes am Ufer der Hörn und nutzten das Grundstück unter anderem als Lager- und Schrottplatz. Ab 1968 befand sich dort auch der U-Boot Bau der HDW im Werk Kiel-Süd, das 1989 geschlossen wurde. Seit den 1990er Jahren wird versucht, im Rahmen des Projekts Kai-City Kiel das brachliegende innenstadtnahe Gelände wiederzubeleben; u. a. mit dem Hochhauscenter am Germaniahafen und der Hörnbrücke für Fußgänger und Radfahrer.
Eine 1939 gebaute Halle, in der sich eine Kupferschmiede/Zinnerei und eine Werkstatt für Schiffsmotoren und Kompressoren der Germaniawerft befand, ist als Halle 400 ein Veranstaltungszentrum. Nördlich der Halle 400 wurde im Rahmen der Umgestaltung des Geländes zur Kai-City Kiel 1998 der Germaniahafen für Gastsegler und Traditionsschiffe angelegt.
Erhaltene Schiffe
- SM U 1 (1906), U-Boot der Kaiserlichen Marine, jetzt im Deutschen Museum in München
- Nusrat (1912), Minenleger, Mersin, Türkei
- Sedow (1921), Segelschulschiff der Russischen Marine, ex Magdalene Vinnen II, ex Kommodore Johnson
- Sea Cloud (1931 als Hussar II gebaut), Viermastbark
- Stadt Kiel (1934), Fahrgastschiff in Kiel
Das von der Germaniawerft 1920 gebaute Segelschiff Carthaginian II, das mehrere Jahre in Lahaina, Insel Maui, Hawaii, als Museum zu besichtigen war, wurde 2005 vor der dortigen Küste versenkt und ist seitdem ein beliebtes Ziel von Tauchern.
Siehe auch
Weblinks
Commons: Germaniawerft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- 1934–45 gebaute U-Boote der Germaniawerft auf uboat.net
Einzelnachweise
- ↑ Karp class submarine in der englischsprachigen Wikipedia
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