Chorprobe

Chorprobe

Unter einer Chorprobe versteht man das Treffen eines Chores mit dem Ziel der inhaltlichen Vorbereitung einer musikalischen Aufführung.

Inhaltsverzeichnis

Probeninhalte

Man unterscheidet inhaltlich drei Aspekte, die in einer Chorprobe zu leisten sind:

Allerdings kann man diese Bereiche nicht strikt trennen. Man kann durchaus bei einer technischen Übung die spätere Interpretation vorbereiten oder bei der Vermittlung des Notentextes Stimmbildung betreiben. Ein guter Chor „lernt nicht Noten - er lernt, wie man Noten singt“!

Probenmodelle

Professionelle Chöre

Professionelle Chöre haben für die Vorbereitung von Aufführungen und Konzerten in der Regel sehr wenig Vorbereitungszeit. Analog zu der Situation im Orchester müssen oft 2-3 zweistündige Proben ausreichen. Dieses hängt zum einen mit der Kostenrechnung zusammen: viele Proben kosten Geld, eine Aufführung kann daher - gerade bei größeren Besetzungen - schnell sehr teuer werden. Zum anderen müssen bei professionellen Chören wenige Proben im Block (d.h. zeitnah direkt vor der Aufführung) genügen, da diese Chöre (vor allem Rundfunkchöre) sehr viel mehr Projekte mit wechselnden Programmen durchführen als Laienchöre.

Kompensiert wird die kurze Probenzeit vor allem durch die Professionalität der zumeist durch ein Gesangsstudium ausgebildeten Chormitglieder, die sich selbstständig in den Notentext einarbeiten, so dass die Probenzeit ausschließlich für die Interpretation der Werke genutzt wird.

Projektchöre

Projektchöre sind überwiegend im semiprofessionellen Bereich anzutreffen; teilweise werden sie auch nur speziell für bestimmte Konzerte zusammengestellt. Geprobt wird in der Regel am Wochenende, oft auch über den ganzen Tag. Sinn dieses Probenmodus ist es, vor allem ambitionierte Sänger zu gewinnen, die sich nicht dauerhaft an einen Chor binden wollen („Chortourismus“) oder auch nur an bestimmter Chormusik auf einem bestimmten Niveau interessiert sind.

Laienchöre

Laienchöre treffen sich meist regelmäßig an einem Abend/Nachmittag in der Woche, seltener auch im 14-täglichen Abstand. Aufgrund des Klientels umfasst die Probe nicht nur die musikalische Gestaltung, sondern in erster Linie die Vermittlung von Notentext und Inhalten sowie technische Aspekte wie Stimmbildung oder Technik. Insgesamt steht hier der pädagogische Aspekt im Vordergrund. Im Gegensatz zum professionellen Bereich, in dem ganz konkret auf eine Aufführung hingearbeitet wird, spielt bei Laienchören oft die Repertoire-Pflege eine tragende Rolle.

Probenaufbau

Der Aufbau einer Chorprobe läuft zumindest im Laienbereich meistens nach den allgemeinen didaktischen und methodischen Grundsätzen des allgemeinen Unterrichts. Eine Chorprobe kann von daher z.B. folgenden Aufbau haben:

  • Sammlungs- und Einstiegsphase: Einsingen, Warming up, technische Übungen, Stimmbildung, Kanons, leichte Literatur, eventuell Überleitung ins Stück
  • Arbeitphase: Konzentriertes und detailliertes Arbeiten an einem Stück bzw. dem Ausschnitt eines Stückes; Einzelstimmendetails, Übergänge, stimmliche Einstellung
  • Wiederholungsphase: Bereits vertieftes Wiederholen und aufwärmen, evt. Kanon, Geburtstagsständchen etc.

Aus pädagogischer Sicht können zusätzlich Teile der Themenzentrierten Interaktion in die Probenarbeit mit einfließen.

Methodik

Chorprobe mit Instrument?

Die Quellenlage zur Probenmethodik aus älterer Zeit ist spärlich. Im Barock ist eine instrumentale Begleitung zur Sängerprobe dokumentiert:

„Nicht nur um die Schüler in dem genommenen Tone zu erhalten, sondern auch zugleich um ihnen das Ohr und die Stimme desto geschwinder zu bilden, ist es gut, wenn der Lehrmeister dieselben zu ihren Lectionen auf einem Flügel accompagnieret. “

Friedrich Wilhelm Mapurg: Anleitung zur Musik, 1763[1]

Friedrich Erhard Niedt empfiehlt 1708 ebenfalls den Einsatz von Instrumenten:

„Der Informator thut auch sehr wohl / wenn er seine Scholaren exerciret / daß er allezeit eine Fundament-Stimme / als Clavicimbel, Bass-Geige / Violdigamb, Fagott, oder was er mit dem Bass mit machen kan / darzu brauchet / denn dadurch wird nicht alleine das Gehör gescharfet / die Thone feste beygebracht / sondern das Judicium wird auch mit der Zeit so subtil gemachet / daß ein solcher Knabe zu unterscheiden weiß / obs recht oder unrecht gehet.“

Friedrich Erhard Niedt: Musicalisches ABC

Chorprobe beim Heidelberger Juristen Thibeaut

Eine Bildquelle aus dem 19. Jahrhundert zeigt eine Probe bei Anton Friedrich Justus Thibaut mit Unterstützung durch ein Tasteninstrument. Bis in das 20. Jahrhundert war auch die Violine ein häufig benutztes Probeninstrument, welches teilweise obligat an Lehrerseminaren unterrichtet wurde [2]. Kurt Thomas sieht eine Probe ohne Instrument bei A-Cappella-Musik als „Idealfall“ an[3]. Bei Chorwerken mit Instrumentalbegleitung dient das Klavier bei ihm dazu, den Chor an die temperierte Stimmung des Orchesters zu gewöhnen. Laut Martin Behrmann war das Klavier „früher einziges Hilfsmittel der Probentechnik; eine Zeitlang grundsätzlich verdammt, heute mit gezielter Aufgabenstellung wieder allgemein in der Chorpraxis üblich“[4].

Siehe auch

Literatur

  • Martin Behrmann: Chorleitung Band 1
  • Bettina Gratzki: Die reine Intonation im Chorgesang. Verlag für systematische Musikwissenschaft GmbH Bonn 1993 (Exzerpt)
  • Waldemar Klink: Der Chormeister
  • Friedrich Wilhelm Marpurg: Anleitung zur Musik
  • Kurt Thomas: Lehrbuch der Chorleitung

Einzelnachweise

  1. Friedrich Wilhelm Mapurg: Anleitung zur Musik S. 24
  2. Barbara Gratzki: Die reine Intonation im Chorgesang, S. 117
  3. Kurt Thomas: Lehrbuch der Chorleitung, Band 1, S. 113
  4. Martin Behrmann: Chorleitung S. 62

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