Karl-Friedrich Beringer

Karl-Friedrich Beringer

Hans Karl-Friedrich Beringer (* 7. Januar 1948 in Neuendettelsau) ist ein deutscher Chor- und Orchesterdirigent.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Beringer studierte am Meistersinger-Konservatorium in Nürnberg. 1970 gründete er noch während seines Studiums den Amadeus-Chor und das Amadeus-Orchester. Von 1976 bis 1978 übernahm er die künstlerische Leitung des Internationalen Jugendfestspielchores von Bayreuth. 1978 wurde er als Nachfolger von Hans Thamm zum Leiter des Windsbacher Knabenchores berufen. In kurzer Zeit führte er dieses Ensemble zu Weltruhm.

Beringer arbeitet mit namhaften Orchestern zusammen, insbesondere mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem Münchner Rundfunkorchester und dem Münchener Kammerorchester. Seit 1981 gastiert er regelmäßig bei in- und ausländischen Musikfestivals.

Aufgrund seiner außerordentlichen Verdienste um die Jugend wurde ihm 1986 vom damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Am 12. Februar 2008 erhielt Beringer die Ehrendoktorwürde der Augustana-Hochschule.

Im September 2010 kündigte er an, sein Amt als künstlerischer Leiter des Windsbacher Knabenchors Ende 2011 niederzulegen.[1]

Tourneen

Als Chor- und Orchesterdirigent ist Beringer regelmäßig zu Gast bei internationalen Musikfesten. Mehrfach leitete er Aufführungen seiner Windsbacher beim Bachfest Schaffhausen, beim Internationalen Bach-Fest Leipzig, bei den Brandenburgischen Sommerkonzerten, dem Schleswig-Holstein Musikfestival und dem Rheingau Musik Festival.

Konzerte mit dem Windsbacher Knabenchor führen ihn nicht nur ins europäische Ausland (Norwegen, Finnland, Malta, Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Belgien, Polen, Spanien, Griechenland...), sondern auch in den nahen Osten (Israel), den fernen Osten (China, Japan, Taiwan, Singapur), Australien, die USA und Südamerika (Brasilien, Argentinien, Uruguay).

Kritik an Beringers Arbeitsweise

Wiederholt wurde Beringer in den Jahren 2004 und 2005 von ehemaligen Sängern des Chores, Eltern und Mitarbeitern unpädagogisches Verhalten, psychische und physische Gewalt vorgeworfen. Sein Erziehungsstil sei autokratisch. Der Chorleiter verwechsle Disziplin mit Härte. Insbesondere wurden ihm der Gebrauch von Verbalinjurien, das psychische „Fertigmachen“ einzelner Schüler bis hin zu tätlichen Übergriffen zur Last gelegt.[2] Eine vom Kuratorium des Chors veranlasste Untersuchung endete mit einer Entlastung Beringers.

Am 16. Juli 2004 war im Büro des bayerischen Landesbischofs die E-Mail eines aufgebrachten Chorvaters eingegangen, der seinen Sohn kurz zuvor überraschend aus dem Internat geholt hatte. Sein Sohn, schrieb der Vater, habe bei der Chorprobe am 8. Juli allein vor dem Chor vorsingen müssen, und als er Fehler gemacht habe, sei Beringer »in seinem rauhen Ton« mit ihm ins »Gericht gegangen«. Er habe, um den Muskeltonus am Bauch des Sängerknaben zu prüfen und ihm das so genannte Stützen beizubringen, dem 13-Jährigen »mit seinen Händen so stark in die Seite gedrückt, dass dieser weinen musste«. Er, der Vater, habe daraufhin ehemalige Windsbacher Sänger kontaktiert und dabei von »Hämatomen« am Halse eines Knaben erfahren, die beim »Würgen« in der Chorprobe entstanden sein sollen. Sein Sohn habe bestätigt, dass Kinder im Chor gewürgt würden, dass der Chorleiter Kinder am Hals oder an den Ohren aus den Sitzreihen gezogen habe, sie »im Würgegriff durchgeschüttelt« und ihnen an den Kopf geklopft habe mit der Bemerkung, sie sollten doch ihr Hirn einschalten. Auch von Verbalattacken weiß der Vater zu berichten. »Wisst ihr, wie es ist, von Arschlöchern wie euch abhängig zu sein?«, pflege Beringer seinen Choristen entgegenzuschleudern, oder: "Die Scheiße in den Stimmen singt jetzt mal nicht mit".[3]

Auf einer von der Süddeutschen Zeitung im Internet veröffentlichten CD war zu hören, wie der Chorleiter die Knaben als "Arschlöcher" und "Saftärsche" bezeichnet. Die CD, die bereits aus dem März 2002 stammt, gibt nur einen einminütigen Zusammenschnitt einer insgesamt mehr als neun Minuten langen Proben-Aufnahme. Die evangelische Landeskirche geht in ihrer Pressemitteilung auf die Inhalte dieser Aufnahme, in der Beringer so laut schreit, dass sich seine Stimme überschlägt und er am Ende heiser wird, nicht ein.[4]

Nach dem Abschluss der staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen Beringer wegen tätlicher Übergriffe auf Sänger im Mai 2005 hätten sich keinerlei Hinweise darauf ergeben, dass der inzwischen eingeschlagene Weg des Miteinanders verlassen worden sei. Der Landeskirchenrat informiere sich regelmäßig über die Arbeit des Knabenchores.

Es erfolgte eine Strafanzeige, die mit einer Einstellungsverfügung endete.[5] Trotz Beringers Entlastung wurden Anfang 2006 neue Beschuldigungen gegen ihn erhoben[6], welche sich wiederum nicht bestätigen konnten.

Auszeichnungen

Tonträger

  • Enrique Crespo (Gesamtkonzept); Karl-Friedrich Beringer (Dirigent): Christmas around the world * German Brass mit dem Windsbacher Knabenchor. CD deutsch, Stuttgart, Kreuz Verlag, 1999
  • Felix Mendelssohn Bartholdy, Elias op. 70 Sibylla Rubens, Rebecca Martin, Markus Schäfer, Alexander Marco-Buhrmester, Deutsches Symphonie Orchester Berlin, Windsbacher Knabenchor, Leitung: Karl-Friedrich Beringer, Produktion: Sony Classical 2008
  • Wolfgang Amadeus Mozart, Requiem d-moll kv 626 Ruth Ziesak, Monica Groop, Thomas Cooley, Thomas Laske, Deutsches Symphonie Orchester Berlin, Windsbacher Knabenchor, Leitung: Karl-Friedrich Beringer, Produktion: Sony Classical 2009
  • Franz Schubert, Messe Nr.6 As-Dur Ruth Ziesak, Monica Groop, Thomas Cooley, Thomas Laske, Deutsches Symphonie Orchester Berlin, Windsbacher Knabenchor, Leitung: Karl-Friedrich Beringer, Produktion: Sony Classical 2010

Weblinks

Einzelnachweise

  1. PM Windsbacher Knabenchor: Ende einer Ära
  2. Bericht des Sonntagsblatts Evangelische Wochenzeitung für Bayern vom 17. Oktober 2004]
  3. Beringers Passion auf zeit.de (abgerufen am 29. September 2011)
  4. Tobsuchtsanfälle - Landeskirche verteidigt Chorchef auf sueddeutsche.de (abgerufen am 29. September 2011)
  5. Bericht des Sonntagsblatts - Evangelische Wochenzeitung für Bayern vom 26. Juni 2005
  6. Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 16. Januar 2006

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