Schiavonea

Schiavonea
Blick auf den Golf von Corigliano mit dem Ort Schiavonea an der Küstenlinie

Schiavonea (oder Marina Schiavonea) ist ein Ortsteil der süditalienischen Stadt Corigliano Calabro, Provinz Cosenza, Region Kalabrien. Der Ortsteil erstreckt sich über ca. 2 km an einem flachen Küstenabschnitt, der die Ebene von Sibari zum Ionischen Meer hin begrenzt. Eine langgestreckte Bucht formt hier innerhalb des Golfs von Tarent den Golf von Corigliano.

Der Ort lebt großenteils und ganzjährig von der Fischerei und der Landwirtschaft, sommers auch vom Tourismus.

Inhaltsverzeichnis

Sehenswürdigkeiten

Ältestes Bauwerk ist die Torre del Cupo aus dem 16. Jahrhundert, ein massives, turmartiges Bauwerk zum Schutz gegen die Piraterie der Barbareskenstaaten, die die Bewohner dieses Küstenstrich noch lange heimsuchte und einige von ihnen dem Sklavenhandel Nordafrikas zuführte. Im Jahre 1538 hatte der berüchtigte osmanische Korsar Khair ad-Din Barbarossa hier noch ungehindert sein Unwesen getrieben. Sehenswert ist auch der Santuario della Madonna della Schiavonea, eine Barockkapelle aus dem 17. Jahrhundert, deren Errichtung auf ein berichtetes Marienwunder zurückgeht. Das Madonnenbild der Kapelle wird besonders am 5. August verehrt, dem katholischen Festtag Madonna della Neve. Hierbei findet alljährlich eine nächtliche, von Kerzen und Fackeln illuminierte Bootsprozession auf dem Meer statt.

Prägend für das Erscheinungsbild des Ortskerns ist ferner der Quadrato, eine heute leerstehende klassizistische Marinekaserne aus dem 19. Jahrhundert, deren rechtwinkligen Innenhof vier eindrucksvolle Portalbauten sowie Magazine umschließen. Hauptattraktion des Ortes ist die Küstenpromenade namens Lungomare, an der sich zahlreiche gastronomische Einrichtungen, Wohnhäuser und Ferienwohnanlagen aufreihen. Parallel schließt sich ein ca. 200 m breiter, flacher Naturstrand aus Kies und Sand an, der von etlichen Strandclubs und zum Anlanden kleinerer Fischerboote genutzt wird. Der Strand eröffnet einen Panoramablick auf Schiavonea, das Meer, eine küstennahe Hügelkette des Silagebirges und das entfernt aufragende Gebirgsmassiv des Nationalparks Pollino. An der Nordwestseite des Ortes erstreckt sich der Porto di Corigliano, ein moderner Fischerei- und Handelshafen, der noch im Jahre 2010 regelmäßig von einer mittlerweile eingestellten Fährlinie aus Catania in Sizilien angesteuert wurde.

Mafia

In Schiavonea erschlug der Mafia-Killer Giorgio Basile, genannt Das Engelsgesicht, 1992 im Auftrag des örtlichen Carelli-Clans der 'Ndrangheta den vermeintlichen Polizeispitzel Edmondo Le Pera in einer eigens für die Tat angemieteten Ferienwohnung.[1] Diese Tat beging Basile gemeinsam mit seinem „besten Freund“, Domenico Sanfilippo, genannt Mimmo, den er allerdings 1997 in den Niederlanden eigenhändig umbrachte und in einen Kanalschacht warf. Ein weiterer Mord Basiles an einem Clan-Mitglied ereignete sich 1993, ebenfalls in Schiavonea.[2] Bereits in den Jahrzehnten zuvor hatte es in dem Küstenort viele Morde, Erpressungen und Korruptionen der 'Ndrangheta gegeben, gerade auch bei den Kriegen der Clans um Territorien und Vorherrschaft. Die italienische Justiz konnte aufgrund von umfassenden Geständnissen des 1998 in Deutschland verhafteten Giorgo Basiles den örtlichen Clan-Chef Santo Carelli, genannt La mammasantissima (deutsch: Die allerheiligste Mutter), vieler Verbrechen überführen und zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilen.

Tourismus

In der Nachkriegszeit, im Wesentlichen im Zusammenhang mit der Verbreitung des Automobils als Massenverkehrsmittel, entstand in Schiavonea der Tourismus. Aus kleinen Anfängen mit der Vermietung von Gästezimmern und Ferienwohnungen beginnend trägt er heute in den Monaten Juli und August das Bild des Massentourismus, wobei der Lungomare mit seinen Strandclubs, Diskotheken, Restaurants, Kiosken, Eisdielen, Hotels, Ferienwohnanlagen, Fahrgeschäften und Spielhallen das räumliche Zentrum dieser bedeutenden Einkommensquelle bildet. In den übrigen Monaten verläuft das Leben dort eher ruhig und beschaulich. Die meisten Urlaubsgäste kommen aus Süditalien.

Persönlichkeiten

In Schiavonea wuchs Gennaro Gattuso auf, ein bekannter Fußballspieler des AC Mailand und der italienischen Fußballnationalmannschaft.

Einzelnachweise

  1. Ulrich Andreas: Tödlicher Auftrag, Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL 35/2005 [1], abgerufen am 13. Juni 2011
  2. Wolfgang Krach: Drei Schüsse von hinten, Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL 7/1999 [2], abgerufen am 13. Juni 2011

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