Schibam Kaukaban

Schibam Kaukaban
Shibam/Kaukaban
Shibam von Kaukaban aus gesehen
Basisdaten
Gouvernement
Koordinaten 15° 30′ N, 43° 54′ O15.543.9Koordinaten: 15° 30′ N, 43° 54′ O
Höhe 2.900 m ü. NN
Einwohner 39.989 (2004) [1]
Blick über Shibam
Kaukaban

Schibam Kaukaban (auch: Shibam Kawkaban, arabisch ‏شبام كوكبان‎, DMG Šibām Kaukabān) ist eine Zwillingsstadt 50 km westlich von Sanaa im Jemen.

Die beiden zusammengehörenden Siedlungen entstanden zum Ende des ersten Jahrtausends in alter jemenitischer Naturstein-Architektur. Noch Mitte der 1980er Jahre handelte es sich um ein traditionelles Dorf, das etwa 2000 Einwohner beherbergte. Zusammen mit Thula war Schibam Kaukaban altsüdarabische, himyaritische Hauptstadt der Bani Yafur (7./8.Jahrhundert).

Inhaltsverzeichnis

Besonderheiten in Shibam

Shibam liegt am Fuße des Berges Kaukaban auf einer Höhe von 2580 m und damit etwa 360 m tiefer als Kaukaban. Die Stadt wurde direkt an den Fuß des Bergmassivs (aus markantem roten, gut gebankten kreidezeitlichen Tawilah-Sandstein)[2] gelehnt, wodurch eine besondere Verteidigung des Westens der Stadt entbehrlich war. Anders verhielt es sich mit dem offenen Osten der Stadt, der durch eine Stadtmauer mit drei Toren gesichert wurde. Reste dieser Wehranlage existieren bis heute. Ein Stadttor (das Bab Madinat Sam) weist sabäische Spolien auf.

Shibam besitzt eine Mehrzahl von Moscheen. Die Baukunst der ältesten Moschee (Große Moschee) repräsentiert die Prägung des Bauens des 9. Jahrhunderts im Jemen. Umschlossen von einer mächtigen Steinmauer – mit wenigen Öffnungen – bietet sich das Ensemble dar. Hohe Steinsäulen schlossen einen quadratischen Innenhof im altpersischen Apadana-Stil ein. Dieser war umgeben von Steinsäulen mit hölzernen Tragekonstruktionen für eine flache Dachkonstruktion. Die nördliche Gebetshalle galt als besonderes Prunkstück. Die Säulen türmten sich aus Säulentrommeln bis zur Decke der Moschee. Prachtvolle Decken mit reich geschnitzter und bemalter Holzarbeit warteten auf.[3] Eine Moschee entstammt der Zeit frühislamischer Baukunst und ist eine Freitagsmoschee.[4]

Weitere Sehenswürdigkeiten sind die ehemaligen Felsenwohnungen, eingelassen im Kaukaban-Massiv.

Besonderheiten in Kaukaban

Kaukaban spielte in der Zeit zwischen 841-997 eine entscheidende Rolle in der Geschichte des Jemen. Im Dorf begründete eine ansässige Familie die Dynastie der Dschufiriden. Mit den Fehlversuchen abbasidischer Herrschertruppen in den Jahren 843 und 844 im Jemen die Stadt Shibam zu belagern, versuchten die siegreichen Dschufiriden von Shibam/Kaukaban aus ihre Macht im jemenitischen Hochland auszudehnen. Erstmals in der islamischen Geschichte des Jemen gestaltete damit eine aus dem Jemen selbst stammende Dynastie die geschichtliche Szene. Im Jahr 847 konnte Sanaa erobert werden. Da die Statthalter der Stadt allerdings abbasidische Truppen zur Unterstützung gestellt bekamen, war die Belagerung nur von kurzer Dauer. Shibam selbst konnte stets verteidigt werden, sodass der Herrschaftsbereich vornehmlich südwärts bis Taizz ausgeweitet wurde. 872 wurde Shibam zur Hauptstadt der kaukabanischen Dynastie. Erst 997 erlosch die Dynastie.

Der Ort ist bekannt für seine Poesie und für folkloristische Tänze und Lieder.

Kaukaban ist eine Festung auf einem Berggipfel. Vom Berg Kaukaban besteht ein guter Panoramablick.[5] Dieser reicht beispielsweise zum markanten, nördlich gelegenen Zeugenberg Thula aus Tawilah-Sandstein, im Osten auf die Berge des Sanaa-Beckens und südwärts auf den höchsten Berg des Jemen und gleichzeitig höchste Erhebung auf der Arabischen Halbinsel, den 3665 m hohen Dschabal an-Nabi Schuʿaib. Kaukaban ist über einen steilen, gut ausgebauten Weg hinunter nach Shibam begehbar.

Kaukaban wurde im Bürgerkrieg zwischen 1962 und 1969 (insbesondere 1964) bei Luftangriffen stark zerstört. Viele Häuser wurden danach nicht mehr aufgebaut. Erhalten sind das Stadttor Bab al Hadiet (das eiserne Tor), nebst angegliedertem Fort aus Ziegelstein und eine große Zisterne am südöstlichen Ortsrand. Ebenfalls im Südosten Kaukabans gab es ein kleines jüdisches Viertel. Im Süden Kaukabans sind Reste der Stadtbefestigungsanlagen an der Steilkante des Hochplateaus erkennbar.

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik
  2. Dietrich Bannert, Von Sanaa nach Kawkaban: Geologie pur in Jemen-Report Jahrgang 39 Heft 2, 2008
  3. Ronald Lewcock: Jemenitische Architektur im Mittelalter S. 183 (s. Lit. - Werner Daum)
  4. Hans-Thomas Gosciniak, Kleine Geschichte der islamischen Kunst
  5. Gerhard Heck, Anfred Wöbcke, Arabische Halbinsel

verwendete Literatur

Weblinks


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