Scuderia De Tomaso

Scuderia De Tomaso
De Tomaso
Scuderia De Tomaso
Name Scuderia De Tomaso; Scuderia Isobel De Tomaso
Unternehmen De Tomaso
Unternehmenssitz Modena, Italien
Teamchef Alejandro de Tomaso
Statistik
Erster Grand Prix Italien 1961
Letzter Grand Prix Italien 1962
Gefahrene Rennen 2 Weltmeisterschaftsläufe und 4 Rennen ohne WM-Status
Konstrukteurs-WM
Fahrer-WM
Rennsiege
Pole Positions
Schnellste Runden
Punkte

Unter der Bezeichnung Scuderia De Tomaso nahm der italienische Renn- und spätere Sportwagenhersteller Automobili De Tomaso zwischen 1961 und 1963 werksseitig an Formel 1-Rennen teil. Zu Beginn seiner Aktivitäten wurde das Team alternativ unter Bezugnahme auf die Ehefrau und Geldgeberin des Betriebsinhabers Alejandro de Tomaso gelegentlich auch mit der Bezeichnung Isobel de Tomaso oder Scuderia Isobel de Tomaso gemeldet.

Das Team setzte selbst konstruierte Rennwagen ein, die von unterschiedlichen Fremdmotoren und in einem Fall auch von einem selbst entwickelten Achtzylindermotor angetrieben wurden. Die Einsätze beschränkten sich weitgehend auf kleinere italienische Rennen, die nicht zur Formel 1-Weltmeisterschaft zählten, und waren alles in allem erfolglos. Fahrer des Werksteams kamen bei sechs Einsätzen nur einmal ins Ziel. Zahlreiche Privatfahrer, die ebenfalls De Tomaso-Konstruktionen einsetzten, erzielten kaum bessere Resultate. Die Autos waren insgesamt nicht konkurrenzfähig. Ein wesentliches Problem waren die auf Serienmotoren beruhenden Triebwerke, die einerseits zu leistungsschwach und andererseits nicht belastungsfest waren.[1] Die Scuderia De Tomaso wird gemeinhin als das erfolgloseste Team der 1 ½-Liter-Ära der Formel 1 angesehen.[2]

Inhaltsverzeichnis

1961

Die Scuderia Isobel De Tomaso erschien erstmals am 14. Mai 1961 beim 19. Gran Premio di Napoli, einer nicht zur Weltmeisterschaft zählenden Rennveranstaltung auf der Rennstrecke von Posillipo, an der insgesamt 13 Fahrzeuge teilnahmen. Das Team meldete den De Tomaso F1-001 mit einem 1,5 Liter großen Vierzylindermotor von Osca; Fahrer war Roberto Bussinello. Er qualifizierte sich für den elften Startplatz und kam mit vier Runden Rückstand als Vierter ins Ziel. Es sollte die einzige Zielankunft eines werksseitig eingesetzten De Tomaso bleiben.

Zwei Monate später nahm De Tomaso am Formel-1-Rennen auf der Solitude teil. Bussinello fuhr hier den F1-003, der mit einem von Virgilio Conrero getunten Vierzylindermotor der Alfa Romeo Giulia ausgestattet war.[3] Im Qualifying kam er auf den vorletzten Startplatz – vor Peter Monteverdi in dessen selbst konstruiertem MBM. Ins Ziel kam Bussinello allerdings nicht. Nach 12 Runden erlitt er einen Motordefekt, aufgrund dessen er das Rennen beenden musste.

Das dritte Rennen des jungen Teams war der Gran Premio di Modena. Hier setzte De Tomaso den F1-004 mit Alfa-Motor für Bussinello und einen F1-001 mit Osca-Motor für Gastone Zanarotti ein. Bussinello qualifizierte sich für den 13. Startplatz, schied im Rennen aber wegen eines Motordefekts aus; Zanarotti hingegen verpasste bereits die Qualifikation.

Der eine Woche später abgehaltene Große Preis von Italien in Monza war der erste Weltmeisterschaftslauf, an dem die Scuderia Isobel De Tomaso teilnahm.[4] Bussinello fuhr erneut den F1-004 mit Alfa-Motor. Auch hier fehlte es dem Motor an Leistung und an Standfestigkeit: Vom 24. Platz aus ins Rennen gehend, fiel Bussinello kurz nach dem Start nach einem Motordefekt aus.[5]

1962

Die sportlichen Resultate der Rennen von 1961 hatten die mangelnde Konkurrenzfähigkeit der bisherigen, noch auf einer Formel Junior-Konstruktion beruhenden Autos deutlich werden lassen. De Tomaso verbrachte einen Großteil des folgenden Jahres damit, einen neuen Rennwagen und einen eigenen Motor für die Formel 1 zu entwickeln. Während die private Scuderia Settecolli den bekannten F1-002 mit Osca-Motor und Roberto Lippi als Fahrer bei einigen kleinen italienischen Rennen ohne Erfolg einsetzte, ruhte der Rennbetrieb der Scuderia De Tomaso bis in den Spätsommer 1962 hinein. Zwar hatte sich das Werksteam zum Großen Preis von Monaco 1962 gemeldet; dort trat es aber nicht an.

Stattdessen erschien die Scuderia De Tomaso erstmals beim Großen Preis von Italien im September 1962. Hier meldete sie den neuen De Tomaso 801, der von einem selbst entwickelten Achtzylinder-Boxermotor angetrieben wurde. Fahrer war der Argentinier Nasif Estéfano, der bislang vor allem Stock Car-Rennen in seinem Heimatland gefahren war. Estéfano konnte sich mit dem neuen De Tomaso nicht qualifizieren; mit einer Qualifikationszeit von 4 Minuten war er mit deutlichem Abstand Letzter im Zeittraining. Einen weiteren Einsatz in der Formel 1 hatte das Werksteam 1962 nicht.

1963

Auch 1963 erschien die Scuderia De Tomaso nur zu einem Rennen. Das Team ging beim Großen Preis von Rom im Mai 1963 an den Start. Zu diesem Rennen hatten sich 19 Fahrer vornehmlich privater Teams gemeldet. Sechs der Autos kamen von De Tomaso: Zwei Fahrzeuge meldete das Werksteam, vier weitere wurden Kundenteams an den Start gebracht.[6] Für die Scuderia De Tomaso fuhr Estéfano den 801 mit De Tomaso-Motor. Er qualifizierte sich für den neunten Startplatz, mußte aber bereits nach einer Runde mit Kupplungsdefekt aufgeben.[7] Das zweite Werksauto, ein neu aufgebautes Fahrzeug vom Typ F1, war mit einem Ford Holbay-Motor ausgestattet. Franco Bernabei konnte sich für den dritten Startplatz qualifizieren, schied aber nach 27 Runden wegen Motordefekts aus. Das beste Ergebnis für einen De Tomaso-Wagen erreichte Roberto Lippi, der im alten F1-002 Vierter wurde.

Zwar meldete sich die Scuderia De Tomaso noch zum Großen Preis von Großbritannien, der im Juli 1963 stattfand. Das Team erschien aber nicht rechtzeitig zum Qualifikationstraining.

Die weitere Entwicklung

Nach dem Großen Preis von Italien stellte De Tomaso das werksseitige Engagement in der Formel 1 ein. Roberto Lippi versuchte sich noch bis ins Jahr 1965 bei kleineren, nicht zur Weltmeisterschaft zählenden Veranstaltungen mit dem zunehmend veralteten F1-002. Bei einem Rennen stattete er den Wagen mit einem Ferrari 156-Motor aus, schaffte damit aber nicht einmal die Qualifikation.[8] Alejandro de Tomaso kündigte Ende 1963 die Entwicklung eines weiteren Motors an, der zwölf Zylinder haben sollte; dieses Triebwerk kam aber nie über die Projektphase hinaus.[9] Es folgten einige Fahrzeuge für die Formel 2 und Formel 3, die an Privatkunden verkauft wurden, insgesamt aber "nicht wettbewerbsfähig" waren.[10]

1970 kehrte der Name De Tomaso in die Formel 1 zurück; hier erfolgte der Renneinsatz allerdings nicht durch das Werk selbst, sondern durch den britischen Rennstall Frank Williams Racing Cars.

Literatur

  • Adriano Cimarosti: Das Jahrhundert des Rennsports. Stuttgart 1997, ISBN 3-613-01848-9
  • David Hodges: Rennwagen von A bis Z nach 1945. 1. Auflage Stuttgart (Motorbuch Verlag) 1994, ISBN 3-613-01477-7
  • David Hodges: A-Z of Grand Prix Cars 1906-2000, 1. Auflage London 2001, ISBN 1861263392 (engl.)
  • Mike Lawrence: Grand Prix Cars 1945-65. Motor Racing Publications (London) 1998. ISBN 1-899-87039-3
  • Pierre Ménard: La Grande Encyclopédie de la Formule 1. 2. Auflage, St. Sulpice, 2000, ISBN 2-940125-45-7 (frz.).

Weblinks

Ergebnisse von Formel 1-Rennen ohne Weltmeisterschaftsstatus

Einzelnachweise

  1. Ménard, S. 592.
  2. Lawrence: Grand Prix Cars 1945-65, S. 111: „De Tomaso must qualify as the absolute lemon of the 1 ½ litre Formula 1, beating even the dreadful ATS for that unenviable distinction.”
  3. Zu den Tuning-Maßnahmen gehörten überarbeitete Zylinderköpfe mit Doppelzündung; vgl. Hodges: Rennwagen von A-Z nach 1945, S. 78.
  4. Die erste Teilnahme eines De Tomaso F1 an einem Weltmeisterschaftslauf hatte bereits anlässlich des Großen Preises von Frankreich im Juli 1961 stattgefunden: Die Scuderia Serenissima hatte hier einen Kunden-De Tomaso mit Osca-Motor für Giorgio Scarlatti eingesetzt. Scarlatti hatte sich dort als Letzter qualifiziert und war nach 15 Runden wegen Motordefekts ausgeschieden.
  5. Rennergebnisse für nicht zur Weltmeisterschaft zählende Veranstaltungen des Jahres 1962 auf der Internet-Seite www.silhouet.com
  6. Die Scuderia Settecolli meldete für Roberto Lippi den F1-002 mit Maserati-Motor. Ein vergleichbar ausgestattetes Auto brachte Gastone Zanarotti an den Start. Roberto Campello ging mit dem F1-001 und Osca-Motor ins Rennen, und ein Fahrer namens „Condor“ setzte den F1-003 mit Alfa Romeo-Triebwerk ein.
  7. Lawrence: Grand Prix Cars 1945-65, S. 111.
  8. Biografie Roberto Lippis auf www.f1rejects.com
  9. Hodges: A-Z of Grand Prix Cars, S. 75.
  10. Hodges: Rennwagen von A-Z nach 1945, S. 78.

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