Seeschlacht am Yalu

Seeschlacht am Yalu
Seeschlacht am Yalu
Teil von: Erster Japanisch-Chinesischer Krieg
Chinesisch-japanisches Seegefecht im Jahr 1894
Chinesisch-japanisches Seegefecht im Jahr 1894
Datum 17. September 1894
Ort vor der Mündung des Yalu
Ausgang japanischer Sieg
Konfliktparteien
Befehlshaber
Ding Ruchang Ito Sukeyuki
Truppenstärke
8 Kreuzer
3 Panzerschiffe
5 Torpedoboote
8 Kreuzer
2 Panzerschiffe
2 weitere Schiffe
Verluste
850 Tote
500 Verwundete
fünf Kreuzer gesunken
schwere Schäden auf allen übrigen Schiffen
90 Tote
200 Verwundete
vier Schiffe schwer beschädigt

Die Seeschlacht am Yalu oder Seeschlacht im Gelben Meer (chinesisch 黃海海戰) fand am 17. September 1894 während des Ersten Japanisch-Chinesischen Krieges (1894–1895) statt. Die japanische Flotte konnte der chinesischen Beiyang-Flotte an der Mündung des Yalu im Gelben Meer eine entscheidende Niederlage beibringen, wobei die chinesische Flotte fünf Kriegsschiffe verlor.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Die chinesische Nord-Flotte war moderner als die anderen chinesischen Geschwader und erst 1882/83 in Dienst gestellt worden. Die stärksten Einheiten (Panzerschiffe Ting Yuen und Chen Yuen, jeweils 7792 t., 15,7 Knoten, Bewaffnung 4 x 30,5 cm und 2 x 15 cm Kanonen) waren in Deutschland gebaut worden (Vulcan-Werft/Stettin). Geführt wurde die Flotte von Admiral Ding Ruchang. Bei diesem handelte es sich um einen vormaligen Oberst der Kavallerie, der auf die Beratung von US-amerikanischem und deutschem Seepersonal angewiesen war. Aufgrund der damaligen desolaten Verhältnisse im späten chinesischen Kaiserreich (mandschurische Qing-Dynastie) litt die Flotte zudem unter dem Mangel an brauchbarer Munition. Dies stellte sich im Gefecht als verhängnisvoll heraus. So gab letztlich der bessere Ausbildungsstand und die höhere Feuergeschwindigkeit der japanischen Flotte den Ausschlag.

Verlauf

Admiral Ding, der einen Truppentransport eskortieren sollte, kommandierte bei der Ankunft an der Mündung des Yalu am 16. September das Küstenpanzerschiff Ping Yuen und zwei Torpedoboote ab, um die Transportgruppe den Yalu hinauf zu begleiten. So blieben ihm zehn Schiffe, die zur Deckung in der Flussmündung ankerten: die beiden Panzer-Turmschiffe Dingyuan (定遠 / 定远, auch Ting Yuen) und Zhenyuan (鎮遠 / 镇远, auch Chen Yuen), acht Geschützte Kreuzer (Yangwei (揚威 / 扬威), Chaoyong (超勇, auch: Chao Yung), Jingyuan (經遠 / 经远, auch King Yuen), Laiyuan (來遠 / 来远, auch Lai Yuen), Jingyuan (靖遠 / 靖远, auch Ching Yuen), Zhiyuan (致遠 / 致远, auch Chih Yuen), Guangjia (廣甲 / 广甲, auch Kuang Chia), Jiyuan (auch Tsi Yuen)) und drei Torpedoboote.

Am nächsten Tag, den 17. September um 10 Uhr kam von Südwesten her die Rauchfahne der japanischen Flotte unter Admiral Ito in Sicht. Ding ließ daraufhin seine Schiffe aus der Kiellinie in die Dwarslinie entwickeln und näherte sich von Nordosten in breiter Keilformation, deren Mitte die beiden Turmschiffe bildeten. Die vier Schiffe, welche die Truppen den Yalu hinauf begleitet hatten, folgten achteraus.

Die japanische Flotte war in zwei Divisionen geteilt. Die vier neuesten und schnellsten Kreuzer Yoshino, Takachiho, Akitsushima und Naniwa fuhren unter Konteradmiral Tsuboi Kōzō als „Fliegende Division“ voran, dahinter folgte ebenfalls in Kiellinie das Hauptgeschwader mit den Kreuzern Matsushima, Itsukushima, Hashidate und Chiyoda sowie den alten Panzerschiffen Fuso und Hiyei, dem Kanonenboot Akagi und dem bewaffneten Transporter Saikyo Maru.

Um 11.40 Uhr fanden die Gegner Sichtkontakt. Die vorausfahrende Fliegende Division hielt zunächst auf die chinesische Mitte mit den Panzerschiffen zu und schwenkte dann leicht nach Backbord auf Dings rechten Flügel, wo sich vier Kreuzer befanden. Als Tsuboi nahe genug heran war, schoss er mit seinen modernen Schnellfeuergeschützen auf die chinesischen Kreuzer, während er quer über ihren Bug dampfte.

Danach wandte sich Tsubois Fliegende Division nach Norden und beschoss die vier chinesischen Schiffe, die vom Yalu her kommend hinter Dings Schiffen herliefen. Nachdem sie abgedrängt waren, steuerte Tsuboi nach Süden und gelangte in den Rücken der chinesischen Hauptmacht, die inzwischen mit Itos Hauptgeschwader im Kampf lag. So konnte Dings Formation von zwei Seiten unter Feuer genommen werden, was die Schlacht entschied. Die chinesische Formation geriet in Unordnung, wobei der Kreuzer Chaoyong mit der ebenfalls abdrehenden Jiyuan kollidierte. Der Kreuzer Yangwei lief auf Grund.

Das japanische Hauptgeschwader umkreiste die westliche Kurse steuernden verbliebenen chinesischen Schiffe auf 2,3 km im Uhrzeigersinn. Dabei erhielten besonders die langsameren der japanischen Schiffe mehrere Treffer, obwohl die chinesischen Schiffe teilweise mit mangelhafter Munition ausgerüstet waren. Nach einem schweren Treffer zwischen der Bereitschaftsmunition auf seinem Flaggschiff Matsushima gegen 15.30 Uhr, der den Ausfall von mehr als hundert Mann verursachte, stieg Admiral Ito auf die Hashidate um. Tsubois Fliegendes Geschwader konnte schließlich die beiden Kreuzer Jingyuan/King Yuen und Jingyuan/Ching Yuen von den Panzerschiffen trennen und versenken.

Um 17.30 Uhr, nachdem beide Flotten fast ihre gesamte Munition verschossen hatten, brach Admiral Ito das Gefecht ab. Bis zur Dunkelheit behielten sich die Gegner in Sicht. Die Chinesen verloren fünf Kreuzer und erlitten schwere Schäden auf allen übrigen Schiffen, bei den Japanern wurden vier Schiffe schwer beschädigt.

Folgen

Nach der Niederlage in der Seeschlacht zog sich die chinesische Flotte zuerst nach Port Arthur zurück. Als dann auch dieser Hafen von japanischen Truppen bedroht wurde, folgte ein weiterer Rückzug nach Weihai in der Provinz Shandong. Nachdem die Japaner schließlich auch dort gelandet waren, kapitulierte die chinesische Flotte endgültig. Admiral Ding – allseits als integrer und tapferer Mann geschätzt – beging mit mehreren Offizieren Selbstmord. Das Panzerschiff Zhenyuan wurde von der japanischen Marine übernommen und war dort – leicht modifiziert – noch bis 1914 als Chin’en im Dienst. Ein Nachbau der Panzerschiffe ist heute im Hafen von Weihai zu besichtigen.

Aus dieser Schlacht wurde der Schluss gezogen, dass das Granatfeuer der Mittelartillerie einen hohen taktischen Wert besäße. Die Vielzahl an Bränden führte in der Folge zu einer 'Entholzung' der Kriegsschiffe.[1]

Literatur

  • Elmar B. Potter, Chester W. Nimitz: Seemacht. Eine Seekriegsgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart, Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft, Herrsching 1986, ISBN 3-88199-082-8

Einzelnachweise

  1. Georg v. Alten (Hrsg.): Handbuch für Heer und Flotte, Band 5, Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin 1913, S. 130 f.

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