Seeschlacht im Gelben Meer (1904)

Seeschlacht im Gelben Meer (1904)
Seeschlacht im Gelben Meer
Teil von: Russisch-Japanischer Krieg
Das russische Linienschiff Zessarewitsch
Das russische Linienschiff Zessarewitsch
Datum 10. August 1904
Ort Gelbes Meer, vor der Halbinsel Shandong, China
Ausgang Strategischer japanischer Sieg
Konfliktparteien
Naval Ensign of Russia.svg Russland
Naval Ensign of Japan.svg Japan
Befehlshaber
Wilhelm Withöft Tōgō Heihachirō
Truppenstärke
6 Linienschiffe
4 Geschützte Kreuzer
14 Torpedoboote
4 Linienschiffe
2 Panzerkreuzer
8 Geschützte Kreuzer
18 Zerstörer
30 Torpedoboote
Verluste
67 Getötete und 101 Verwundete 226 Getötete und Verwundete

Die Seeschlacht im Gelben Meer (jap. 黄海海戦, Kōkai kaisen; russisch Бой в Жёлтом море, Boi w Schjoltom more) war ein Gefecht vor der Halbinsel Shandong, China, während des russisch-japanischen Krieges. Die russische Flotte scheiterte bei dem Versuch aus dem Gelben Meer auszubrechen.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Das russische Erste Pazifik-Geschwader unter Admiral Wilhelm Withöft war seit dem 8. Februar 1904 in Port Arthur durch eine japanische Marineblockade eingeschlossen. Japanische Landstreitkräfte zogen im Sommer den Belagerungsring um Port Arthur immer enger, und der Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte im Fernen Osten und Gouverneur der Fernost-Region, Jewgeni Iwanowitsch Alexejew, drängte den zögerlichen Withöft zu einem Ausbruch der Flotte, um sie mit den in Wladiwostok liegenden Schiffen zu vereinigen und sodann mit dieser geballten Kraft den Japanern entgegen zu treten. Withöft und sein Stab waren jedoch der Meinung [1], es sei besser, im Hafen zu bleiben und einen Teil der Schiffsartillerie zur Verteidigung der Stadt einzusetzen. Alexejew erlangte schließlich eine telegrafische Anweisung von Zar Nikolaus II. [2], die Withöft den Durchbruch nach Wladiwostok befahl.

Die Schlacht

Am Morgen des 10. August 1904 verließ Withöfts Geschwader den Hafen von Port Arthur, um die japanische Blockade zu durchbrechen und nach Wladiwostok zu laufen. Es bestand aus den sechs Linienschiffen Zessarewitsch, Retwisan, Pobeda, Pereswet, Sewastopol und Poltawa, sowie vier geschützten Kreuzern und 14 Torpedobooten. Die japanische Flotte, unter Admiral Tōgō, umfasste die vier Schlachtschiffe Mikasa, Asahi, Fuji und Shikishima, die beiden Panzerkreuzer Nishin und Kasuga, acht geschützte Kreuzer, 18 Zerstörer und 30 Torpedoboote.

Die Hauptmacht der japanischen Flotte blockierte zunächst den russischen Weg entlang der Halbinsel Shandong. Gegen 13:00 Uhr eröffneten beide Seiten das Feuer [3] und nach etwa einer Stunde gelang Admiral Withöft der Ausbruch. Admiral Tōgō, der inzwischen erkannt hatte, dass die Russen nach Wladiwostok entkommen wollten, nahm die Verfolgung auf und holte das langsamere russische Geschwader nach einigen Stunden ein. Auf Parallelkurs fahrend, begannen beide Seiten um 16:20 Uhr ein erneutes Feuergefecht[4] auf eine Entfernung von etwa 8 bis 9 km, bei dem auf beiden Seiten erhebliche Schäden erzielt wurden.

Die beschädigte Zessarewitsch in Tsingtau

Um 18:00 Uhr, als das Gefecht noch längst nicht entschieden war und die russische Flotte durchaus noch auf ein Entkommen in der einsetzenden Dunkelheit rechnen konnte, wurde Admiral Withöft durch einen Granatsplitter auf der Brücke der Zessarewitsch getötet. Etwa 12 Minuten später schlug eine weitere Granate auf der Brücke ein, der sowohl der Kommandant als auch fast das gesamte Brückenpersonal zum Opfer fielen. Das Ruder klemmte so stark, dass die Zessarewitsch stark krängend im Kreis zu fahren begann. Die folgenden Schiffe, in Unkenntnis der Ereignisse auf dem Flaggschiff, versuchten zu folgen, so dass die russische Schlachtordnung in Chaos geriet, als die Zessarewitsch schließlich wieder in ihre eigene Gefechtsformation hineinlief. Zum Glück für die Russen brach Admiral Tōgō jedoch zu diesem Zeitpunkt wegen der Dunkelheit und einsetzenden Munitionsmangels das Gefecht ab und lief nach Osten ab. Während der Nacht ließ er seine Zerstörer und Torpedoboote Angriffe auf die russischen Schiffe ausführen, die jedoch ohne größere Verluste auf russischer Seite abgewehrt werden konnten.

Der Großteil des russischen Geschwaders (fünf Linienschiffe, ein Kreuzer und neun Torpedoboote) kehrte nach Port Arthur zurück. Die anderen Einheiten wurden in der Dunkelheit versprengt und suchten neutrale Häfen auf, wo sie bis zum Kriegsende interniert wurden. Die schwer beschädigte Zessarewitsch [5] gelangte mit den drei Zerstörern Besposchtschadni, Besschumni, Besstraschni der Kit-Klasse nach Tsingtau, wo die Schiffe von den deutschen Behörden interniert wurden. Auch die Nowik lief kurz in Tsingtau ein, lief aber wieder aus, um nach dem Ursprungsplan zu versuchen, Wladiwostok zu erreichen. Sie wurde vor Korsakow von japanischen Kreuzern gestellt und versenkte sich schließlich vor Sachalin selbst. Die beschädigte Askold, das Flaggschiff des die Kreuzer befehligenden Konteradmirals Reitzenstein lief nach Shanghai, wo später auch noch der anfangs die Diana begleitende Zerstörer Grosowoi eintraf. Beide wurden auf japanischen Druck von China [6]bis zum Friedensschluss mit Japan interniert. Die Diana lief über Haiphong bis zum 23.August nach Saigon, wo sie interniert wurde[7]. Das in Tschifu eingelaufene Torpedoboot Ryeshitelni wurde von den Japanern beschlagnahmt, nachdem dort weder eine Abrüstung noch die Absicht des Wiederauslaufens erkennbar war[8].

Der verloren gegangene Zerstörer Burny

Unmittelbar in der Schlacht ging auf beiden Seiten kein Schiff verloren. In der Nacht lief der Zerstörer Burny bei Kap Schantung auf und wurde ein Totalverlust. Die japanischen Linienschiffe, die außer der Fuji erhebliche Schäden hatten, und der beschädigte Panzerkreuzer Yagumo wurden repariert und kämpften bei Tsushima.

Das russische Port Arthur-Geschwader versuchte keinen weiteren Ausbruch mehr. Nachdem die japanische Armee im Dezember 1904 die Höhen um Port Arthur besetzt hatte, gelang es ihrer Artillerie, vier der russischen Linienschiffe und zwei Kreuzer im Hafen nach und nach zu versenken oder kampfunfähig zu schießen.
Das Wladiwostok-Geschwader lief verspätet dem ausbrechenden Geschwader entgegen und erlitt im Seegefecht bei Ulsan eine Niederlage gegen die japanischen Panzerkreuzer und war danach als Geschwader nie wieder einsatzfähig.

Filme

Literatur

  • Robert A. Burt: Japanese Battleships 1897-1945. Arms and Armour Press, ISBN 0-85368-758-7
  • Robert Forczyk: Russian Battleship vs Japanese Battleship, Yellow Sea 1904-05. Osprey (2009) ISBN 978-1-84603-330-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Forczyk,S.46
  2. Forczyk,S.48
  3. Forczyk,S.50
  4. Forczyk,S.51
  5. Bilder der beschädigten Zessarewitsch
  6. Askold und Grosowoi interniert 26. August 1904 NYT
  7. Diana in Saigon 21. August 1904 NYT
  8. Japan may take war into China, NYT 16. August 1904

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