Senvelenturm

Senvelenturm
Vorderseite mit Rathaus
Rückseite

Der Senvelenturm ist ein runder Turm aus dem 13. Jahrhundert im Zentrum von Vicosoprano im Bergell im schweizerischen Kanton Graubünden. Der Name leitet sich ab vom mittelhochdeutschen Wort senwel (= rund).[1] Es ist der einzige noch vollständig erhaltene mittelalterliche Rundturm im Kanton Graubünden.

Inhaltsverzeichnis

Bau

Der viergeschossige Senvelenturm ist heute in das Gebäude des Rathauses integriert, d.h. das Rathaus wurde später um den Turm herum gebaut. Der Turm wird in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert, das Rathaus entstand 1584.

Das Erdgeschoss wurde durch einen T-förmigen Einbau in drei Gefängnisräume unterteilt, die von oben durch getrennte Luken zugänglich waren. Ein Schüttstein zeigt an, dass das Erdgeschoss auch als Wohnraum genutzt wurde. Der ursprüngliche Hocheingang lag im 2. Obergeschoss und ist nun vom Rathaus her zugänglich. Einzelne Scharten- oder Viereckfenster wurden vermauert. Das Dach mit Plattenbelag stammt aus nachmittelalterlicher Zeit.

Geschichte

Als Jakob von Castelmur 1285 die Hälfte seiner Erbschaft seines Onkel Konrad von Castelmur an den Bischof von Chur übertrug, erhielt er auf Lebenszeit den Turm als Burglehen, d.h. die Burg war Entschädigung für einen Dienst als Burgmann. Nach seinem Tod sollte er an das Bistum zurückfallen:

et turrim rottundam sitam in Vicosupranum inhabitare … post dirctus quinque annos … supradicta theoloneum et turris ad ecclesiam Curiensis reverti debent libere …

Später verlieh Bischof Ulrich (1331–1355) den Turm auf Lebenszeit an Thomas Planta und seine Söhne. 1390 wurde der Ammann Jacob Planta von Zuoz mit dem Turm beliehen. Der Turm war damals der Sitz des Bergeller Talgerichts. Im «Buoch der Vestinen» von 1410 wird der Turm als bischöflicher Besitz aufgeführt:

In vall Brigaell hat das Gotzhus ain turm ze Vispran, ain sinweln turn …

Im 15. Jahrhundert kam er wieder in den Besitz der Castelmur, von denen sich ein Zweig Castelmur vom Turn nannte. Gemäss Ulrich Campell habe der Turm der Familie der Torriani gehört und sei nach deren Aussterben an die Castelmur zurückgegeben worden.

1583 kam der Turm in den Besitz der Gemeinde, welche ihn nach dem Bau des Rathauses zum Gefängnis umbaute. Aus dieser Zeit stammen die Ratsstube, die Gefängniszellen im 3. Stock, die Streckleiter und -instrumente und die Schandmasken. Im Holz der Winde ist noch undeutlich eine eingeschnitzte Jahreszahl 15.. erkennbar. An der Aussenmauer des Rathauses sind noch immer der Prangerblock und die Kette zu sehen, mit denen die Übeltäter angekettet wurden.

Heute sind Rathaus und Turm tagsüber geöffnet und können kostenlos besichtigt werden. Auf Wunsch werden Führungen angeboten.

Einzelnachweise

  1. Uni Trier

Literatur

  • Otto P. Clavadetscher, Werner Meyer: Das Burgenbuch von Graubünden. Zürich 1984, ISBN 3-280-01319-4
  • Thomas Bitterli: Schweizer Burgenführer, Friedrich Reinhard Verlag Basel/Berlin, 1995
  • Heinrich Boxler, Burgennamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden, Verlag Huber, Frauenfeld 1976
  • Ludmila Seifert, Leza Dosch: Kunstführer durch Graubünden: Scheidegger & Spiess, Zürich 2008

Weblinks

 Commons: Senvelenturm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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