Shōmei Tōmatsu

Shōmei Tōmatsu

Shōmei Tōmatsu (jap. 東松 照明, Tōmatsu Shōmei; * 16. Januar 1930 in Nagoya) ist ein japanischer Fotograf, der seit dem Jahr 1950 ein thematisch vielfältiges Werk schuf.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Zunächst Autodidakt, war Shōmei Tōmatsu in den Jahren 1954-1956 Mitarbeiter der fotografischen Zeitschrift Iwanami Shashin Bunko und 1959 Mitbegründer (gemeinsam mit Eikō Hosoe, Kikuji Kawada u. a.) der Agentur VIVO. Bekanntheit erlangte er mit Fotografien, zu denen er durch einen Auftrag des Japanischen Rats gegen Atom- und Wasserstoffbomben veranlaßt wurde und die in den Bänden Hiroshima Nagasaki Document (1961, gemeinsam mit Ken Domon) und 11:02 Nagasaki (1966) veröffentlicht wurden. In diesen Bildern evozierte Tomatsu den Schrecken des Atombombenabwurfes über der Stadt Nagasaki durch die an Menschen, Gegenständen und Bauwerken hinterlassenen Spuren.[1] Seit diesen Arbeiten gilt er in thematischer wie stilistischer Hinsicht als der bedeutendste japanische Fotograf seiner Generation, der nachfolgende Fotografen seines Landes, wie etwa Daido Moriyama, maßgeblich beeinflusste.

Weitere Hauptthemen seiner Werke sind die ambivalent betrachtete Amerikanisierung Japans nach dem Zweiten Weltkrieg, so u. a. in der umfangreichen Serie Chewing Gum and Chocolate aus den Jahren 1958-1980, sowie, antithetisch dazu, die traditionelle japanische Kultur der Präfektur Okinawa abseits der US-amerikanischen Militärbasen, welcher er u. a. den 1975 erschienenen Band Taiyo no empitsu (The Pencil of the Sun) widmete. Beide Erfahrungen beschrieb Tomatsu als „Kulturschock“.[2]

Die Ästhetik seines noch ausschließlich schwarzweißen Frühwerks, welches die Konventionen der dokumentarischen Fotografie sprengte, ist durch die Reduktion auf wenige, oft scheinbar nebensächliche, aber durch die Ausdruckskraft der Darstellung mit Bedeutung aufgeladene Elemente gekennzeichnet. Exemplarisch erwähnt sei ein berühmt gewordenes Bild aus dem Nagasaki-Projekt, auf dem eine unter der Hitze der Atombombenexplosion geschmolzene Glasflasche die Assoziation mit einem verstümmelten Kadaver weckt.

In der Folge oszilliert sein Werk zwischen einer dynamisierten, desorientierenden Bildgestaltung, welche in den um das Jahr 1969 entstandenen Arbeiten über die Studentenunruhen und das Nachtleben in Tokyos Stadtteil Shinjuku ihren Höhepunkt fand, und meditativer Stille, wie etwa im Spätwerk Plastics, einer in den Jahren 1987-1989 entstandenen Serie teils surreal anmutender Aufnahmen von an Land geschwemmtem Treibgut. Nahezu abstrakt wirkt seine Serie Rocks: Bio-Variety, die dem Lebensraum des Litorals an den Felsküsten Japans gewidmet ist.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Hiroshima-Nagasaki Document. Japan Council Against A- and H-Bombs, Tokyo 1961 (mit Ken Domon)
  • ”11-ji 02-fun” Nagasaki (11:02 Nagasaki). Shashin Dojinsha, Tokyo 1966
  • Nippon (Japan). Shaken, Tokyo 1967
  • Okinawa, Okinawa, Okinawa. Shaken, Tokyo 1969
  • Oh! Shinjuku. Shaken, Tokyo 1969
  • I Am a King. Shashin Hyoronsha, Tokyo 1972
  • Taiyō no empitsu (The Pencil of the Sun. Okinawa & S.E. Asia). Mainichi Shimbun-sha, Tokyo 1975
  • Haien (Ruinous Garden). Parco, Tokyo 1987
  • Sakura, sakura, sakura (Cherry, Cherry, Cherry). Brain Center, Osaka 1990
  • Interface. National Museum of Modern Art, Tokyo 1996 (enthält die Serie Rocks: Bio-Variety)
  • Visions of Japan: Tomatsu Shomei. Korinsha Press, Kyoto 1998 (enthält die Serie Plastics)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Siehe dazu auch: Martin Parr, Gerry Badger: The Photobook: A History Vol. 1. Phaidon Press, London 2004, ISBN 0-7148-4285-0, S. 274-277.
  2. Shomei Tomatsu: Towards the Sea of Chaos. In: Traces - 50 Years of Tomatsu's Works. Metropolitan Museum of Photography, Tokyo 1999, S. 186-187.

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