St Mary Moorfields

St Mary Moorfields
Das Kirchenportal in der Eldon Street, retuschiertes Foto

St Mary Moorfields ist die einzige römisch-katholische Kirche in der City of London.

Inhaltsverzeichnis

Erstes Kirchengebäude in der Blomfield Street

Nachdem im Zuge der Katholikenemanzipation durch den Catholic Relief Act von 1791 den Katholiken wieder die Ausübung ihres Glaubens in der Öffentlichkeit erlaubt worden war, errichtete man nach Plänen des Architekten John Newman 1820 an der östlichen Zufahrt zum Finsbury Circus, der Blomfield Street, ein erstes größeres Kirchengebäude im klassizistischen Stil. Dieses wurde 1840 eröffnet.[1] Ein Fresco, das von Agostino Aglio ausgeführt wurde, zeigte den Kalvarienberg.[2] Die Kirche war Sitz des Apostolischen Vikariates und ab 1850 für einen Zeitraum von 19 Jahren Pro-Kathedrale des Erzbistums Westminster.

Abweichend von der üblichen himmelsrichtungsmäßigen Ausrichtung katholischer Kirchen befand sich der Chor nicht im Osten, sondern im Westen. Der Zugang erfolgte auf der Ostseite von der Blomfield Street aus. Die südliche Langseite der Kirche verlief entlang der östlichen Zufahrt des Finsbury Circus.[3]

Der Bau Newmans wurde von Augustus Pugin ungünstig beurteilt, da er nichts vorzufinden glaubte, dass ihn an die alte Religion (gemeint war die römisch-katholische Religion) erinnerte.[4] Pugin tat die Kirche gar als „Theater“ und als „Werk eines protestantischen Architekten“ ab.[5]

Die Niederlegung des Baues erfolgte 1899, anschließend verkaufte man den Bauplatz als Beitrag zur Finanzierung der Westminster Cathedral. Aus der alten Kirche sind 16 Marmorsäulen beim Bau der neuen, kleineren Kirche in der Eldon Street wiederverwendet worden.[6] Die Kirchenfenster aus Buntglas mit biblischen Motiven wurden in die St Joseph’s School Chapel in Islington gebracht, wovon zwei den Zweiten Weltkrieg überstanden.[7] Außerdem wird vermutet, dass ein Becken aus schwarzem Marmor, das sich in nämlicher Kirche befindet, ebenfalls aus dem ersten Gebäude St Mary Moorfields stammt.[8]

Zweites Kirchengebäude in der Eldon Street

1899 wurde der klassizistische Kirchenbau abgerissen und vier Jahre später, am 15. März 1903, in der Amtszeit des Kardinals Herbert Vaughan der heutige Bau in der Eldon Street, die als nächste Straße dem Finsbury Circus in nördlicher Richtung folgt, eröffnet. Der Architekt des neuen Gebäudes war George Sherrin.[1]

Aufgrund der geringen Frontbreite zwischen den angrenzenden Geschäftsgebäuden konnte in der Eldon Street keine übliche Kirchenfassade errichtet werden. Das Kirchenportal ist daher, zwischen zwei Ladenlokalen, in eine eher einer gewöhnlichen Geschäftshausfront gleichende Fassade eingefügt. Das Portal und seine Verzierungen sind aus Portland-Stein gefertigt. Die Figur der Jungfrau Maria mit Kind und den zwei sie krönenden Engeln wurde von J. Daymond geschaffen.[9] Auch diese Kirche ist nicht wie üblich zwischen West und Ost ausgerichtet. Der Chor mit dem Tabernakel befindet sich in nördlicher Richtung, damit von dem auf der Nordseite der Eldon Street gelegenen Portal aus der Besucher der Kirche in direkter Linie auf den Aufbewahrungsort des Allerheiligsten blicken kann. Um den Chor herum wurden die 16 aus der alten Kirchen ausgebauten Marmorsäulen gruppiert.

Ursprünglich lag diese Kirche im London Borough of Hackney. Seit einer mit Wirkung zum 1. April 1994 erfolgten neuen Grenzziehung zwischen den Stadtbezirken Hackney und City of London befindet sich St Mary auf dem Gebiet der Letztgenannten, da die Bezirksgrenze sich von der Portal- zur Chorseite hin verschob.[10] [2] Die Kirche ist das letzte erhaltene einer Reihe von Gotteshäusern, die sich auf dem Gebiet der Finsbury Circus Conservation Area, einem Denkmalschutzbezirk um den Finsbury Circus, der von den Straßen London Wall im Süden, Moorgate im Westen, Eldon Street im Norden und Blomfield Street im Osten begrenzt wird, befanden.[11]

Sonstiges

Vincent Novello war, von 1840 an, für drei Jahre Organist der Kirche.[12]

Im ersten Kirchengebäude bestattete man 1826 Carl Maria von Weber, ebenso wurde Domenico Dragonetti im ersten Gebäude der Kirche begraben. Dragonetti wurde anlässlich des Abrisses der ersten Kirche umgebettet, von Webers Leichnam hingegen bereits 1844 nach Dresden überführt.[13] [14]

Galerie

Weblinks

 Commons: Saint Mary Moorfields – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b History of St Mary Moorfields auf der Kirchenwebsite
  2. a b Denis Evinson: Catholic churches of London, Sheffield 1998, S. 29. ISBN 1-85075-819-0
  3. Paul Middleton, Leight Hatts: London City Churches. Bankside Press, London 2003, ISBN 0954570502, S. 72 f. [1]
  4. Vorwort von Roderick O'Donnell zu einem Nachdruck von Augustus Pugin: The Present State of Ecclesiastical Architecture in England and Some Remarks Relative to Ecclesiastical Architecture and Decoration, Dolman, London 1840, Nachdruck durch Gracewing Publishing 2004, Vorwort Seite XIX, abrufbar unter [2]
  5. Roderick O'Donnell: The Pugins and the Catholic Midlands von Rory. Gracewing, 2002, S. 9
  6. Paul Middleton, Leight Hatts: London City Churches. Bankside Press, London 2003, ISBN 0954570502, S. 72 f. [3]
  7. Denis Evinson: Catholic churches of London, Sheffield 1998, S. 132. ISBN 1-85075-819-0
  8. Denis Evinson: Catholic churches of London, Sheffield 1998, S. 133. ISBN 1-85075-819-0
  9. Denis Evinson: Catholic churches of London, Sheffield 1998, S. 30. ISBN 1-85075-819-0
  10. Paul Middleton, Leight Hatts: London City Churches. Bankside Press, London 2003, ISBN 0954570502, S. 72 f. [4]
  11. Finsbury Circus Conservation Area Character Summary der Verwaltung der City of London Pdf
  12. Eintrag Novellos in der Encyclopædia Britannica Online.
  13. Max Maria von Weber: Carl Maria von Weber, S. 711 ff.
  14. Carl Ferdinand Pohl: Mozart und Haydn in London, Wien 1867, S. 307.
51.518789-0.085713999999996

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