Taepyeongso

Taepyeongso
Tappyeongso-Spieler vor dem Gyeongbokgung-Palast in Seoul

Das Taepyeongso (hangeul: 태평소, hanja: 太平簫), auch Soaenap, Hojeok, Nallari; ist ein Holzblasinstrument mit einem kurzen Doppelrohrblatt, das in der koreanischen Musik gespielt wird.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Dieses in ganz Asien verbreitete Oboeninstrument gehört zu dem alten, in Persien entstandenen Instrumententyp der Surnais. Gemeinsame Kennzeichen sind die dreiteilige Bauform und der laute, schrille Klang, der die Verwendung dieser Oboen wie auch des Taepyeongso auf im Freien gespielte Musik beschränkt. Aus dem persischen Wort surnai leitet sich der Name für die indische Oboe Shehnai ab. Die häufig mit einer Zylindertrommel zusammen gespielte Oboe gelangte als Zurna in die Militärmusik des Osmanischen Reiches, als Serune nach Malaysia und Sumatra und als Suona in die chinesische Volksmusik. Auch die koreanische Alternativbezeichnung Soaenap ist hiervon abgeleitet. Über China gelangte der Surnai-Typ während der Goryeo-Dynastie im 10. bis 14. Jahrhundert nach Korea. Die Surnais unterscheiden sich in den einzelnen Regionen nur durch Details der Form und die an die jeweilige Musikkultur angepasste Stimmung voneinander.

Bauform

Das Taepyeongso besteht aus einem Metallmundstück, in das ein kurzes Doppelrohrblatt (chwigu) gesteckt ist, und einem konischen hölzernen Melodierohr (gwandae) mit sieben Grifflöchern an der Vorderseite und einem mit dem linken Daumen abgedeckten Loch an der Rückseite. Die unteren ein oder zwei Grifflöcher werden häufig nicht benutzt. Beim Spielen setzen die Lippen am breiten Rand (dong-gu) des Mundstücks an und umschließen das Rohrblatt. Das Rohrblatt besteht traditionell aus einem Schilfgras, das getrocknet und geschliffen wird, überwiegend werden jedoch Trinkhalme aus Plastik verwendet.[1] Das Melodierohr kann aus unterschiedlichen Holzarten wie dem Zitrusfruchtbaum Yuzu (juja), der chinesischen Jujube (daechu) oder dem Holz des Maulbeerbaums gefertigt werden. Vorne ist ein breiter abnehmbarer Schalltrichter (dongpallang) aus Metall aufgesteckt. Der Tonumfang beträgt über zwei Oktaven und wird mit as’ bis es’’’ angegeben.[2]

Spielweise und Bedeutung

Taepyeongso bedeutet „große Friedenspfeife“, Hojeok „Holzblasinstrument der Fremden“ (allgemein für „die Leute von Xinjiang“) und Nallari ist ein lautmalerischer Ausdruck, der nur im Bereich der Volksmusik verwendet wird.[3] Nach der übernommenen chinesischen Klassifikation der acht Klänge gehört es zu den Bambus-Instrumenten, eine neuere koreanische Klassifikation von 1983 rechnet es zu den Holzinstrumenten.[4]

Der Einsatz des Taepyeongso ist wie bei der überwiegenden Zahl der asiatischen Surnais wegen seines lauten, schrillen Klanges auf die Verwendung im Freien beschränkt. Für die Kammermusik und das Zusammenspiel mit anderen Melodieinstrumenten ist es ungeeignet.

Es spielte die Melodie in der Marschmusik bei der königlichen Prozession Daechwita. Das chinesisch-koreanische Wort chwita heißt „blasen und schlagen“, die Vorsilbe dae- bedeutet „groß“. Damit ist das Zusammenspiel zwischen dem Blasinstrument und einigen zweifelligen Fasstrommeln (Buk) gemeint, die an einem Band vor dem Körper getragen werden. Diese laute Spielergruppe ging vor dem König, während ihm eine Formation nachfolgte, in der das leisere, aus Bambus gefertigte Doppelrohrblattinstrument Piri melodieführend war.

Bei buddhistischen Tanzritualen wird das Taepyongso zusammen mit einer Fasstrommel, einem großen Gong (Jing), Zimbeln und gelegentlich noch mit einer langen geraden Naturtrompete aus mehreren Blechrohren (Nabal) und einem Schneckentrompete (Nagak) gespielt. Es wird auch in der schamanischen Ritualmusik Sinawi eingesetzt.[5]

Taepyeongso-Spieler in einer Pungmul-Tanzgruppe

Das Haupteinsatzgebiet der Taepyeongso ist die weltliche Unterhaltungsmusik. Dazu gehören die aus der bäuerlichen Tradition stammenden Volkstheater, Tänze und Lieder, die Pungmul, seltener Nong-ak genannt werden. Sie wurden früher nur von Männern bei der kollektiven Arbeit auf den Feldern und bei Dorffesten in ritualisierter Form aufgeführt. Das zentrale Element der Musik ist der Rhythmus, der von Trommeln, die vor dem Körper hängen, oder von in den Händen getragenen Tamburinen von den Tänzern selbst produziert wird. Dazu kann als Melodieinstrument ein Taepyeongso kommen. Die Truppe wird von einem Spieler mit einem kleinen flachen Messinggong (Kkwaenggwari) angeführt. In veränderter Form haben die traditionellen ländlichen Aufführungen in einem städtischen Rahmen bis heute überlebt. Waren früher Zuschauer und Teilnehmer nicht voneinander zu unterscheiden, so treten mittlerweile professionell agierende, herumreisende Musiker und Tänzer auf, die auch akrobatische Kunststücke aufführen.[6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Aron Francis, S. 25 f
  2. Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. (MGG) Sachteil 5, 1996, Sp. 739
  3. Robert C. Provine u.a. (Hrsg.): The Garland Encyclopedia of World Music. Bd. 7, Routledge, New York/London 2002, S. 828
  4. 2. Wind Instruments. National Center for Korean Traditional Performing Arts
  5. MGG, S. 739 und Aron Francis, S. 28 f
  6. Nathan Hesselink: Folk Musik: Instrumental. Pungmul and Samulnori.

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