- Theodor Ebert (Philosoph)
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Theodor Ebert (* 1939 in Telgte) ist ein deutscher Philosoph.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Theodor Ebert wurde 1939 als erstes von vier Kindern der Eheleute Anna und August Ebert geboren. Er besuchte bis zur Hochschulreife das bischöfliche Gymnasium und Internat Collegium Augustinianum Gaesdonck bei Goch/Niederrhein und studierte an den Universitäten Münster und Heidelberg sowie ein Semester an der Sorbonne in Paris. 1967 wurde er bei Hans-Georg Gadamer in Heidelberg promoviert. Anschließend studierte er ein Jahr an der Universität Oxford mit den Schwerpunkten antike Philosophie und analytische Philosophie. Nach einer editorischen Tätigkeit am Hegel-Archiv in Bonn und Bochum trat er 1972 eine Assistentenstelle an der Universität Erlangen an, wo er sich 1976 habilitierte und 1980 zum Professor der Philosophie ernannt wurde. Im akademischen Jahr 1977/78 war Ebert als Visiting Fellow am University College London tätig. Seit April 2004 ist er emeritiert.
Ebert arbeitet wissenschaftlich vorwiegend auf den Gebieten der Philosophie der Antike und der europäischen Aufklärung, der Analytischen Philosophie, der Handlungs- sowie der Erkenntnistheorie und der Argumentationstheorie. In seinen Arbeiten zu Platon vertrat er u. a. die Auffassung, dass Platon, entgegen der allgemeinen Meinung, die ihm zugeschriebene Lehre einer Wiedererinnerung vorgeburtlichen Wissens nicht vertreten habe, sondern hier nur, der jeweiligen Situation eines Dialoges entsprechend, Material aus der pythagoreischen Überlieferung zitiert.[1]
Eberts letzte Monographie Der rätselhafte Tod des René Descartes (2009) ist eine biographisch-philosophiehistorische Untersuchung über Tod des französischen Philosophen René Descartes. In diesem Buch rekonstruierte Ebert aufgrund neu erschlossener bzw. neu interpretierter Dokumente und einer Gesamtsicht aller verfügbaren Quellen die Umstände, unter denen René Descartes im Februar 1650 am Hof der schwedischen Königin Christine lebte und starb. Ebert präsentiert als den Täter eines Giftmordes François Viogué, einen Angehörigen des Ordens der Augustiner-Eremiten, der wie Descartes im Hause des französischen Botschafters Chanut wohnte. Viogué hatte - so Ebert - ein Motiv: er befürchtete, Descartes könnte die bevorstehende Konversion der Königin zum Katholizismus (die tatsächlich, allerdings nach Thronverzicht, 1654 erfolgte) gefährden; Viogué hatte der römischen Kongregation De propaganda fide bereits im Juni 1648 berichtet, die schwedische Königin „falls für sie überhaupt eine andere Religion in Frage komme, nur die katholische wählen wird.” [2]; überdies verfügte Viogué über Möglichkeit und Mittel: Arsenik, das er beim Spenden der Kommunion mit der Hostie verabreichen konnte. Im Ergebnis bezeichnet Ebert es als „in hohem Maße wahrscheinlich, dass Descartes durch den Giftmord eines katholischen Priesters zu Tode gekommen ist.”[3]
Von 1981 bis 1984 war Ebert als Vertreter der Grünen Liste im Stadtrat von Erlangen. Noch während seiner Tätigkeit im Stadtrat gründete Ebert mit gleichgesinnten Freunden die Aktion Bürgerentscheid, die sich die Einführung von Bürgerbegehren und Bürgerentscheid in Bayern auf dem Wege eines Volksbegehrens/Volksentscheids zum Ziel setzte. Die Aktion Bürgerentscheid warb in den ersten Jahren ihres Bestehens vor allem um die Unterstützung weiterer bayerischer Verbände: Gewerkschaften, kirchliche Jugendorganisationen, Naturschutzverbände und Parteien. Nach ihrem Zusammenschluss mit der "Initiative Demokratie Entwickeln (IDEE)" zur Aktion "Mehr Demokratie in Bayern" gelang dann im Jahre 1995 die Einführung des Bürgerentscheids auf dem Weg eines Volksbegehrens/Volksentscheides.
Ebert ist Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften: Der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie, der Gesellschaft für Analytische Philosophie (GAP) sowie der Gesellschaft für Antike Philosophie (Ganph). Er gehört überdies dem Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung sowie deren Ethik-Kommission an. Ebert ist darüber hinaus seit 2003 der Bürgerrechtsorganisation Humanistische Union aktiv und gehört seit 1980 dem Bund für Geistesfreiheit Erlangen an.
An der Universität Erlangen-Nürnberg setzte sich Ebert in den neunziger Jahren u. a. dafür ein, dass dem früheren SS-Mann Hans Schneider, der nach dem Zweiten Weltkrieg seinen Namen zu Hans Schwerte geändert hatte und mit dieser falschen Identität in Erlangen promoviert wurde und anschließend eine akademische Karriere machen konnte, der von der Erlanager Universität erteilte Doktorgrad wieder aberkannt wurde. Vgl. dazu Eberts Beiträge in Ungeahntes Erbe. Der Fall Schneider/Schwerte: Persilschrein für eine Lebenslüge Aschaffenburg: Alibri, 1998.
Seit 2007 engagiert Ebert sich u. a. gegen die Besetzung von Konkordatslehrstühlen.[4]
Schriften (Auswahl)
- Meinung und Wissen in der Philosophie Platons: Untersuchungen zu "Charmides", "Menon" u. "Staat". Berlin, New York: de Gruyter 1974. ISBN 3-11-004787-X
- Dialektiker und frühe Stoiker bei Sextus Empiricus. Untersuchungen zur Entstehung der Aussagenlogik. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1991. ISBN 3-525-25194-7
- Erlanger Literaturführer Philosophie. Bibliographische Hinweise für das Studium der Philosophie an der Universität Erlangen-Nürnberg. Erlangen, 2. Auflage, 2002
- Sokrates als Pythagoreer und die Anamnesis in Platons Phaidon. Stuttgart: Steiner 1994. ISBN 3-515-06652-7
- Gesammelte Aufsätze, 2 Bände. Band I: Zur Philosophie des Aristoteles. ISBN 3-89785-387-6 Band II: Zur Philosophie und ihrer Geschichte. ISBN 3-89785-388-4 Paderborn: mentis, 2004
- Platon, Phaidon. Übers. und Kommentar von Theodor Ebert. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 2004 ISBN 3-525-30403-X
- Aristoteles: Analytica Priora. Buch I. übersetzt und erläutert von Theodor Ebert und Ulrich Nortmann. Berlin: Akademie Verlag, 2007. ISBN 978-3-05-004427-9
- Der rätselhafte Tod des René Descartes. Aschaffenburg: Alibri 2009. ISBN 978-3-86569-048-7
Weblinks
- Literatur von und über Theodor Ebert (Philosoph) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Interview mit Theodor Ebert zu seinem Buch Der rätselhafte Tod des René Descartes.
Einzelnachweise
- ↑ „The Theory of Recollection in Plato’s Meno”: Against a Myth of Platonic Scholarship. In: M. Erler/L. Brisson (Hrsg.), Gorgias - Menon. Selected Papers from the Seventh Symposium Platonicum. Sankt Augustin: Academia Verlag, 2007 S. 184–198.
- ↑ Georg Denzler, Die Propagandakongregation in Rom, Paderborn 1969 S. 118
- ↑ Theodor Ebert:Der rätselhafte Tod des René Descartes. Aschaffenburg: Alibri 2009, S. 163.
- ↑ Theodor Ebert: Besetzung eines Konkordatslehrstuhls in Erlangen vorläufig gestoppt. Pressemeldung zu einem Gerichtsurteil vom 14. Januar 2011
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