- Tripartite
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Die Tripartite ist in Luxemburg eine wirtschafts- und sozialpolitische Institution, die grundlegend ist für das sog. „Luxemburger Modell“. Die Tripartite ist ein konjunkturpolitischer Ausschuss, an dem Patronat ("Arbeitgeber"), Gewerkschaften sowie Regierungsvertreter beteiligt sind, um eine gemeinsame Diagnose der aktuellen wirtschaftlichen Situation sowie Perspektiven für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes auszuarbeiten.
Die Tripartite wurde zuerst zum akuten Problem der Stahlindustrie geschaffen, dann auf andere Wirtschaftsbranchen ausgedehnt und dauerhaft installiert.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Entstanden ist sie in den Jahren zwischen 1975 bis 1985, als die Überproduktion zu einem weltweiten Preisverfall in der Stahlindustrie und zu einer schweren Wirtschaftskrise im Lande führte. Diese Herausforderung veranlasste die Luxemburger Regierung zu mehrfachen institutionellen Neuerungen: die Einführung von Arbeiten im Allgemeininteresse («travaux extraordinaires d’intérêt général» - (TEIG) in 1975 und die Einrichtung einer «division anti-crise» (DAC) in 1977.
Der „soziale Dialog“ wird durch „Kollektivverträge“ zwischen den Tarifparteien ergänzt.[1]
Aktuelle Situation
In der Tripartite-Gesprächsrunde, die im Frühjahr 2010[2] eröffnet wurde, erkennt die Gewerkschaft OGBL in den Verlautbarungen der Patronatsverbände die erklärte Absicht zur Abschaffung des "Luxemburger Modells" und droht in diesem Falle mit einem Generalstreik.[3] Für den Leitartikler der unabhängigen Wochenzeitung D’Lëtzebuerger Land rührt der Anpassungsdruck zum Systemwechsel aus Luxemburgs wichtigstem Exportland her.[4]
Im Gegenzug auf die von dem Ökonomen Lionel Fontagné angestellten Berechnungen und die methodologische Analyse des Statec der Messbarkeit des volkswirtschaftlichen Outputs[5] gerade im Hinblick auf Dienstleistungen, die für die Luxemburger Wirtschaft besonders relevant sind, hat die Chambre des Salariés in ihrer Reihe Econews[6] die lohnpolitische Verwendbarkeit der Produktivitätsberechnungen, die von Seiten des Patronats aufgestellt wurden, gründlich angezweifelt.
Zum ersten Male seit 1982 sind im Jahre 2010 die Tripartite-Verhandlungen an der Unnachgiebigkeit der Verhandlungspartner gescheitert.[7]
Literatur
- Patrick Thill, Adrien Thomas: Le "modèle social luxembourgeois" au défi de la crise. CEPS/INSTEAD, Publications of REPREM, 2009, Gouvernance & Emploi n°12. [1]
- Frédéric Rey: La pratique de la comparaison internationale à l’épreuve du modèle luxembourgeois de relations professionnelles. CEPS/INSTEAD, Working Papers 2010-06.
Einzelnachweise
- ↑ Mario Hirsch: Le «modèle luxembourgeois», gage de stabilité politique et sociale Presseamt der Luxemburger Regierung.
- ↑ Comité de coordination tripartite: deuxième réunion. Regierungs-Kommunikee, 24. März 2010.
- ↑ Das luxemburgische Sozialmodell ist einen Generalstreik wert! Mitgeteilt vom Geschäftsführenden Vorstand des OGBL am 26. März 2010.
- ↑ Romain Hilgert: Modell Deutschland. D’Lëtzebuerger Land, 26. März 2010.
- ↑ Mesures output des prix et volumes des services non marchands. statec N° 9/2009.
- ↑ Eco-News. Arbeitnehmerkammer, 23. Februar 2010.
- ↑ Frédérique Moser: La Tripartite à l’index. paperjam, 28. April 2010.
Siehe auch
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