Turnerschaft Ghibellinia zu Heidelberg

Turnerschaft Ghibellinia zu Heidelberg

Die Turnerschaft Ghibellinia ist eine farbentragende, schlagende Studentenverbindung, die in Heidelberg ansässig ist. Sie ist Mitglied des Coburger Convents. Die Bezeichnung „Turnerschaft“ hat einen historischen Hintergrund.

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Die Ghibellinia wurde am 5. November 1886, im Jahr des 500. Heidelberger Universitätsjubiläums, als Akademischer Turnverein gegründet, benannte sich aber bereits 1897 in Turnerschaft Ghibellinia um. Sie erhielt rasch Zulauf und konnte sich bis zur Jahrhundertwende als schlagende Verbindung in der Heidelberger Korporationsszene etablieren.

Symbole der Ghibellinia

Name und Farben: Der Name „Ghibellinia“ nimmt auf die Reichspolitik der mittelalterlichen Staufer aus der Perspektive der Zeit nach der deutschen Nationalstaatsgründung 1871 Bezug. Die modernen „Ghibellinen“ sahen als Anhänger des kleindeutschen Kaisertums und vor dem Hintergrund des „Kulturkampfes“ in den gleichnamigen mittelalterlichen Parteigängern der Staufer in Italien, welche gegen die papistischen Guelfen opponierten, ihre historischen Vorläufer. Als Reminiszenz an den italienischen Schauplatz dieser Parteikämpfe und wohl auch der Entstehung des italienischen Nationalstaats, die Parallelen mit der deutschen Reichsgründung aufweist, wählte man eine Variante der italienischen Trikolore, Moosgrün – Weiß – Rosa, als Farben des neuen Ghibellinenbundes.

Wappen: Neben dem Bild der Germania in Anlehnung an das 1883 eingeweihte Niederwalddenkmal im Wappen der Ghibellinia verweisen die vier kreuzförmig angeordneten Buchstaben „F“ des Turnerkreuzes, die für die Devise „Frisch, fromm, fröhlich und frei“ stehen, auf die von Friedrich Ludwig Jahn Anfang des 19. Jahrhunderts begründete Turnbewegung. Der auf der unteren Seite des Wappens befindliche Wahlspruch „nunquam incerti, semper aperti“ („niemals unsicher, immer offen“) verdeutlicht die Verbindung der Ghibellinia mit der Heidelberger Ruprecht-Karls-Universität, deren Motto „semper apertus“ lautet.

Mittermaierhaus

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Pläne zur Errichtung eines repräsentativen Domizils in der Hauptstraße schon abgeschlossen, wurden jedoch durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs und der Inflation der Nachkriegsjahre zunichte gemacht. In den folgenden Jahrzehnten nutzte die Ghibellinia die „Weiße Rose“, gegenüber der Heiliggeistkirche, als Konstante. 1958 konnte die Verbindung das Mittermaierhaus am Karlsplatz erwerben, eines der kunsthistorisch bedeutendsten Gebäude der Heidelberger Altstadt. Zu den bekannten Vorbesitzern des Hauses zählen die Mediziner und Professoren Franz Gabriel Schönmetzel, Franz Anton Mai und Friedrich Karl Nägele. 1821 erwarb Carl Joseph Anton Mittermaier, einer der berühmtesten Juristen seiner Zeit und liberaler Politiker, das Haus und machte es zum Mittelpunkt seines Wirkens. Zur Erinnerung an Mittermaier veranstaltet die Turnerschaft Ghibellinia die Vortragsreihe der Mittermaier-Gespräche, zu denen u.a. Günther Oettinger, Konrad Seitz und Gerd Koenen referiert haben.

Prominente Mitglieder

Unter den herausragenden Persönlichkeiten, die der Ghibellinia angehörten und angehören, ist der Schriftsteller Alfons Paquet (1881-1944) hervorzuheben. Paquet verarbeitete die Zugehörigkeit zur Ghibellinia an mehreren Stellen seines Werkes, so in dem Entwicklungsroman „Kamerad Fleming“ (1911), in dem Traktat „Der Kaisergedanke“ (1915) sowie in autobiographischen Schriften und Gedichten.

Aufsehen erregte 2010 die Mitgliedschaft des designierten Hamburger Bürgermeisters Christoph Ahlhaus als Konkneipant. Ahlhaus bat inzwischen um die Streichung aus der Mitgliedsliste.[1][2]

Literatur

  • Friedrich Berthold Sutter: Die Turnerschaft Ghibellinia in 20 Jahren, Leipzig 1906.
  • Herbert Grathwol: Hundert Jahre „Ghibellinia“ im CC Heidelberg, Heidelberg 1986.

Siehe auch

Weblinks

Nachweise

  1. http://www.taz.de/1/nord/artikel/1/gal-kritisiert-geschlagenen-ahlhaus/
  2. FAZ (online)

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