Van der Giessen-De Noord

Van der Giessen-De Noord

Das niederländische Schiffbauunternehmen Van der Giessen-De Noord NV bestand von 1883 bis 2003. Es betrieb Schiff- und Maschinenbau mit Werften in Krimpen aan den IJssel und Alblasserdam.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Karte von 1867 mit der Ursprungswerft zwischen Krimpen und Stormpolder
Luftbild der Werft „De Noord“
Der letzte Bau der Werft, die Mont St. Michel
Der Schwimmkran Atlas an der heutigen Werft

Die Wurzeln des Unternehmens gehen auf die Zeit vor 1810 zurück. Seit dieser Zeit arbeitet Arie van der Giessen als Geschäftsführer auf der Holzschiffswerft seinees Onkels Arie van den Hoek jr. in Stormpolder. 1820 erbt der dreissigjährige Arie van der Giessen die Werft seines Onkels und betreibt sie mit rund zehn Schiffszimmerergesellen weiter. In der Hauptsache wurden Schiffsreparaturen betrieben und einzelne Binnenschiffe auf eigene Rechnung gebaut, die man vermietet.

Beim Tod Arie van der Giessens im Jahr 1840 liegt der Schiffbau darnieder. Der Werftbetrieb wird unter der Leitung der Witwe Neetlje Pannevis mit Aries Söhnen Arie und Cornelis fortgeführt. Die Situation besserte sich und 1853 beginnt man den Bau der seegehenden Bark Vriendentrouw. Meinungsverschiedenheiten zwischen Arie und Cornelis führen jedoch 1859 zur Aufspaltung des Betriebs. Cornelis übernimmt den Ostteil der Werft mit zwei Hellingen und einer Schmiede, den er unter dem Namen „De Hoop“ weiterführt, den Westteil mit einer Helling behält Arie.

Bei „De Hoop“ stellte man sich auf den Bau seegehender Segelschiffe ein, baute jedoch weiterhin Binnenschiffe. Es folgten zunächst einige schlechte Jahre, da die Niederlande, ausgehend von Großbritannien, von einer Wirtschaftskrise betroffen wurden. Erst 1862 gewinnt „De Hoop“ den ersten Auftrag, ein großes Schiff, die Fregatte Zuid-Holland, zu bauen. Mit 1292 Tonnen war sie das größte bisher von der Werft gebaute Schiff.

Gründung

Den Grundstein des eigentlichen Unternehmens Van der Giessen-De Noord legt Cornelis im Jahr 1883, als er eine Schiffsswerft im Westen Stormpolders kaufte, die den Namen „de Nijverheid“ erhielt. Anfangs wurden dort Binnenschiffe repariert. Nachdem Cornelis' Söhne Jan und Arie mit in den Betrieb eingetreten waren, wurde dessen Betriebsgelände vergrößert und der Betrieb schließlich bis 1892 mit der notwendigen Ausrüstung zum Bau eiserner Schiffe versehen. 1895 trat Cornelis van der Giessen zurück und überließ seinen Söhnen Jan und Arie die Führung des Unternehmens, das daraufhin in Cornelis van der Giessen & Zonen umbenannt wurde.

Während „de Nijverheid“ als nächstes mit einer Schiffsschmiede versehen wurde, bereitete man „De Hoop“ auf den Bau von Eisenschiffen bis zu einer Länge von 63 Metern vor. Um 1900 hat das Unternehmen rund 150 Mitarbeiter. Im Jahr 1908 erwarben Jan und Arie auch die Werft ihres Onkels Arie und machten damit die Aufspaltung des Ursprungsbetriebes rückgängig. Bis 1914 wurden zahlreiche Binnen- und einzelne Seeschiffe für deutsche Rechnung gebaut. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wendete man sich verstärkt dem Bau von Seeschiffen zu. Die Leitung des Unternehmens wurde unterdessen in die Hände von Aries Sohn , Cornelis van der Giessen Azn und Pieter Cornelis, den Sohn Jans gelegt. Diese erhielten ihre Ausbildung an der Höheren Schiffbauschule in Bremen und der Werft William Hamilton & Company in Glasgow.

Nachkriegsjahre

1962 fusionierte die N.V. C. van der Giessen & Zonen's Scheepswerven in Krimpen an den IJssel mit der Werf „De Noord“ aus Alblasserdam zur Van der Giessen-De Noord. Ab 1968 begann die Werft bei der Verwaltung und Konstruktion Computer einzusetzen und Ende der 1970er Jahre baute das Unternehmen in Krimpen für 87 Millionen Gulden eine 264 Meter lange, 97 Meter breite und 52 Meter hohe Schiffbauhalle, seinerzeit die größte überdachte Schiffbauhelling weltweit.

Zum Ende des Kalten Krieges verringerten sich die Neubauaufträge, insbesondere die Marineaufträge. Trotzdem wurde 1990 auch auf der Werf „De Noord“ in Alblasserdam eine neue Schiffbauhalle gebaut, die man mangels Neubauaufträgen an das Yachtbauunternehmen OceAnco veräußerte. „De Noord“ fungierte danach lediglich noch als Reparaturwerft und fertigte weiterhin Sektionen für das Hauptunternehmen in Krimpen aan de IJssel zu bauen.

In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts konzentrierte sich Van der Giessen-De Noord besonders auf den Bau von schnellen RoRo/Passangierfähren und den Umbau, sowie die Wartung von Marineschiffen. Des Weiteren betrieb man Van der Giessen-De Noord Pipe Systems, die anspruchsvolle Schiffbau- und Offshore-Rohrsysteme herstellten, eine Flughafenabteilung, die Flughafeninstallationen und Einrichtungen, wie Check-In- und Sicherheitssysteme, sowie andere besonders spezialisierte Flughafenausrüstungen herstellte und einbaute. Daneben arbeitete eine Immobilientochtergesellschaft sowie ein Tochterunternehmen, dass sich mit Bau von Einfamilienhäusern beschäftigte. Der zivile Schiffbau mit dem Rohrsystembau zeichente 1996 für rund 94% des Umsatzes verantwortlich, der Marineschiffbau für 4% und die Flughafensparte für 2%.

Die letzten Jahre

Van der Giessen-De Noord wurde 1997 von IHC-Caland (später SBM Offshore) übernommen, aber unter eigenem Namen weitergeführt. Drei Jahre darauf plante man einen Ausbau des Schiffbaubetriebes nach Alblasserdam-Süd, es blieb aber beim Sektionsbau. Ab demselben Jahr 2000 erhielt die Hauptwerft keine weiteren Schiffbaubeihilfen und keine neuen Bauaufträge. Nachdem der letzte Neubau, die Mont St. Michel, im Dezember 2002 an die Reederei Brittany Ferries abgeliefert worden war, ging die N.V. Van Der Giessen-De Noord im Oktober 2003 in Liquidation.

Die Werftanlagen gehören heute dem Stahlbauunternehmen Hollandia.

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