Wadi Maghara

Wadi Maghara
Wadi Maghara in Hieroglyphen
Altes Reich
M3
Aa1 X1
G1 N33 G17 I9
D28
X1
O49

chetiu mefkat
ḫtjw mfk3t
Türkisterrassen [1]
Turquoise.pebble.700pix.jpg
Türkiskiesel, das Ziel der Expeditionen

Das Wadi Maghara (arabisch „Tal der Höhlen“; altägyptisch chetiu mefkat) ist ein Felstal auf der Sinai-Halbinsel. Es ist für seine pharaonischen Felsreliefs und altägyptischen Minen bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Forschungsgeschichte

Erste nachchristliche Reiseberichte verfasste der Forscher Seetzen im Jahre 1809. Eine bedeutende Forschungsexpedition leitete Karl Richard Lepsius 1846, während derer er mehrere Felsenreliefs zeichnerisch dokumentierte. Eine zweite Expedition erfolgte 1868 durch das British Ordnance Survey unter der Leitung von Captain Weill. Dieser begleitete auch die Unternehmungen von Sir William Matthew Flinders Petrie 1904 - 1905, bei denen Petrie erste Ausgrabungen an den antiken Minen und Untersuchungen der Felsinschriften vornahm.

1932 führte die englische Harvard University eine Expedition ins Wadi Maghara durch, bei der nabatäische Felsreliefs im benachbarten Wadi Qena entdeckt wurden. Weitere Expeditionen fanden von 1967 bis 1987 statt, darunter die unter dem Forscher Giveon, der das Relief des Königs (Pharao) Djoserteti wiederentdeckte.[2]

Topografie

Wadi Maghara (Ägypten)
Abu Suweis
Abu Suweis
Wadi Maghara
Wadi Maghara
Das Wadi-Maghara mit Minen, Stelen, Inschriften 1896

Das Wadi Maghara liegt auf dem südlichen Sinai etwa 19 km östlich der am Golf von Sues liegenden Ortschaft Abu Suweis und durchläuft als Schlucht ein Sandsteingebirge. Es ist reich an natürlichen Vorkommen von Kupfer und Türkis.[2]

An der Ostseite der Steilhänge finden sich Überreste schlichter Behausungen ehemaliger Steinbrucharbeiter, an der Westseite hingegen liegen die Eingänge der alten Minen. Dort sind auch die Felsbilder und Stelen der Könige zu sehen. Viele von ihnen sind über die Jahre zerstört worden. Solche, die gerettet werden konnten, wurden in das ägyptische Museum von Kairo gebracht.

Das einzige Felsbild, das sich noch immer im Wadi Maghara befindet, ist das des Königs Djoserteti aus der 3. Dynastie, das früher fälschlicherweise Semerchet (1. Dynastie) zugesprochen wurde.[3]


Historische Bedeutung im Alten Ägypten

ReliefFragmentOfPharaohSanakht-BritishMuseum-August21-08.jpg Djoserrelief.png Snofrurelief.png
Felsrelief des Sanacht aus dem Wadi Maghara Felsrelief des Djoser[4] Sandsteinrelief des Snofru[5]

Das Wadi Maghara muss den alten Ägyptern schon sehr früh bekannt gewesen sein. Eine Felsinschrift aus der Regierungszeit des Königs Semerchet (1. Dynastie) belegt eine Expedition in, bzw. durch das Wadi zu Tausch- und Handelszwecken.[6]

Felsenreliefs mit den Namen und Abbildungen von Königen finden sich im gesamten Wadi und stammen aus den Epochen des Alten Reiches, dem Mittleren Reich und dem Neuen Reich.[2] Alle Herrscher dieser Epochen entsandten zahlreiche Expeditionen ins Wadi Maghara, um dort die Vorkommen an Kupfer, Türkis und Malachit ausbeuten zu lassen.

Bekannte Beispiele sind unter anderem die Könige Sanacht[7] und Snofru, der außerdem einen Militärstreich gegen die im Wadi Maghara ansässigen Iuntiu führte, um die Gebiete zurückzuerobern, die von den Ägyptern nur zeitweise genutzt werden konnten.[8] Asosi (6. Dynastie) entsandte zwei Expeditionen in Abständen von zehn Jahren ins Wadi Maghara.[9] Von Amenemhet III. finden sich zehn Inschriften über örtliche Expeditionen.[10]

Gegenwärtige Situation des Wadi Maghara

Das Katharinenkloster

Eine neuzeitliche Verdienstquelle für den Sinai ist Tourismus, der das heutige Leben dort nachhaltig beeinflusst. Obwohl das touristische Potenzial bereits in den frühen 60er und 70er Jahre ausgeschöpft war, erwies sich dessen Wert als von großer Bedeutung für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Halbinsel. Während die Tourismusindustrie als Ganzes seit 1990 mit ernsthaften Problemen konfrontiert wird, floriert der Tourismus in allen Gebieten des Sinai.

Die nördlichen Gebiete dienen vorrangig als Sommer-Residenzen für einheimische Touristen. Die mittlere Region ist Touristen aus aller Welt vorbehalten, besonders Besuchern aus den USA, westeuropäischen Ländern und Japan. Der Erfolg des Sinai-Tourismus gründet auf mehreren Faktoren. Die Halbinsel beherbergt mehrere Gebiete, die ein altreligiöses Prestige genießen, allen voran das Katharinenkloster. Dann gibt es noch zahlreiche Örtlichkeiten von archäologischer Bedeutung. Des Weiteren locken die als malerisch geltenden Panoramen von zerklüfteten und vielfarbigen Felsen. Der Golf von Aqaba ist für seinen Tauchertourismus bekannt.[11]

Literatur

  • Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. Routledge, London/New York 1999, ISBN 0415260116
  • Kathryn A. Bard, Steven Blake Shubert: Encyclopedia of the archaeology of ancient Egypt. Routledge, London 1999, ISBN 0-415-18589-0
  • Nicolas Grimal: A History of Ancient Egypt. Wiley-Blackwell, Weinheim 1994, ISBN 9780631193968
  • Mursi Saad El Din, Ayman Taher, Luciano Romano: Sinai: the site & the history. NYU Press, 1998, ISBN 9780814722039
  • Rainer Hannig: Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch : (2800 - 950 v. Chr.). von Zabern, Mainz 2006, ISBN 3-8053-1771-9

Einzelnachweise

  1. Rainer Hannig: Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch : (2800 - 950 v. Chr.). S. 1178.
  2. a b c Kathryn Bard, Steven Blake Shubert: Encyclopedia of the archaeology of the ancient Egypt. S. 875-876.
  3. Mursi Saad El Din, Ayman Taher, Luciano Romano: Sinai: the site & the history. S. 30.
  4. Alan Henderson Gardiner, T. E. Peet: The inscriptions of Sinai, London 1953, S. 54, Nr. 1, Tafel 1
  5. vergl. Abeer El-Shahawy, Farid S. Atiya: The Egyptian Museum in Cairo: a walk through the alleys of ancient Egypt. American University in Cairo, Kairo 2005, ISBN 9789771721833, S.45, Abb.21
  6. Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. S. 79-81.
  7. Nicolas Grimal: A History of Ancient Egypt. S. 64.
  8. Nicolas Grimal: A History of Ancient Egypt. S. 69.
  9. Nicolas Grimal: A History of Ancient Egypt. S. 79.
  10. Nicolas Grimal: A History of Ancient Egypt. S. 170.
  11. Mursi Saad El Din, Ayman Taher, Luciano Romano: Sinai: the site & the history. S.68.
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