Harvard University

Harvard University

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Harvard University
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Motto Veritas
(„Wahrheit“)
Gründung 1636
Trägerschaft privat
Ort Cambridge (Massachusetts), Vereinigte Staaten
Präsident Drew Gilpin Faust
Studenten 20.042 (2006)
Mitarbeiter ca. 10.000
Stiftungsvermögen 29,2 Milliarden US-Dollar (2006)
Hochschulsport Crimson (Ivy League)
Website www.harvard.edu

Die Harvard University (kurz Harvard) ist eine private Universität in Cambridge, Massachusetts im Großraum Boston an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Die Hochschule wurde 1636 von der Massachusetts Bay Colony gegründet und ist damit die älteste Universität in den Vereinigten Staaten. Die Umbenennung erfolgte 1639 in Anerkennung des Erbes von John Harvard.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Harvard Square mit Zeitungskiosk
Blick auf den Campus: Massachusetts Hall, Sitz der Universitätspräsidentin
Annenberg Hall
Science Center

Am 8. Septemberjul./ 18. September 1636greg.[1], 16 Jahre nach der Ankunft der Pilgerväter in Neuengland, wurde die Harvard-Universität als College gegründet.1638 wurde der Lehrbetrieb aufgenommen. Der englische Geistliche John Harvard aus Charlestown vererbte ihr nach seinem Tod im gleichen Jahr seine vollständige Bibliothek sowie die Hälfte seines Grundbesitzes. Das College wurde daraufhin 1639 nach ihm benannt. 1643 wurden die ersten Mittel für Stipendien vergeben. 1780 wurde das College zur Universität.

In den frühen Jahren des Bestehens der Universität bot das College Kurse an, die vor allem durch das englische Universitätsmodell charakterisiert, gleichzeitig aber mit der puritanischen Lebenseinstellung der britischen Kolonisten im Einklang standen. Die Zielsetzung war es, der vertriebenen britischen Bevölkerung die Möglichkeit eines höheren Bildungsabschlusses in der neuen Welt zu ermöglichen und somit wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand zu generieren.

Im 18. und frühen 19. Jahrhundert wuchs die Universität um ein Vielfaches an. Dies wurde vor allem durch ein breiteres Lehrangebot erreicht, welches zahlreiche Wissenschaftler anzog. Zu den herausragenden Wissenschaftlern der Harvard University zählten unter anderem Henry Wadsworth Longfellow, James Russell Lowell und Gertrude Stein. 1811 wurde mit dem Massachusetts General Hospital das älteste und in der Gegenwart größte Lehrkrankenhaus der Universität gegründet.

In der Folgezeit, vor allem während der Amtszeit von Charles William Eliot zwischen 1869 und 1909, entwickelte sich die Harvard University von einer verhältnismäßig kleinen, nur regional bekannten Institution zu einer modernen Universität. In dieser Zeit stiegen die Einschreibungen von 1000 auf 3000 pro Jahr, die Schulen für Medizin und Rechtswissenschaften wurden erneuert und weitere neu geschaffen. Zu letzteren zählten unter anderem die Schulen für Wirtschaftswissenschaften, Zahnmedizin und Kunst. Unter Eliots Aufsicht entstand außerdem das Radcliffe College. Dieses war ab der Gründung im Jahr 1897 für die Ausbildung der weiblichen Bevölkerung verantwortlich.

Während der Amtszeit Abbott Lawrence Lowells als Präsident der Uni zwischen 1909 und 1933 wurde insbesondere die College-Ausbildung an der Harvard University umgestaltet. Diese stand insbesondere im Zeichen der Konzentration des Lehrplans auf einige Kern-Lehrgebiete für jeden Studiengang. Ergänzt wurde dies durch Neuerungen in der Unterbringung der sogenannten „undergraduates“. Diese sah vor, dass die Studienanfänger ein Jahr lang in den Gebäuden auf oder in der Nähe des Harvard Yards untergebracht waren und im Anschluss auf zwölf weitere Gebäude verteilt wurden. Dies sollte dem Zweck dienen, den sogenannten „Freshmen“ im ersten Studienjahr die Atmosphäre eines kleinen Colleges innerhalb der großen Universität zu bieten. Dieses System hat sich bis heute bewährt und erhalten.

Die Präsidenten der vergangenen 70 Jahre führten zahlreiche Erneuerungen durch, die insbesondere im Zeichen der Qualitätsverbesserung der Bildung und der Festigung der Forschungsaktivitäten standen. Zu nennen wären vor allem das General Education Program von Präsident James Bryant Conant in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, Innovationen im Bereich der Akquisition externer Forschungsmittel während der Amtszeit von Universitätspräsident Pusey und die Aufnahme des Radcliffe Colleges in die Harvard University.

Universitätsaufbau

Die Harvard-Universität wird verwaltungstechnisch und politisch durch zwei Einrichtungen geführt.

Die Harvard Corporation ist die Exekutive der Universität und verantwortlich für das Management der Universitätsfinanzen und Entscheidungen über die politische und verwaltungstechnische Ausrichtung der Universität. Sie besteht aus sieben Personen, unter anderem dem Universitätspräsidenten. Das Aufsichtsorgan ist das „Board of Overseers“, das aus 30 Mitgliedern besteht, die größtenteils durch die Graduates der Universität gewählt werden. Durch regelmäßige Sitzungen ist das Board of Overseers über die geschäftlichen und politischen Angelegenheiten der Universität gut informiert. Neben der Überwachung obliegt dem Board ebenfalls die Beratung der Corporation vor allem in wirtschaftlichen Angelegenheiten.

Wie im amerikanischen Universitätssystem üblich, ist die Harvard University das Dach für mehrere wirtschaftlich eigenständige Institutionen. Neun Fakultäten obliegt die Verwaltung der zwölf Schulen und Colleges. Hinzu kommt eine Fakultät für die Verwaltung des Radcliffe Institute for Advanced Study. Jede Einheit wird von einem Dekan geleitet, der vom Universitätspräsidenten ernannt wird.

Verwaltungsgebäude der Harvard Medical School in der Longwood Medical Area in Boston

Die akademischen Einheiten („Schools“) der Harvard University im Einzelnen sind:

  • Harvard Business School (HBS)
  • Harvard College (College)
  • Harvard University Division of Continuing Education (DCE)
  • Harvard School of Dental Medicine (SDM)
  • Harvard University Graduate School of Design (GSD)
  • Harvard Divinity School (HDS)
  • Harvard Graduate School of Education (GSE)
  • Harvard School of Engineering and Applied Sciences (SEAS)
  • John F. Kennedy School of Government (HKS)
  • Harvard Graduate School of Arts and Sciences (GSAS)
  • Harvard Law School (HLS)
  • Harvard Medical School (HMS)
  • Harvard School of Public Health (HSPH)
  • Radcliffe Institute for Advanced Study – Harvard University (Radcliffe)

Weitere Einrichtungen

Harvards Bibliothekssystem ist das älteste in den Vereinigten Staaten. Zusammen mit dem angegliederten Institut bildet es den größten universitären Bibliothekskomplex der Welt. Zur Zeit umfasst die Harvard-Bibliothek mehr als 14,5 Millionen Bände, Manuskripte und Mikrofilme. Das Hauptgebäude ist die Widener Library.

Die Harvard University verfügt über eigene Studentenwohnheime und ein Wahlsystem, durch das die Studenten ihre Kurse teilweise selbst bestimmen können. Daneben existiert ein Pflichtprogramm zur Begabtenförderung.

Am Harvard College, der ältesten Abteilung der Universität, kann man den Abschluss des Bachelor of Arts (B. A.) und den Bachelor of Science (B. S.) erlangen. Traditionell werden in Harvard für die Abschlüsse noch die lateinischen Bezeichnungen verwendet, also A. B. (Artium Baccalaureus) und S. B. (Scientiae Baccalaureus).[2] Obwohl die Studentenschaft in Harvard heute aus Studierenden beider Geschlechter besteht, existierte ursprünglich eine Studieneinrichtung nur für Frauen, das Radcliffe College. Erst 1975 schaffte Harvard die Zulassungsbeschränkung für weibliche Studenten ab. Die Zulassungskriterien zählen zu den härtesten der USA: Nur etwa 10 Prozent der Bewerber werden angenommen.

Zu den ausländischen Harvard-Institutionen gehört etwa die Villa I Tatti[3] in Settignano (Italien), der ehemalige Wohnsitz des Kunstkritikers Bernard Berenson (heute ein Universitätszentrum für Studien der Renaissance). Auch das internationale Salzburg Seminar mit Sitz in Schloss Leopoldskron, Salzburg, wurde 1947 von Harvard-Studenten ins Leben gerufen.

Das Arnold-Arboretum ist ein zur Universität gehöriges Arboretum, also ein Botanischer Garten mit Schwerpunkt auf verholzende Bäume und Sträucher.

Das Harvard-College-Observatorium ist heute Bestandteil des Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics.

Eine Anlagefirma der Universität, die Harvard Management Company kurz HMC, verwaltete am Ende des Fiskaljahres am 30. Juni 2008 ein Vermögen von 36,9 Milliarden US-Dollar. Anfang Dezember gab die Leitung von Harvard einen Verlust von 22 Prozent bekannt, der im Zuge der Finanzkrise 2008 entstanden war.[4] Insgesamt wird im Zuge der Finanzkrise mit Verlusten von 13-16 Milliarden US-Dollar gerechnet.[5]

Finanzierung, Vermögensverwaltung

Als typische private Stiftungsuniversität hat Harvard schon immer unter dem Zwang gestanden, seinen immensen und ständig steigenden Mittelbedarf selbst aufzubringen. Die Regelstudiengebühren von rund 54.000 US-Dollar/Jahr pro Studienplatz decken nur einen kleineren Teil der Kosten – sie stellten 2008 rund 20 Prozent der Gesamteinnahmen dar. Ein größerer Teil stammt aus den zahlreichen Patenschaften und Kooperationen mit Firmen, gesellschaftlichen Gruppen, aus Vermächtnissen reicher Freunde, oft ehemalige Studierende und vor allem aus Anlagegewinnen, die das Stiftungsvermögen selbst erbringt. Die Gesamteinnahmen zum Ende des Geschäftsjahres 2008 betrugen rund 3,48 Milliarden US-Dollar, wobei ein Überschuss von 17,4 Millionen US-Dollar erzielt wurde.[6] Die Einnahmen setzten sich wie folgt zusammen:

Einnahmequellen[7]
Stand: 30. Juni 2008 (Ende des Geschäftsjahres) 
Anteil (in %)
Gewinne aus dem Stiftungsvermögen
33
Studiengebühren abzüglich Stipendien
20
andere Einkünfte
20
staatliche Zuwendungen
16
Schenkungen
7
private Zuwendungen
4

Schon früh war die Universitätsleitung dazu übergegangen, sich den Schwankungen dieser Einnahmequellen durch Anlegen eines Finanzpolsters möglichst zu entziehen. In den letzten Jahrzehnten hat sich Harvard ein Vermögensstock zugelegt, der mit der Börsenentwicklung zum 30. Juni 2008 auf rund 37 Milliarden US-Dollar aufgelaufen sein soll. Von anfangs fünf Bankfachleuten war die Finanzverwaltung schließlich auf 200 Fachleute angewachsen, die einen regen Personalaustausch mit den Investmentspezialisten der Banken betrieben. Schon lange hatten Spötter anzumerken, dass Harvard sich zu einer Bank mit angeschlossener Universität entwickelt habe.

Letzten Meldungen zufolge hat es den Vermögensfonds Harvards, da er gewissermaßen ein treues Abbild der verfehlten Investmentmentalität des US-Finanzmarktes ist, in der Finanzkrise hart getroffen: man spricht Mitte Dezember 2008 bereits von einem Drittel Verlusten. Die ersten Folgen sind Kursstreichungen, Privilegienabbau, Gehalts- und Personaleinstellungsstopp.[8] Trotz der aktuellen Verluste bleibt Harvard mit einem Vermögen von rund 26 Milliarden US-Dollar (Stand: Juni 2009) weiterhin die vermögendste Hochschule der Welt.

Studenten

Von den 20.042 Studenten im akademischen Jahr 2005/2006 waren ca. 52 % Männer und 48 % Frauen.[9]

Nach ethnischer Zugehörigkeit gegliedert:[9]

  • 44,6 % US-Amerikaner europäischer Herkunft
  • 13,1 % asiatische US-Amerikaner/Pazifik
  • 6,5 % Afroamerikaner
  • 5,3 % US-Amerikaner lateinamerikanischer Herkunft
  • 0,6 % amerikanische Ureinwohner
  • 18,9 % internationale Studierende
  • 10,9 % keine Angabe

Von den 3669 internationalen Studenten im akademischen Jahr 2005/2006 kamen aus:[9]

  • Asien (1357 (37 %) – China 378, Südkorea 244, Indien 189, Japan 135, Taiwan 113, Andere 298)
  • Europa (1022 (28 %) – Großbritannien 177, Deutschland 173, Frankreich 76, Türkei 73, Italien 53, Bulgarien und Russland je 51, Andere 455)
  • Nordamerika (559 (15 %) – Kanada 481, Mexiko 78)
  • Mittel- und Südamerika (249 (6,8 %) – Brasilien 64, Kolumbien 40, Argentinien 35, Chile 32, Peru 20, Andere 58)
  • Naher- und Mittlerer Osten (215 (5,9 %) – Israel 71, Zypern 18, Libanon 13, Saudi-Arabien 10, Andere 32)
  • Afrika (162 (4,4 %) – Nigeria 25, Südafrika 22, Kenia 18, Ghana 17, Simbabwe 16, Andere 64)
  • Ozeanien (103 (2,8 %) – Australien 82, Neuseeland 20, Fidschi 1)
  • Staatenlos (2)

Sport

Die Sportteams der Universität werden Harvard Crimson genannt. Die Hochschule ist Mitglied in der Ivy League. Im Harvard-Stadion mit 30.898 Zuschauer-Sitzplätzen finden Spiele in American Football statt.

Sehenswürdigkeiten in Nähe des Campus

Auf dem Harvard-Gelände befinden sich verschiedene Museen und Sammlungen, unter ihnen das Fogg Art Museum, das europäische und amerikanische Gemälde, Skulpturen und Drucke des 18. und 19. Jahrhunderts enthält. Hinzu kommen das Busch-Reisinger Museum, welches Werke deutscher und nordeuropäischer Meister beheimatet und das Arthur M. Sackler Museum vor allem mit Kunst aus Asien und dem islamischen Raum.

Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Memorial Church zu Ehren der seit dem Ersten Weltkrieg gefallenen Harvard-Absolventen, die Widener Library und der kirchenähnliche Monumentalbau der Sanders Theater Memorial Hall. Architektonisch interessant ist ebenfalls die Anlage des Radcliffe Colleges im Carré zwischen Appian Way, Brattle-, Mason und Garden Street.

Bekannte Studenten/Absolventen

Literatur

  • John T. Bethell: Harvard Observed. An Illustrated History of the University in the Twentieth Century. Harvard University Press, Cambridge Massachusetts 1998, ISBN 0-674-37733-8
  • Arthur Stanwood Pier: The story of Harvard. Litte, Brown & Co., Boston 1913 (Digitalisat)
  • Andrew Schlesinger: Veritas. Harvard College and the American experience. Dee, Chicago 2005, ISBN 1-56663-636-1.
  • John Trumpbour (Hrsg.): How Harvard Rules. Reason in the service of empire. South End Press, Boston 1989, ISBN 0-89608-284-9.

Weblinks

 Commons: Harvard – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Josiah Quincy: The history of Harvard university, Band 2, Seite 654. Cambridge (Massachusetts) 1840., abgefragt am 17. September 2011
  2. FAQ auf der Seite der Universität
  3. Villa I Tatti
  4. harvard.edu: Financial Update (2. Dezember 2008)
  5. spiegel online: [1]
  6. [Der Spiegel: Zeit der Verunsicherung, Nr. 24, S. 127 (8. Juni 2009)]
  7. [Der Spiegel: Zeit der Verunsicherung, Nr. 24, S. 127 (8. Juni 2009)]
  8. Der Spiegel: Harvard verliert gigantische Vermögenswerte, 16. Dezember 2008
  9. a b c Harvard University: 2006 Factbook (PDF, englisch)
  10. http://nobelprize.org/nobel_prizes/medicine/laureates/2000/kandel-autobio.html

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