- Stollen (Bergbau)
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Ein Stollen – im sächsischen Raum (Erzgebirge) vor allem in Eigennamen und traditionell auch Stolln geschrieben – ist ein grundsätzlich waagerecht oder leicht ansteigend von der Tagesoberfläche aus in einen Berg oder Hügel getriebener unterirdischer Gang.[1] Im Allgemeinen dienen Stollen zur Verbindung der Erdoberfläche mit unterirdischen Anlagen. Dies können Bergwerke, aber auch beliebige andere Bauwerke wie Kavernen, Bunker oder ähnliches sein. Kennzeichnend für einen Stollen ist im Gegensatz zum Tunnel, dass lediglich eines seiner Enden, das sogenannte Stollenmundloch, an der Erdoberfläche liegt.
Inhaltsverzeichnis
Grundlagen
Der Betreiber eines Stollens wurde Stöllner genannt, den Betreiber eines Erbstollens bezeichnete man als Erbstollner oder Erbstöllner. Der Stollen wurde in der Regel mit vier Stollenhäuern während einer Schicht belegt.[2] Unterließ ein Stöllner den vorgeschriebenen Betrieb eines Stollens mit der vorgeschriebenen Zahl von Bergleuten, konnte ein neuer Muter beim Bergmeister die Freifahrung des Stollens beantragen.[3] Für die bergamtliche Aufsicht über die Stollen wurde für jeden Bezirk ein Berggeschworener als Stollengeschworner eingesetzt. An äußeren Grenzen des Stollens wurde ein markscheiderisches Zeichen, eine Stufe, eingehauen. Wenn ein Stöllner seinen Stollen nicht bis zur Grenze bearbeiten wollte, konnte ein benachbarter Stöllner beim Bergamt beantragen, dass der Stollen verstuft wurde. Nachdem der Stollen durch das Bergamt verstuft worden war, konnte der zweite Stöllner seinen Stollen weiter zu Felde treiben.
Die Untersuchung, wie viel ein Stollen einbringt, nennt man den Stollen abwägen. Vor dem Stolleneingang befand sich eine aus Brettern zusammengebaute Hütte, die Stollenkaue. Sie war so platziert, dass sie in der Längsrichtung mit der Stunde des Stollens übereinstimmte und den Stolleneingang verdeckte. War ein Stollen eingebrochen, musste er wieder überarbeitet (gewältigt) und gesäubert werden, man nannte dies den Stollen aufheben. Musste ein Stollenort sehr schnell vorangetrieben werden, waren innerhalb einer Gewerkschaft die anderen Stöllner verpflichtet durch Entsendung von Arbeitern diesem Stöllner Stollenhilfe (Stollenhülfe) zu leisten und ihn dadurch zu unterstützen.[2]
Aufbau eines Stollens
Die Tagesöffnung ist das Stollenmundloch, es wird bei gebrächem Nebengestein meistens durch eine Gewölbemauerung aus Steinen gesichert.[4] Das Ende des Stollens oder einer Grube, wo auf dem Gestein gearbeitet wird, wird Ort genannt. Von daher stammt der Ausdruck „vor Ort“ arbeiten.
Der Stollen besteht aus der Firste (Decke), den Stößen (Seiten) und der Stollensohle, in der sich erforderlichenfalls eine Aussparung für die Grubenwässer, die sogenannte Rösche oder auch Saige, befindet. Die Steigung des Stollens (Sohlgefälle) hängt vom Zweck des Stollens ab. Wenn sehr schlammiges Wasser abfließen muss, ist ein größeres Gefälle erforderlich als bei Stollen, die nur der Streckenförderung dienen.[5]
Der Stollenausbau dient der Absicherung vor Einsturz der Stollen im Bergbau, im Tunnelbau und bei der Absicherung von Höhlen. Ein Stollenausbau kann durch verschiedene Methoden erfolgen. Im Bergbau finden Türstöcke, ausgemauerte Gewölbe und Korbbogenprofile aus Eisenbahnschienen oft Anwendung. Bei neueren Gruben bestehen diese aus Eisenprofilen oder Stahl bzw. Beton. Dieses Ausbauen des Stollens, die Zimmerung, nennt man den Stollen fassen. Passten bei der Zimmerung die einzelnen Bauelemente (Stempel und Kappen) nicht einwandfrei ineinander, wurde ein kleines keilförmig gehauenes Stückchen Holz, die Stollenlaus, in die Lücke eingesetzt. Musste ein Stollen zur besseren Bewetterung mit einem Lichtloch oder einem Schacht versehen werden, so nannte man dies den Stollen lösen.
Betrieb
Der Betrieb eines Stollens ist gebunden an die Gestalt des Geländes in welchem sich der Stollen befindet. Ein Stollen kann zu verschiedenen Zwecken angelegt werden. Er kann zur Wasserabführung der Grubenwässer aus der Lagerstätte dienen, aber auch zur Wetterführung. Bei Tiefbauen dient er zur Verminderung der Wasserhebungstiefe. Dies war insbesondere im frühen Bergbau wichtig, da Maschinen und die sie antreibende Energie sehr teuer waren. Ein Stollen kann zur Sammlung von Aufschlagwasser und zur Weiterleitung an die hydraulischen Maschinen dienen. Auch die Förderung kann über spezielle Stollen erfolgen. Von den Stollen ausgehend wird auch der Abbau eingeleitet. Je nach Aufgabe und Zweck werden die Stollen entsprechend hergerichtet und der Aufgabe entsprechend bezeichnet.[6]
Bergbau
Im Bergbau werden alle waagerechten („söhligen“) oder fast waagerechten Verbindungen zwischen Erdoberfläche und Lagerstätte als Stollen bezeichnet. Die Schreibweise „Stollen“ ist in fast allen deutschsprachigen Bergrevieren üblich, während in den sächsischen Revieren oftmals noch „Stolln“ geschrieben wird. Neuere Forschungen haben ergeben, dass auch in preußischen Bergrevieren (Herzogtum Magdeburg, Bergamt Wettin, Kgl. Preuß. Oberbergamt Halle) die Schreibweise „Stolln“ bis ca. 1861/62 üblich war, eingeführt durch ursprünglich aus dem Erzgebirge stammende Fachkräfte. Seit 1863 schrieb man „Stollen“.
Je nach Funktion werden Stollen im Bergbau eingeteilt in:
- Erbstollen
- Wasserlösungsstollen
- Wetterstollen
- Förderstollen.
Wird der planmäßige Abbau unterhalb der Stollensohle betrieben, spricht der Bergmann vom Stollentiefbau. Bei dieser Form des Abbaus müssen das Fördergut und das Grubenwasser, genauso wie beim Tiefbau, gehoben werden.[7] Stollen, welche die Lagerstätte in oberen Tiefen angreifen, werden als Oberstolln bezeichnet, zu diesen Stollen werden auch die Schürfstollen gezählt. Grubenstollen dienen zum Lösen der Lagerstätte in jeder beliebigen Teufe. Im ungarischen und siebenbürgischen Salzbergbau wurden rings um den Schacht oftmals sogenannte Circumferentialstollen aufgefahren, um das Wasser vom Schacht fernzuhalten. Ein seitlich vom Hauptstollen zu einer benachbarten Grube getriebener Stollen, der frische Wetter zur Grube leiten oder die Grubenwässer ableiten soll, nennt der Bergmann Stollenflügel oder Flügelörter. Vor dem Stollen befindet sich die Stollenhalde, auf diese schütten die Bergleute das Haufwerk.
Wasserlösungsstollen
Ein Wasserlösungsstollen, auch Wasserlosungsstollen, wird zur Entwässerung bei ausgedehnten Grubenbauen angelegt. Oftmals wurden deshalb Stollen nur zum Zweck der Entwässerung gebaut. Dies ist insbesondere dann sehr wichtig, wenn höher anstehende Lagerstättenteile ohne Wasserhaltung abgebaut werden sollten. Oftmals werden Wasserlösungsstollen auch zur Energieerzeugung mittels Wasserkraft genutzt. Wasserlösungsstollen können recht beachtliche Längen erreichen, so ist zum Beispiel der Schlüsselstollen im Mansfelder Bergbau über 31 Kilometer lang.[8] War der Wasserlösungsstollen nicht in der Lage, das gesamte Grubenwasser abzuführen, wurden sogenannte Hilfsstollen als Nebenstollen aufgefahren, um den Hauptstollen zu entlasten. Diese Hilfsstollen hatten separate Mundlöcher. Einige Wasserlösungsstollen wurden mit so großen Querschnitten gebaut, dass über sie der Transport der Materialien per Schifffahrt durchgeführt werden konnte.
Bei Wasserlösungsstollen kann es auch vorkommen, dass das Grubenwasser, je nach Wassermenge, nicht nur die Rösche sondern den größten Teil des Stollens ausfüllt. In diesem Fall wird der Begriff Rösche auf den ganzen Stollen übertragen.
Wasserlösungsstollen werden nicht für eine kurze Lebensdauer gebaut, sondern sind je nach Größe der Stollenanlage oftmals viele Jahrzehnte, teilweise sogar Jahrhunderte in Gebrauch. Deshalb werden sie mit einer Ausmauerung aus verwitterungsfestem Steinmaterial, (Klinkerziegel, Natursteine) ausgemauert. Im standfesten Gebirge aufgefahrene Stollen werden in der Regel nicht mit einer Ausmauerung versehen, hier wird nur die Sohle und die Wasserseige ausgemauert. In bestimmten Abständen werden größere Löcher als Sumpf- oder Schlammkästen aus der Stollensohle herausgehauen. In diese Schlammkästen können sich der Sand und sonstige festen Wasserbeimengungen absetzen. Die Schlammkästen werden in bestimmten Abständen manuell gereinigt.
Im Gegensatz zum Erbstollen besitzt der Wasserlösungsstollen keine Erbstollengerechtigkeit. Je nach anfallender Wassermenge haben Wasserlösungsstollen einen Querschnitt zwischen 7 bis 10 m². Die Herstellung von Wasserlösungsstollen dauerte aufgrund ihrer Länge mehrere Jahre. Die Kosten für Vortrieb und der Unterhaltung des Wasserlösungsstollens teilten sich in der Regel die an den Stollen angeschlossenen Grubenbesitzer. Für die Instandhaltung der Wasserlösungsstollen wurden spezielle Verordnungen herausgegeben, die von den Beteiligten streng eingehalten werden mussten. Es gab auch Kombinationen aus Wasserlösungsstollen und Schächten. Auf den Schächten standen große Dampfmaschinen, mit denen das Grubenwasser gehoben wurde.
Erbstollen
Als Erbstollen werden Wasserlösungsstollen bezeichnet, die erbgerechtfähig sind. Diese Stollen werden in der Regel nicht geviert, es sei denn, sie werden auf einen Gang getrieben.[9] Oft haben Erbstollen nur die Aufgabe der Entwässerung oberhalb gelegener Bergwerke. Da sie zur Wasserlösung verschiedener Grubenreviere dienten, wurden sie auch Revierstollen genannt. In Zeiten des Stollenbaus, als es noch keine leistungsfähigen Pumpen gab, waren diese Bauwerke von großer Bedeutung. Der in einem Bergbaugebiet jeweils am tiefsten gelegene Stollen führte meist nicht nur das Wasser des zu ihm gehörenden Bergwerkes ab, sondern „erbte“ auch die Abwässer höher gelegener Bergwerke.
Das bergmännische Gewohnheitsrecht beschreibt diesen Sachverhalt folgendermaßen:
- „Der da bringet Wind und nimbt Wasser, als recht ist, der treibt den Obersten aus mit seinem Ädich“.
Der bergrechtliche Begriff des Erbstollens beschreibt den Umstand, dass der Besitzer dieses Stollens das Recht hatte, von allen Bergwerken, deren Wasser er ableitete, als Abgabe eine sogenannte Erbstollengebühr zu erheben. Um als Erbstollen anerkannt zu werden, musste der Stollen die Erbteufe von 7 Lachter (circa 14 Meter) erfüllen und eine Spanne unterhalb des Schachtausganges der zugehörigen Zeche liegen.[10] Die Erbstollengerechtigkeit beinhaltete ferner das Recht, mit dem Stollenhieb einen Teil der unterirdisch angetroffenen Lagerstätten für sich in Anspruch nehmen zu können.[11] Dies war mitunter so ein lukratives Geschäft, dass nur zum Zweck des Baus und der Unterhaltung solcher Stollen Unternehmen gegründet wurden.
Da Erbstollen für mehrere Grubenfelder aufgefahren wurden, hatten sie neben der Aufgabe der Wasserableitung auch noch zusätzlich die Aufgabe der Wetterführung für die angeschlossenen Grubengebäude. Aus diesem Grund mussten Erbstollen auf direktem Weg in gerader Linie aufgefahren werden. Erbstollen mussten vom Stollenmundloch bis zum Ende des Stollens stets eine leichte Steigung haben. Zur Vermeidung sogenannter böser Wetter, musste ein Erbstollen genügend geräumig sein, der Querschnitt des Erbstollens durfte jedoch außerhalb des freien Feldes bestimmte Größen nicht überschreiten. Wollte ein Stöllner über diese, in der Bergordnung des jeweiligen Bergbaureviers, festgesetzten Grenzen hinaus den Stollen erweitern musste er hierfür eine Erlaubnis beim Bergamt beantragen.[12] Sobald man unter der Stollensohle des Erbstollens arbeiten wollte, brauchte man einen neuen, tiefer gelegenen Erbstollen. Andernfalls mussten Handpumpen, Pferdekraft oder eine Wasserhaltung zur Entwässerung eingesetzt werden. Für eine Wasserkunst wurde ein Wasserrad installiert, um die Pumpen anzutreiben. Wo die Einrichtung unterirdisch eingebaut wurde, musste sogenanntes „Aufschlagwasser“ von einer höheren Ebene herangebracht werden. Zu diesem Zwecke verwendete man ältere, aufgegebene Stollen oder baute neue Stollen, die nur der Wasserbeförderung dienten.[13][14]
Erbstollen erreichten zum Teil beträchtliche Längen. Der längste Erbstollen des Ruhrgebietes, der Schlebuscher Erbstollen, hatte schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine Länge von 13 km.[15] Auch der 1844 begonnene Rothschönberger Stolln, der eine Länge von 50,9 km erreichte, galt während seiner Errichtung als Erbstollen.[16]
Wetterstollen
Wetterstollen haben die Aufgabe, das Grubengebäude zu bewettern. Sie wurden hauptsächlich beim Braun- und Steinkohlenbergbau eingesetzt. Voraussetzung für den Einsatz von Wetterstollen waren die besonderen örtlichen Verhältnisse. Sie werden möglichst kurz und ohne Krümmungen angelegt, so dass die Luft ohne großen Widerstand durchziehen konnte. Um die Kaminwirkung auszunutzen, werden sie mit starkem Ansteigen gegen den Ausgang aufgefahren. Wetterstollen haben nur eine untergeordnete Rolle, da der Einsatz von Wetterschächten überwiegend vorteilhafter ist.
Förderstollen
Bei größeren Bergwerken werden separate Förderstollen zum Herausfördern der nutzbaren Mineralien und der Berge genutzt. Diese Stollen werden so ausgerichtet, dass sie möglichst kurz sind, damit die Förderung effektiv und kostengünstig gestaltet werden kann. Oftmals ist das Stollenmundloch so platziert, dass es in der Nähe einer Abfuhrstraße liegt. Die Neigung von Förderstollen erfordert kein besonderes Gefälle und ist je nach Lage der Abbaustollen und Anfangspunkt des Stollens entweder steigend oder fallend. Nach Möglichkeit werden Förderstollen in Förderrichtung mit einem Gefälle versehen. Bei Förderstollen mit mäßigem Gefälle werden die Fördergefäße mit Bremsen ausgestattet, damit sie bei manueller Förderung auch abgebremst werden können. Bei sehr starkem Gefälle werden spezielle Bremsberge aufgefahren. Je nach Größe des Grubengebäudes werden auch oftmals mehrere Förderstollen genutzt. Besitzt der Förderstollen eine Steigung in Richtung Stollenmundloch, werden zum Ziehen der Fördergefäße Haspelanlagen verwendet.
Bekannte Bergbaustollen
- 19-Lachter-Stollen, Wasserlösungsstollen des Oberharzer Bergbaus
- Bärenberger Stollen, Silber- und Kupferbergbau bei Plettenberg/Sauerland
- Bodelschwingh-Stollen, Ibbenbüren, unvollendet
- Ernst-August-Stollen, Wasserlösungsstollen des Oberharzer Bergbaus
- Felicitas-Stollen, Bad Fredeburg, Hochsauerlandkreises, Schieferbergbau
- Fulbert-Stollen, Wasserstollen am Laacher See
- Meyersche Stollen, Wassersammelsystem, Aarau, Schweiz
- Rothschönberger Stolln, Wasserstollen, Erzbergbau Freiberger Revier, Sachsen
- Steinbecker Stollen, Ibbenbüren
- Tiefer Stollen (Wasseralfingen), Schaubergwerk
Richtstollen
Richtstollen kommen nur bei Tunnelbauten vor. Die Bezeichnung „Richtstollen“ wurde deshalb gewählt, weil früher zu jedem zu erstellenden Tunnel ein Stollen vorangetrieben wurde, mit dem Höhenlage und Richtung des Tunnels bestimmt wurde. Durch die Ausführung und Anlage des Richtstollens konnten Art, Kosten und die Dauer des Tunnelvortriebs bestimmt werden. Der Richtstollen gab auch Aufschluss über die Gebirgs- und Wasserverhältnisse. Dadurch ließ sich die Stärke der Tunnelmauerung und die Art des Ausbaues besser festlegen. Durch den Richtstollen ergaben sich mehrere Angriffspunkte zur Ausmauerung und Ausweitung des Tunnels.
Richtstollen wurden in der Regel mit einem Profil von 7 bis 10 Quadratmetern aufgefahren. Je nachdem, ob der Richtstollen an der Firste oder Sohle des Tunnels angesetzt wurde, spricht man Firsten- oder Sohlenstollen. Welche Art von Richtstollen verwendet wird, hängt von den örtlichen Gegebenheiten ab. Richtstollen haben ebenso wie Tunnel nach der Fertigstellung zwei Mundlöcher. Richtstollen dienten, wie der Name schon sagt, insbesondere der besseren Vermessung des Tunnelvortriebs. Heute spielt das aufgrund der Fortschritte der Vermessungstechnik keine Rolle mehr. Entsprechend spricht man heute von Erkundungsstollen, die dazu dienen, im Sinne einer horizontalen Probebohrung das unbekannte Gebirge zu erkunden. Derartige Erkundungsstollen werden entweder durch eine Tunnelröhre überbaut und können dabei bei fallendem Vortrieb zur Ableitung von Bergwasser dienen. Häufig werden derartige Erkundungsstollen aber auch zu Rettungsstollen ausgebaut.
Wasserbau
Mit dem Beginn der Wasserwirtschaft, insbesondere dem Bau der Talsperren, wurden unterirdische Wasserbauwerke, die umgangssprachlich ebenfalls, aber falsch Stollen genannt wurden, angelegt. Sie dienen dazu, das Wasser aus anderen Tälern zu sammeln. Es handelt sich hierbei jedoch um Tunnel.
Wo in der Industrie Turbinen zum Einsatz kamen, wurden die Wasserkanäle künstlich unter den Fabrikgebäuden beim Bau angelegt. Diese Kanäle wurden umgangssprachlich als Industriestollen bezeichnet.
Geologie
Zuweilen werden auch vergleichbare unterirdische Gänge, die jedoch auf natürliche Weise entstanden sind (Gänge in Höhlen), als Stollen bezeichnet.
Militärtechnik
Einem militärischen Zweck dienten Stollen, die von Mineuren bei der Belagerung einer Festung unter das Fundament der Festungsanlage gegraben wurden, um entweder das Bauwerk mit Sprengladungen zum Einsturz zu bringen oder um für einen Überraschungsangriff einen Zugang in das Innere der Befestigungsanlage zu schaffen.[17]
Luftschutz
Im Zweiten Weltkrieg wurden die Eingangsbereiche verlassener Bergbau-Stollen bevorzugt zu Luftschutz-Quartieren ausgebaut. Da in diesen Stollen trotz Umbau immer noch die Gefahr von Grubengas bestand, wurden schlagwettergeschützte Telefone zur Kommunikation benutzt.[18]
Galerie
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Gemauerter Stollen im Salzbergwerk Altaussee in der Steiermark.
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Oberes Mundloch der Reinsberger Rösche.
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Alter Stollen im Siegerland.
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ein so genannter „Stollen“ im Staudamm - korrekte Bezeichnung: Kanal
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Philipstollen im Sauerland.
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Stollen der Grube Juliane Sophia bei Schulenberg im Harz.
Literatur
- Georg Haupt: Die Stollenanlagen. Leitfaden für Bergleute und Tunnelbauer, Verlag von Julius Springer, Berlin 1884
Einzelnachweise
- ↑ Moritz Ferdinand Gaetzschmann: Sammlung bergmännischer Ausdrücke. Verlag Craz & Gerlach, Freiberg 1859
- ↑ a b Carl Friedrich Richter: Neuestes Berg-und Hütten-Lexikon. Zweiter Band, Kleefeldsche Buchhandlung, Leipzig 1805
- ↑ Günter Heinrich von Berg: Handbuch des Teutschen Policeyrechts. Verlag der Gebrüder Hahn, Hannover 1809
- ↑ Walter Bischoff, Heinz Bramann, Westfälische Berggewerkschaftskasse Bochum: Das kleine Bergbaulexikon. 7. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen 1988, ISBN 3-7739-0501-7
- ↑ Gustav Köhler: Lehrbuch der Bergbaukunde.2. Auflage, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1887
- ↑ Heinrich Lottner/Albert Serlo (Hrsg.): Leitfaden der Bergbaukunde. Erster Band, Verlag von Julius Springer, Berlin 1869
- ↑ Joachim Huske: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier. 3. Auflage, Selbstverlag des Deutschen Bergbau-Museums, Bochum 2006, ISBN 3-937203-24-9
- ↑ F. Heise, F. Herbst: Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berücksichtigung des Steinkohlenbergbaus. Erster Band, Verlag von Julius Springer, Berlin 1908
- ↑ Carl Friedrich Richter: Neuestes Berg-und Hütten-Lexikon. Erster Band, Kleefeldsche Buchhandlung, Leipzig 1805
- ↑ Heinrich Veith: Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen. Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1871
- ↑ Swen Rinmann: Allgemeines Bergwerkslexikon. Zweyter Theil, Fr. Chr. W. Vogel, Leipzig 1808
- ↑ Joseph Tausch: Das Bergrecht des österreichischen Kaiserreiches. Zweite umgearbeitete und vermehrte Auflage, Verlag bei J. G. Ritter von Mösle's sel. Witwe, Wien 1834
- ↑ Wilfried Liessmann: Historischer Bergbau im Harz. 3. Auflage, Springer Verlag, Berlin/Heidelberg 2010, ISBN 978-3-540-31327-4
- ↑ Marcus Dehler: Wassermanagement im historischen Bergbau
- ↑ Joachim Huske: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier. 3. Auflage, Selbstverlag des Deutschen Bergbau-Museums, Bochum 2006, ISBN 3-937203-24-9
- ↑ Informationen über den Stolln beim Geo- und Umweltportal Freiberg
- ↑ Überlegungen zu Belagerungen und Gegenburgen anhand von Beispielen des südwestdeutschen Sprachraums.
- ↑ Bochumer Bunker. Kommunikation
siehe auch
Weblinks
Wikimedia Foundation.