Wiener Klangstil

Wiener Klangstil

Wiener Klangstil ist ein Sammelbegriff für Eigenschaften, die den speziellen Klang der Wiener Orchester ausmachen.

Die Wiener Musiker machten nicht alle instrumententechnischen Neuerungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit, die auf ein größeres Klangvolumen und leichtere Spielbarkeit abzielten, weshalb sich bis heute (vor allem bei den Wiener Philharmonikern) ein konservativerer Stil erhalten hat. Dies macht sich vor allem bei zwei Instrumenten bemerkbar, der Wiener Oboe und dem Wiener Horn, aber auch bei anderen Instrumenten lokaler Bauart und Spielweise. Die moderne Querflöte mit Böhm-System wurde zum Beispiel erst im 20. Jahrhundert eingeführt.

Begriff

Oft wird subjektiv von einem weicheren, dunkleren, volleren Mischklang gesprochen, wenn vom Wiener Klangstil die Rede ist. Wie weit dies von einem bevorzugten Repertoire, vom Instrumentarium oder von der Spielweise abhängt, lässt sich schwer präzisieren.

Vom „Wiener Klangstil“ ist zum ersten Mal 1966 die Rede, als die Gründung eines Instituts für Wiener Klangstil angeregt wird. Das Institut besteht seit 1971 und widmet sich Fragen der Musizierpraxis und der musikalischen Akustik. Es machte den Begriff durch seine Publikationen bekannt, ohne dass er klar umrissen wäre.

Wiener Orchesterinstrumente

Die Wiener Oboe entspricht noch eher der Barockoboe als die modernen Instrumente französischer Bauweise. Sie hat weniger Klappen und Metallbauteile, klingt in der Tiefe weicher und in der Höhe spitzer als die modernen Oboen. Das Wiener Horn ist kein Doppelhorn wie die modernen Instrumente, sondern ein einfaches F-Horn mit Pumpenventilen. Sein Klang wirkt heller als gewohnt, wie es auch bei Posaune und Tuba der enger mensurierten Wiener Bauart der Fall ist. Auch dies entspricht noch eher dem barocken Typus der Blechblasinstrumente.

Auch die Wiener Klarinette besitzt eine etwas andere Bauart als die üblichen modernen Klarinetten. Ebenso wie die Trompete (mit Drehventilen und einem Mundstück, das dem des Flügelhorns ähnlich ist) klingt sie dunkler und weicher als die modernen Instrumente, weshalb diese beiden Instrumente weniger aus dem Gesamtklang hervorstechen.

Dass die Wiener Pauke und weitere Schlaginstrumente grundsätzlich mit Ziegenfell bespannt werden, hat einen weiteren Einfluss auf den Gesamtklang: Sie wirken tonaler und weniger perkussiv. – Bei den Streichinstrumenten unterscheidet sich die Bauart nicht von den modernen Instrumenten, aber es wird gelegentlich die Besonderheit lokaler Schulen hervorgehoben.

Insgesamt lässt sich sagen, dass der Wiener Klangstil ein breites Spektrum von Klangfarben einem grundsätzlich homogenen Klang vorzieht und dafür eine unbequemere Spielweise in Kauf nimmt. Die Schärfe der Trompeten, wie sie vor allem die amerikanischen Orchester auszeichnete, wird vermieden. Dass die heutige Tradition noch dem authentischen Klang der Wiener Klassik entspreche, lässt sich aufgrund der zahlreichen Veränderungen in der Zwischenzeit allerdings nicht unbedingt sagen.

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