Wiener Philharmoniker

Wiener Philharmoniker
Wiener Philharmoniker
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Zweck: Verein
Vorsitz: Clemens Hellsberg
Gründungsdatum: 1842
Sitz: Wien
Website: www.wienerphilharmoniker.at

Die Wiener Philharmoniker aus Wien gelten als eines der führenden Orchester der Welt. 2006 und 2007 wurden die Wiener Philharmoniker von „Musikkritiker der bedeutendsten europäischen Fachzeitschriften und Radiosender“, unter Führung der Monatszeitschrift Le Monde de la musique, zum besten Orchester Europas gewählt.[1][2] 2008 wurde das Orchester vom Klassikmagazin Gramophone in dessen Dezemberausgabe auf Platz 3 gesetzt.[3]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Wiener Philharmoniker während einer Konzertprobe im Musikverein (1926). Als Dirigent steht den Musikern Felix von Weingartner vor.

Das Orchester wurde am 28. März 1842 von Otto Nicolai (1810–1849), Komponist u. a. der Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“, gegründet. 1860 wurden die Philharmonischen Konzerte ins Leben gerufen.

Dirigenten

Bis 1933 wählten die Philharmoniker jedes Jahr einen Dirigenten, der in dieser Saison alle Abonnementkonzerte dirigieren sollte, jedoch nicht den Titel „Chefdirigent“ trug. Von diesem System ging man ab, von nun an wurden verschiedene Gastdirigenten für die Konzerte und Tourneen verpflichtet. Eine besondere Beziehung verband das Orchester zwischen 1933 und 1937 mit Arturo Toscanini sowie zwischen 1933 und 1945 und zwischen 1947 und 1954 mit Wilhelm Furtwängler, der bis 1954 als eine Art Hauptdirigent des Orchesters fungierte. Eine wesentliche Rolle spielte auch Bruno Walter, der die Philharmoniker in den 1930er-Jahren dirigierte und in den 1940er-Jahren nach Wien zurückkehrte, um Konzerte mit Werken von Gustav Mahler zu dirigieren, darunter auch Aufnahmen mit der Altistin Kathleen Ferrier sowie ein Mahler-Konzert in der Wiener Staatsoper.

Außerdem arbeiteten die Philharmoniker mit vielen großen Dirigenten zusammen. Eine besonders langanhaltende Zusammenarbeit bestand mit den späteren Ehrendirigenten Karl Böhm und Herbert von Karajan sowie mit dem Ehrenmitglied Leonard Bernstein, der ab 1966 mit dem Orchester konzertierte und mit ihm u. a. erneut das Werk von Mahler erarbeitete.

NS-Zeit

NS-Anhänger und Ausgeschlossene

Wie bei den Berlinern war auch bei den Wiener Philharmonikern die Anzahl der NSDAP-Mitglieder hoch: Ein Viertel der Musiker bestand aus „Illegalen“, die der Partei vor 1938 beigetreten waren, als sie in Österreich verboten war. 15 Musiker wurden 1938 aus „rassischen Gründen“ oder wegen ihrer politischen Haltung aus dem Orchester entfernt; sieben davon wurden getötet.[4]

Löschung des Vereins Wiener Philharmoniker – ab 20. Juli 1939 der Aufsicht von Propagandaminister Goebbels unterstellter Verein Wiener Philharmoniker

Am 7. Dezember 1938 erhielten die Wiener Philharmoniker ein mit 16. September 1938 datiertes Schreiben des "Stillhaltekommissars für Vereine, Organisationen und Verbände". Bezugnehmend auf das Gesetz vom 17. Mai 1938 über die "Überleitung und Eingliederung von Vereinen, Organisationen und Verbänden" wurde darin mitgeteilt, dass der "Verein Wiener Philharmoniker" vom "Stillhaltekommissar im Einvernehmen mit dem Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich gelöscht und das Vermögen eingewiesen wird in die Staatstheater und Bühnenakademie, Wien".

Der von Reichsminister Goebbels im Februar 1937 ins Propagandaministerium als Leiter der neugegründeten "Abteilung X Musik" berufene Dirigent und Musikwissenschaftler Dr. Heinz Drewes bewirkte bereits am 12. Dezember 1938, nachdem ihn Wilhelm Furtwängler bezüglich der Vereinslöschung der Wiener Philharmoniker angerufen hatte, telefonisch die Rückziehung dieser Maßnahme, welche am 19. Dezember schriftlich bestätigt wurde. (Fritz Trümpi "Politisierte Orchester. Die Wiener Philharmoniker und das Berliner Philharmonische Orchester im Nationalsozialismus", 2011, S.135, Clemens Hellsberg "Demokratie der Könige", 1992, S. 468)

Laut Philharmonikervorstand Prof. Dr. Clemens Hellsberg ("Demokratie der Könige", 1992, S. 468) wurde Dr. Drewes von den Wiener Philharmonikern dafür aus Dank als Dirigent zu (einem zunächst für den 28. März 1939 angesetzten, dann aber erst) am 25. Mai 1939 stattgefundenen Symphoniekonzert der Wiener Philharmoniker im Wiener Musikverein eingeladen. Zu dieser Zeit war die zukünftige Organisationsform der Wiener Philharmoniker nicht geklärt. Dr. Drewes, dem laut Wiener Konzertankündigung vom 21. März 1939 (Wiener Mittagsausgabe) die "Führung des gesamten deutschen Musiklebens" oblag, wird vom Reichspropagandaministerium aus sein Dirigat der Wiener Philharmoniker "bewirkt" haben.

Wilhelm Furtwängler hat sich, wie einen Tagebucheintrag von Joseph Goebbels vom 19. August 1939 zu entnehmen ist, vermutlich in seinem Gespräch mit Reichsminister Goebbels (vom 11. August 1939 s. "Wiener Philharmoniker dürfen ihre Dirigenten nicht frei wählen") über Dr. Drewes beschwert, dass dieser seine organisatorische Stellung zum Dirigieren missbrauche.

Goebbels Tagebücher: "Drewes hat die Wiener Philharmoniker dirigiert und nun wird er angegriffen. Er wehrt sich mit dem Staatsapparat. Das geht nicht. Da muß er sich als freier Musiker durchsetzen."

Furtwängler ging auf Dr. Drewes in seinem Taschenkalender 1939-III, Blatt 19, ein: "Ich habe mich nie gegen Dirigenten gewandt, sie seien wer immer; wie sollte ich auch, da ich selber einer bin! Ich wende mich gegen diejenigen, die eine organisatorische Stellung zum Dirigieren mißbrauchen. Ob Dr. Drewes dazu gehört, kann ich solange nicht beurteilen, als ich sein Dirigieren nicht kenne. Die Musikerschaft ist im allgemeinen dieser Anschauung. Wenn er künstlerisch ernst genommen werden will, soll er eine Dirigentenstellung bekleiden; solange er das nicht tut, wird immer das Odium auf ihm ruhen, daß - - -. Ließe er andererseits das Dirigieren bleiben, würde er zweifellos sein Prestige als Organisator erhöhen. Ich bemerke alles dies nicht als sein Freund, sondern in seinem eigenen Interesse genauso wie in dem des Ministeriums." (F. K. Prieberg Handbuch deutsche Musiker 1933-1945)

Am 13. Dezember 1938 hatte der Stillhaltekommissar Propagandaminister Goebbels zwei Vorschläge unterbreitet:

1. Der Verein behält seine Selbständigkeit und wird der Aufsicht des Reichspropagandaministeriums unterstellt. Dies bedeutet, daß sowohl in Besetzungsfragen als auch in allen anderen Belangen, der Verein praktisch an die Weisungen des Ministeriums gebunden ist.

2. Der Verein wird gelöscht und gleichzeitig, wie in Berlin [Berliner Philharmonisches Orchester], eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung gegründet, wobei die Geschäftsanteile dem Reich, vertreten durch das Ministerium, zustehen.In diesem Falle wäre das Orchester ein reiner Klangkörper und sind die Musiker als Angestellte der Gesellschaft anzusehen. Die Geschäftsführung erfolgt sohin durch die seitens des Reiches bestellten Vertreter."

Am 13. Juni 1939 antwortete Goebbels dem Stillhaltekommissar: "Hierdurch teile ich Ihnen mit, daß ich mit der Beibehaltung der vereinsrechtlichen Selbständigkeit der Wiener Philharmoniker einverstanden bin, jedoch nur unter der Voraussetzung, daß die Satzungen nationalsozialistischen Grundsätzen entsprechend geändert werden und der Verein meiner unmittelbaren Aufsicht unterstellt wird."

Im Schlussbericht des Stillhaltekommissars vom 20. Juli 1939 wurde der definitive Status nach Goebbels' Vorgaben festgelegt:

"I. Die Organisation behält ihre Selbständigkeitund und wird der Aufsicht des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda, Berlin, unterstellt.

II. Das Vermögen wird freigegeben. [...] Folgende Satzungsänderungen sind vorzunehmen: Arierprinzip, Führerprinzip. Der Vereinsführer wird im Einvernehmen mit dem Gauleiter von Wien der NSDAP durch den Herrn Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Berlin, ernannt; die Mitgliederversammlung hat lediglich ein Vorschlagsrecht. Mitgliederbeschlüsse bedürfen zu ihrer Rechtskraft der Zustimmung des Herrn Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda. Die Rechte der arischen Mitglieder sind im Rahmen der neuen zu verfügenden Satzungen, die der Genehmigung durch den Herrn Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda bedürfen, zu wahren." (Fritz Trümpi "Politisierte Orchester Die Wiener Philharmoniker und das Berliner Philharmonische Orchester im Nationalsozialismus" S. 133-137)

Wiener Philharmoniker dürfen ihre Dirigenten nicht frei wählen

Am 2. August 1939 schrieb Wilhelm Furtwängler an die Wiener Philharmoniker: "Im Uebrigen möchte ich Ihnen in aller Form mitteilen, dass - falls Ihre Selbständigkeit tatsächlich so beschnitten würde, dass Sie die selbständige Wahl des Dirigenten verlören - ich persönlich von meiner Leitung von Konzerten bei Ihnen sofort zurücktreten werde. Es hat für mich wohl Sinn, die Wiener Philharmoniker, so wie sie bisher waren zu dirigieren, nicht aber ein Orchester, das als solches eine Selbständigkeit und damit seinen eigenen Charakter nicht mehr besitzt."

Am 12. August 1939 (Tag vor dem von Clemens Krauss geleiteten Johann Strauss-Konzert der Wiener Philharmoniker bei den Salzburger Festspielen 1939) schrieb Furtwängler an Vorstand Otto Strasser: "Ich hatte gestern Gelegenheit mit Minister Dr. G. zu sprechen. Er sagte, daß die freie Dirigentenwahl gegen ein nationalsozialistisches Grundgesetz verstöße. Demnach muß diese Forderung fallengelassen werden. Ich bedaure dies; jedoch werde ich trotzdem, soweit ich kann, mit meiner Person Ihnen immer beistehn!" (Clemens Hellsberg "Demokratie der Könige", 1992, S.468-470)

Haltung Goebbels', Ambitionen Schirachs

Während der nationalsozialistischen Herrschaft in Österreich wurde die zuvor intensive Konzerttätigkeit des Orchesters im Ausland eingeschränkt. Propagandaminister Joseph Goebbels setzte vor allem die Berliner Philharmoniker zur Repräsentation des Regimes im Ausland ein und finanzierte deren Reisen, während die Wiener Philharmoniker ihre Reisen selbst zahlen sollten. Der Wiener Reichsstatthalter und Gauleiter Baldur von Schirach, dem es gelang, die Orchestermitglieder als „unabkömmlich“ vor dem Militärdienst zu bewahren, sorgte nun dafür, dass die Wiener Philharmoniker ihr typisch wienerisches Musizieren pflegten, da er für Wien ehrgeizige kulturpolitische Ziele hatte.

Silvesterkonzert 1939

In diesem Zusammenhang ist auch die Einführung des Neujahrskonzerts mit Clemens Krauss zu sehen, das am 31. Dezember 1939 zu Silvester aufgeführt und in dem ausschließlich Musik von Johann Strauss (Sohn) gespielt wurde. (Leichte Musik zu spielen war damals im Orchester noch stark umstritten.) Laut den Wiener Neuesten Nachrichten war das Konzert die Wiederholung eines am 13. August 1939 bei den Salzburger Festspielen (deren Veranstalter war damals das Propagandaministerium[5]) gegebenen Konzerts und dem von Adolf Hitler am 10. Oktober 1939 eröffneten 1. Kriegswinterhilfswerk gewidmet.[6] (Die Führung und Beaufsichtigung des 1936 per Gesetz beschlossenen Winterhilfswerks, ab 1939 Kriegswinterhilfswerk, lag ebenfalls bei Goebbels.[7])

Vertrag über Radioaufnahmen

In einem aus Berlin bestimmten Vertrag der Goebbels unterstehenden Reichs-Rundfunk-Gesellschaft[8] mit den Wiener Philharmonikern vom 7. Oktober 1940 heißt es: „[…] das Orchester verpflichtet [sich] Schwarzplatten-Aufnahmen für den Großdeutschen Rundfunk mit Wiener Musik in erster Linie natürlich mit Werken von Johann Strauß mit einem die Wiener Note besonders beherrschenden Dirigenten zu machen.“[9]

Clemens Krauss

Am 12. Oktober 1940 informierte die in Wien erscheinende Volks-Zeitung über das erweiterte Programm der Wiener Philharmoniker für die Spielzeit 1940 / 1941:[10]. Neben sechs „Außerordentlichen Konzerten“ wurden vier Konzerte für den Großdeutschen Rundfunk unter Leitung des seit 1933 mit den Wiener Philharmonikern zerkrachten Clemens Krauss[11] angekündigt: darunter das erste Johann-Strauss-Konzert an einem Neujahrstag (1. Jänner 1941). Das Programm der Wiener Philharmoniker für die Spielzeit 1940 / 1941[12] war bereits am 1. September 1940 veröffentlicht worden. Clemens Krauss' Dirigate der Johann Strauss-Konzerte der Wiener Philharmoniker vom 13. August 1939 (Salzburger Festspiele, Großer Saal des Mozarteum), 31. Dezember 1939 im Wiener Musikverein und 1. Januar 1941 im Wiener Musikverein standen in Zusammenhang mit dem Versuch von Clemens Krauss, über die Einsetzung als künstlerischer Oberleiter der Reichshochschule Mozarteum (13. Juni 1939, Dr. Drewes war als Leiter der Musikabteilung des RMVP auch für das Mozarteum und die Salzburger Festspiele zuständig) und die angestrebte Besetzung der freigewordenen Position der Direktors der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst, entgegen dem Willen Hitlers, der Krauss ausschließlich als Leiter der Münchner Oper wollte, letzten Endes wieder Direktor der Wiener Staatsoper zu werden.

Neujahrskonzert 1941

Das erste „Johann Strauss-Konzert - Philharmonische Akademie“ an einem Neujahrstag fand am 1. Jänner 1941 statt. Es wurde vom Reichssender Wien am 31. Dezember 1940 aufgezeichnet und vom Großdeutschen Rundfunk am 1. Jänner 1941 gesendet.

Laut Ankündigung des Neuigkeits-Welt-Blatts vom 22. Dezember 1940 spielten die Wiener Philharmoniker im "Johann Strauss Konzert" am 1. Jänner 1941 zum erstenmal für die NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“.[13] Der vom Deutschen Rundfunkarchiv restaurierte Mitschnitt dieses Konzertes wurde 2006 von den Wiener Philharmonikern in ihrer zwölfteiligen CD-Reihe herausgegeben und erschien 2008 als Anhang des Kinderbuches Anna beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker.

100. Geburtstag des Orchesters

Zum 100. Geburtstag der Wiener Philharmoniker ließ Schirach 1942 hinter der Wiener Staatsoper die Philharmonikerstraße benennen, zuvor Teil der Augustinerstraße, und erhielt den Ehrenring des Orchesters.

Nachkriegszeit

Unmittelbar nach der Schlacht um Wien nahmen die Wiener Philharmoniker ihre Tätigkeit wieder auf. Am 27. April 1945 gaben sie unter Clemens Krauss im Großen Saal des Wiener Konzerthauses das erste Konzert im befreiten Wien; es wurde tags darauf wiederholt. Monate später wurde der Nationalsozialist Krauss mit einem zweijährigen Auftrittsverbot belegt; die Neujahrskonzerte 1946 und 1947 dirigierte Josef Krips, der in der NS-Ära nicht dirigieren durfte. Am 1. Mai 1945 dirigierte er die erste Aufführung der Wiener Staatsoper (im Ausweichquartier Theater an der Wien) nach dem Krieg: Die Hochzeit des Figaro.

Neujahrskonzert

Das traditionelle Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker findet am 1. Jänner, also am Neujahrstag statt. Es ist überwiegend den Werken der Strauss-Dynastie gewidmet. Die Strauss-Konzerte am Neujahrstag gibt es seit 1941. Sie hießen "Johann Strauss-Konzert Philharmonische Akademie"; ein Vorläuferkonzert fand am Silvestervormittag 1939 statt. Erst nach dem Krieg erhielten die Konzerte den Namen Neujahrskonzert.

Organisation

Die Wiener Philharmoniker sind als privater Verein organisiert. Sie setzen sich aus Mitgliedern des Orchesters der Wiener Staatsoper zusammen. Die Statuten des Vereins besagen, dass ein Musiker mindestens drei Jahre im Staatsopernorchester gespielt haben muss, bevor er die Aufnahme in den Verein beantragen kann. Seit 1997 können auch Frauen Mitglieder der Philharmoniker werden.

Klang

Das Instrumentarium von Bläsern und Schlagwerk der Wiener Philharmoniker unterscheidet sich von dem anderer großer Orchester, was zu einem deutlich anderen Klang führt. Die Streichergruppen verwenden gängige Instrumente, pflegen aber traditionell ein besonderes Klangideal, das den neuen Mitgliedern jeweils von den erfahreneren Spielern vertraut gemacht wird und auch als „Wiener Streicherklang“ bezeichnet wird. Die internationale Entwicklung während des 19. Jahrhunderts hin zu immer größerem Klangvolumen fand hier nicht in diesem Ausmaß statt.

So blasen die Hornisten auf einem einfachen F-Horn mit Pumpventilen und aufgesetztem kreisrund gebogenen Mundrohr, dem Wiener Horn, das nur noch bei den Wiener Philharmonikern gespielt wird, während sich in praktisch allen übrigen Orchestern das F/B-Doppelhorn durchsetzte. Auch in anderen Stimmgruppen werden spezielle, sonst nicht verwendete Instrumente eingesetzt, so bei der Klarinette (Sonderheiten gegenüber der deutschen Klarinette hinsichtlich Bohrungsdurchmesser, Mundstück und Rohrblättern), dem Fagott, der Posaune und der Trompete. Bemerkenswert ist der Einsatz der Wiener F-Tuba und der Wiener Oboe. Alle Fellinstrumente sind mit Ziegenpergament bespannt, Kunststofffelle werden nicht verwendet. Bei der Wiener Pauke wird der bewegliche Kessel gegen das Fell gedrückt.

Der Klang des Orchesters wird dadurch im historischen Sinn authentischer und entspricht der Wiener Klassik und der Wiener Schule.[14]

Dirigenten

Wiener Musikverein Großer Saal
Open-Air-Konzert der Philharmoniker, Schönbrunn 2009.

Philharmonische Academie 1842–1860

Abonnementdirigenten 1860–1933

(jährlich gewählt für alle Konzertdirigate einer Saison)

Gastdirigenten 1933–1945

Gastdirigenten 1945–1992 mit vereinzelten Nachträgen

Name Anzahl der dirigierten Abonnementkonzerte Jahr des ersten u. letzten Auftritts im Zyklus
Karl Böhm 57 1952–1980
Claudio Abbado 41 + 1967–
Zubin Mehta 29 + 1964–
Lorin Maazel 28 + 1962–
Hans Knappertsbusch 26 1947–1964
Wilhelm Furtwängler 22 1947–1954
Herbert von Karajan 18 1946–1985
Clemens Krauss 14 1947–1954
André Previn 14 + 1978–
Leonard Bernstein 13 1966–1988
Christoph von Dohnányi 13 + 1975–
Bernard Haitink 12 + 1972–
Rafael Kubelik 11 1954–1971
Mario Rossi 10 1953–1963
Horst Stein 10 1970–2008
Carlos Kleiber 09 1974–1994
James Levine 09 + 1982–
Riccardo Muti 09 + 1975–
Carl Schuricht 08 1956–1965
Sir Georg Solti 08 1961–1997
Carlo Maria Giulini 07 1984–2005
Erich Leinsdorf 07 1947–1993
Dimitri Mitropoulos 07 1956–1960
André Cluytens 05 1955–1958
Eugene Ormandy 05 1956–1969
George Szell 05 1966–1968
Volkmar Andreae 04 1947–1949
Josef Krips 04 1945–1947
Václav Neumann 04 1987–1995
Sir Charles Mackerras 04 1979–2008
Seiji Ozawa 04 + 1990–
Mariss Jansons 04 +
Christian Thielemann 04 +
Eugen Jochum 03 1972–1982
István Kertész 03 1964–1972
Sir Colin Davis 02 + 1988–
Werner Egk 02 1962–1971
Hiroyuki Iwaki 02 1977–1978
Karl Krueger 02 1946
Pierre Monteux 02 1959–1960
Rudolf Moralt 02 1945–1947
Georges Prêtre 02 + 1963–
Daniele Gatti 02 +
Ernest Ansermet 01 1951
Sir John Barbirolli 01 1967
Daniel Barenboim 01 + 1991–
Erich Binder 01 1981
Boris Blacher 01 1963
Fritz Busch 01 1950
Riccardo Chailly 01 1980
János Ferencsik 01 1982
Wolfgang Fortner 01 1969
Ferenc Fricsay 01 1961
George Georgescu 01 1962
Hans Graf 01 1987
Leopold Hager 01 1982
Nikolaus Harnoncourt 01 + 1984–
Anton Heiller 01 1968
Paul Hindemith 01 1963
Joseph Keilberth 01 1952
Aram Chatschaturjan 01 1961
Frank Martin 01 1967
Carl Melles 01 1970
Paul Paray 01 1946
Christoph Prick 01 1978
Felix Prohaska 01 1945
Karl Richter 01 1974
Gennadi Roschdestwenski 01 1978
Wolfgang Sawallisch 01 1986
Ulf Schirmer 01 1992
Stanislaw Skrowaczewski 01 1971
Hans Swarowsky 01 1970
Alfred Uhl 01 1966
Bruno Walter 01 1955
Giuseppe Sinopoli 01 +
Pierre Boulez 01 +
John Eliot Gardiner 01
Sir Roger Norrington 01
Marcello Viotti 01
Franz Welser-Möst 01

Trivia

Die Münze Österreich prägt seit 1988 eine Anlagemünze aus reinem Gold mit dem Namen Wiener Philharmoniker.

Die österreichische Fluglinie Austrian Airlines betrieb von 2006 bis 2007 einen Airbus A340-313X unter dem Namen Philharmoniker mit einer Sonderlackierung, die typische Instrumente des Orchesters und die gleichnamige Goldmünze zeigt.[15]

Weblinks

 Commons: Wiener Philharmoniker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Fritz Trümpi: Politisierte Orchester. Die Wiener Philharmoniker und das Berliner Philharmonische Orchester im Nationalsozialismus. Böhlau, Wien 2011, ISBN 978-3-205-78657-3.
  • Musikblätter der Wiener Philharmoniker (1946–49 unter dem Titel Wiener Musikblätter) ZDB-ID 1144225-6

Einzelnachweise

  1. Wiener Philharmoniker bestes Orchester. wien.orf.at, 6. Oktober 2006. Abgerufen am 2. Jänner 2011.
  2. La monde de la musique: Die besten Orchester Europas. Rankaholics.de, 6. Februar 2007. Abgerufen am 2. Jänner 2011.
  3. Das sind die besten Orchester der Welt. Welt Online, 18. November 2008. Abgerufen am 2. Jänner 2011.
  4. Fritz Trümpi: Walzer für Nazis. Die Wiener und die Berliner Philharmoniker dienten dem NS-Staat, so gut es die rivalisierenden Musiker jeweils konnten, in: Wochenzeitung Die Zeit, Hamburg, Nr. 15, 7. April 2011, S. 16
  5. Edda Fuhrich, Gisela Prossnitz: Die Salzburger Festspiele, Band 1, 1920–1945, Residenz Verlag, Salzburg und Wien 1990, S. 248 f.
  6. Wiener Neueste Nachrichten, 22. Dezember 1939
  7. Gesetz über das Winterhilfswerk des deutschen Volkes vom 1. Dezember 1936
  8. Umgestaltung der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft, Deutsches Rundfunkarchiv
  9. Fritz Trümpi: Politisierte Orchester, S. 257
  10. Programm der Philharmoniker erweitert. In: Volks-Zeitung, 12. Oktober 1940
  11. Signe Scanzoni, Götz Klaus Kende: Der Prinzipal Clemens Krauss. Fakten, Vergleiche, Rückschlüsse. Hrsg. vom Clemens Krauss-Archiv Wien 1988, S. 151-175
  12. Generalmusikdirektor Furtwängler als Solist. Das Programm der Wiener Philharmoniker für die Spielzeit 1940/41. In: Volks-Zeitung, 1. September 1940
  13. Neuigkeits-Welt-Blatt, 22. Dezember 1940
  14. Wiener Klang auf der Website der Wiener Philharmoniker.
  15. Airbus A340-313X OE-LAL der Austrian Airlines in der Lackierung „Philharmoniker“. Foto von Gerhard Vysocan auf Airliners.net, 19. April 2007. Abgerufen am 2. Jänner 2011.

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