Wilhelm Maucher (Mineraloge)

Wilhelm Maucher (Mineraloge)
Portraitaufnahme von Wilhelm Maucher 1904

Wilhelm Maucher (* 15. Juni 1879 in Winterstettenstadt in Oberschwaben; † 4. Mai 1930 in München) war ein deutscher Mineraloge. Wilhelm Maucher ist der Entdecker des nach ihm benannten Mineral Maucherit. Für die Fossilien Senariocrinus maucheri und Palasterina maucheri ist er der Namensgeber.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Eltern von W. Maucher 1861

Wilhelm Maucher wuchs in Winterstettenstadt als 14. von 15 Kindern des Gerbers und späteren Zementwarenfabrikanten Anton Maucher auf. Schon in seiner Kindheit sammelte Wilhelm Maucher Kieselsteine und entwickelte eine große Liebe zu den Mineralien, die sein ganzes Leben anhielt. Er kam nach der Volksschule in die Realschule nach Ravensburg und von dort auf die Oberrealschule in Cannstatt.

Danach studierte Wilhelm Maucher ab dem 11. Oktober 1897 an der Königlich-Sächsischen Bergakademie in Freiberg/Sachsen, an der er am 19. Dezember 1901 zum Diplom-Ingenieur der Eisenhüttenkunde graduiert wurde. Unter den Geschwistern war Wilhelm der einzige, der studierte.

Wilhelm Maucher arbeitete von Dezember 1901 bis 1903 in der Muldenhütte als Betriebschemiker / Hütteningenieur. 1903 entdeckte Wilhelm Maucher unter den eingehenden Waggonladungen in der Muldenhütte Freiberg das neue Mineral Vrbait. Er übergab Karel Vrba (1845–1922) das gefundene Material. Dessen Schüler B. Ježek bestimmte diesen Fund und benannte ihn nach seinem Lehrer Vrba. Die endgültige Formel wurde erst 1968 nach chemischen und Mikrosonden-Untersuchungen durch Nowaki (1968) veröffentlicht.

Ab dem 1. Oktober 1903 arbeitete Wilhelm Maucher im Staatsdienst an der Königlichen Bergschule in Freiberg /Sachsen als Assistent und Lehrer. Vom 1. Juni 1904 bis 31. August 1909 leitete er als Faktor die Mineralien-Niederlage der Königlich-Sächsischen Bergakademie zu Freiberg, der ältesten Mineralienhandlung der Welt. Seine Lehrtätigkeit an der Königlichen Bergschule setzte er auch in dieser Zeit fort.

In seiner Dienstzeit als Faktor sichtete und beschrieb Wilhelm Maucher für die Königlich Sächsischen Hüttenwerke das angelieferte Fördergut der Lagerstätte Tsumeb. Der grösste Teil der Tsumeb Mineralien, die dadurch der Bergakademie Freiberg überlassen wurden, wurde als Tauschmaterial verkauft und stellt heute den Grundstock für viele europäische Tsumeb-Sammlungen.

1909 machte sich Wilhelm Maucher selbständig und eröffnete die Süddeutsche Mineralienzentrale in München. Wilhelm Maucher bemerkte auf Stufen von Eisleben/Sachsen-Anhalt ein bis dahin unbekanntes Mineral, das er im Januar 1912 zur weiteren Untersuchung an das Mineralogische Institut der Königlichen Universität München sandte, das seine Vermutung bestätigte. Die Beschreibung und Publikation erfolgte schließlich durch Grünling (1913), der das Mineral nach Wilhelm Maucher benannte. 1940 konnte Peacock nach Einkristalluntersuchungen und chemischen Analysen zeigen, dass die Zusammensetzung von Maucherit Ni11As8 ist.

Im Frühjahr 1916 wurde Wilhelm Maucher zu den Pionieren ins Rekruten-Depot München, I. Bayr. Ersatzeisenbahn eingezogen. Aus dem Krieg kehrte er als Leutnant unverwundet 1918 zurück.

Am 4. Mai 1930 verstarb Wilhelm Maucher infolge eines Hirntumors in München.

Aufgrund seiner zahlreichen Präparationen und mineralogischen Bestimmungen, welche er in der Bildungsreihe der Mineralien veröffentlichte, wurden zwei Fossilien, die Senariocrinus maucheri und die Palasterina maucheri nach ihm benannt.

Schriften

  • Leitfaden für den Geologie-Unterricht an Berg- und Hüttenschulen (Craz & Gerlach Verlag, Freiberg 1907)
  • Die Bildungsreihe der Mineralien als Unterlage für die Einteilung der Erzlagerstätten (Craz & Gerlach Verlag, Freiberg 1914)
  • Die Erzlagerstätte von Tsumeb im Otavi-Bezirk im Norden Deutsch-Südafrikas (Zeitschrift für praktische Geologie, S.24-35, XVI. Jahrgang, Jan.1908)
  • Verzeichnis verkäuflicher Mineralien für Übungen in Lötrohrprobierkunde, anorg.chemische Laboratorien, Probierlaboratorien, hüttenmännische, technologische und andere Institute (Selbstverlag, vermutlich 1909, Druck: Gerlachsche Buchdruckerei, Freiberg in Sachsen)

Literatur

  • Die Blei-Kupfererzlagerstätten von Tsumeb im Otavibezirk im Norden Deutsch-Südwestafrikas (Jahresbericht der Freiberger Geologischen Gesellschaft, S. 17 in S.20-21, 1908)
  • A. Rosati und H. Steinmetz: Über Maucherit und Placodin (Zeitschrift für Krystallographie usw, I-III.Band, Heft 14, Leipzig 1914)
  • W. Erich Schmidt: Die Crinoiden des Rheinischen Devon (Abhandlungen der Preußischen Landesanstalt Berlin, Heft 163, Jahrgang 1934)
  • M. Henglein: Phenakit und Euklas im Striegauer Gebiet (Aufschluss 1959, S.29)
  • Hans-Ulrich Mueller: Aus dem Leben Alter Freiberger Bergstudenten (Ergänzungsband zu den Schiffer-Bänden I-III, S.214-215, Essen 1971)
  • Mareen Czekalla und Klaus Thalheim: Die Sammlung Richard Baldauf (1848-1931) und ihr Bezug zu Österreich (GeoAlp, Sonderband I, S.11-22, 2007)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wilhelm Maucher — Den Namen Wilhelm Maucher tragen folgende Personen: Wilhelm Maucher (Friedenskämpfer) (1903–1993), deutscher Friedenskämpfer Wilhelm Maucher (Mineraloge) (1879–1930), deutscher Mineraloge Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur U …   Deutsch Wikipedia

  • Maucher — ist der Familienname folgender Personen: Charly Maucher (* 1947), deutscher Rockmusiker und Komponist Christoph Maucher (1642 1706), deutscher Bernstein und Elfenbeinschneider, Bruder von Johann Michael Maucher Eugen Maucher (1912–1991),… …   Deutsch Wikipedia

  • Ingoldingen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Winterstettenstadt — ist heute ein Ortsteil von Ingoldingen, einer Gemeinde im Rißtal im Landkreis Biberach in Baden Württemberg. Winterstettenstadt um 190 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste gebürtiger Hannoveraner — Die Liste gebürtiger Hannoveraner enthält Personen, die in Hannover (einschließlich der früher selbstständigen und im Lauf der Zeit eingemeindeten Orte) geboren wurden. Inhaltsverzeichnis 1 Tabelle 2 Siehe auch 3 Literatur 4 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”