Ödenburg (Tübingen)

Ödenburg (Tübingen)

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Ödenburg
Gedenkstein  an der Stelle der Ödenburg

Gedenkstein an der Stelle der Ödenburg

Burgentyp: Höhenburg
Erhaltungszustand: Erderhebung
Ort: Tübingen
Geographische Lage 48° 30′ 25,5″ N, 9° 1′ 38,2″ O48.5070959.027264Koordinaten: 48° 30′ 25,5″ N, 9° 1′ 38,2″ O
Ödenburg (Baden-Württemberg)
Ödenburg

Die Ödenburg lag etwa auf halbem Weg zwischen Tübingen und dem Nachbardorf Hirschau auf einer besonders markanten Ausbuchtung des Spitzbergs: Auf der bewaldeten Höhe zweigt ein Bergsporn ab, der sich vom Hauptberg zunächst ein Stück weit herabsenkt, dann ein schmales Plateau bildet und am Ende steil zur Neckaraue abfällt. Von der Burg selber ist heute kaum mehr etwas zu sehen. Nur das Bodenprofil lässt noch etwas von der verschwundenen Anlage erahnen, vor allem eine von Büschen und Bäumen überwucherte Erhebung, die durch einen verwitterten Gedenkstein als Ort der Ödenburg kenntlich gemacht ist.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Ursprünge der verschwundenen Burganlage gehen in frühmittelalterliche Zeit zurück. Nachdem sie bereits mehr oder weniger verfallen war, wurde sie im Jahr 1291 neu instandgesetzt, jedoch schon bald darauf wieder, und diesmal endgültig verlassen.[2] Im 16.Jahrhundert ist noch von einem „alten Gemäuer, die Ödenburg genannt“ die Rede.[3] Bereits 1593 heißt es dann jedoch, von der Ödenburg sei kein Stein mehr übrig.[4]

Die Ödenburg in der Dichtung

Ludwig Uhland konstatierte, dass sich von der Ödenburg nur der Flurname erhalten habe: „Eine Halde am Spitzberg heißt in Urkunden, Lagebüchern und noch gewöhnlich die Ödenburg. Das althochdeutsche Adjektiv „ôdi“, öde, bedeutet leer, verlassen… So mag Ödenburg heißen: zur öden, verlassenen, aufgegebenen Burg.[5] Von dem schrofferen, engeren Berge mochten die Tüwinge[6] auf einen andern, bequemeren, auf die Stelle des jetzigen gezogen sein, ihre vormalige Burg war nun die verlassene, vereinsamte geworden. Man findet auch nirgends ihrer urkundlich gedacht, kein Dienstmann der Tübinger Pfalzgrafen ist von Ödenburg genannt, nur der zerschnittene Rücken des Spitzbergs gibt noch Zeugnis von der vormaligen Burgfeste“.[7]

Friedrich Hölderlin beschrieb die Ödenburg in seinem Gedicht „Burg Tübingen“:[8] [9] [1]

„Still und öde steht der Väter Feste,
Schwarz und moosbewachsen Pfort' und Turm,
Durch der Felsenwände trübe Reste
Saust um Mitternacht der Wintersturm, …“

Ausflugsziel

Überreste des Tiergartens Tübingen (2010)

Für die Tübinger Bevölkerung und namentlich auch für die Studentenschaft war die Ödenburg früher ein beliebtes Ausflugsziel. Von 1907 bis 1914 betrieb Eugen Mannheim (1879–1974) dort den Tiergarten Tübingen mit einem angegliederten Gastronomiebetrieb. Bis vor einigen Jahren wurde in unmittelbarer Nachbarschaft ein Sommercafé, das „Café am Spitzberg“ betrieben. Wenn man von Tübingen heraufkommend die Höhe des Spitzbergs erreicht hat und eine Weile den Bogen und Windungen des Sträßchens gefolgt ist, nimmt man schließlich einen kleinen Weg, der sich links in den Wald hinabschlängelt. Er führt am Ende auf das Plateau der Ödenburg. Bevor man zu dem kegelartigen Fundament der verschwundenen Hauptburg[10] mit dem erwähnten Gedenkstein gelangt, lädt eine Bank mit eisernem Jugendstiltisch (die Marmorplatte ist abhandengekommen) zum Verweilen ein.

Einzelnachweise

  1. a b Ernst Mögel: Hölderlins „Burg Tübingen“ - ein Gedicht über die Ödenburg. Auf TÜpedia.
  2. Gerhard Wein: Mittelalterliche Burgen auf dem Ammerberg. In: Der Spitzberg bei Tübingen. Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Baden-Württembergs, Band 3, 1966, a.a.O. S.3f.
  3. In einem Bericht des Amtes Tübingen aus dem Jahr 1535 (nach Gerhard Wein, Mittelalterliche Burgen auf dem Ammerberg, a.a.O., S.5.).
  4. In den „Annales Suevici“ (Schwäbische Annalen) von Martin Crusius. (Nach Rudolph Moser, Vollständige Beschreibung von Württemberg… Ein geographisch-statistisch-topographisches Hand- und Hausbuch…, 2.Bd., Stuttgart 1843, S.473).
  5. Wenn Uhland hier (wie auch die meisten heutigen Heimatforscher) annimmt, die Ödenburg hätte ihren Namen erst erhalten, nachdem sie „verödet“ war, so ist dies keineswegs zwingend. Angesichts ihrer einsamen Lage könnte es sich durchaus auch um den Originalnamen handeln. (Nach einem Hinweis bei Jürgen Sydow, Geschichte der Stadt Tübingen, 1.Teil: Von den Anfängen bis zum Übergang an Württemberg 1342, Tübingen 1974, S.120, Anm.13).
  6. „Tüwinge“, „Tuwinge“: moderne romantische Bezeichnung für die Vorfahren der Tübinger Pfalzgrafen.
  7. Uhlands Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage, Bd.8, 1873, S.596 (Nachträge, Nr.7: „Ödenburg“).
  8. Hölderlin. Sämtliche Werke. Im Auftrag des Württembergischen Kultusministeriums hg. von Friedrich Beißner, Adolf Beck u.a., Stuttgarter Ausgabe 1943 - 1977, Band 1, Seite 101 - 103.
  9. Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Hg. von D.E.Sattler u.a., Frankfurter Ausgabe, 1975ff, Band 2 (Lieder und Hymnen), S.11-24 (samt Faksimile des Manuskripts).
  10. Außer der Hauptburg gab es eine weiter zum Hang hin gelegene Vorburg (siehe den Lageplan bei Gerhard Wein, Mittelalterliche Burgen auf dem Ammerberg, a.a.O. S.4).

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