Örterbau

Örterbau

Der Örterbau ist eine Abbaumethode, die bei flözartigen Lagerstätten angewendet wird. Diese Methode wird immer dann eingesetzt wenn einzelne Teile des Hangenden nicht zu Bruch gehen dürfen. Der Name Örterbau wird abgeleitet aus dem Streckenvortrieb, da bei diesem Abbauverfahren die Abbauräume wie breit aufgefahrene Ortsvortriebe aussehen.[1] Der Örterbau wird im amerikanischen Steinkohlenbergbau bei Flözen mit geringer Mächtigkeit eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen

Bei Lagerstätten die im Tiefbau abgebaut werden und bei denen das Deckgebirge nicht genügend mächtig ist kann es zu Tagesbrüchen kommen wenn die Lagerstätte komplett ausgebeutet und nicht wieder verfüllt wird. Aus diesem Grund wird die Lagerstätte nicht ganz ausgebeutet, sondern es bleiben einzelne quadratische Lagerstättenpfeiler stehen. Bei Lagerstätten mit genügendem Deckgebirge werden die ausgebeuteten Bereiche mit Bergeversatz verfüllt und im Anschluss daran werden die Pfeiler ebenfalls abgebaut.[2] Diese Methode wird Örterpfeilerbruchbau genannt. Zur Firstsicherung werden zusätzliche Anker in das Deckgebirge eingebracht.[3]

Das Abbauverfahren

Prinzip des Örterbau

Zunächst werden im Flöz je nach Breite eine oder mehrere Flözstrecken aufgefahren. Die Strecken haben eine Länge von 50 bis 100 Meter und eine Breite von mindestens 3 Meter und maximal 6 Meter. Aus diesen Flözstrecken werden im rechten Winkel die Örter parallel zueinander aufgefahren. Die Form und Ausdehnung der Örter wird im Vorfeld genau berechnet und geplant. Bei einem Einfallen von weniger als 5 Gon werden die Örter zu beiden Seiten der Flözstrecken aufgefahren. Bei größerem Einfallen werden die Örter nur einseitig aufgefahren. Bei einer anderen Methode dem Örterpfeilerbau werden die Örter in regelmäßigen Abständen miteinander verbunden, sodass ein schachbrettartiges Muster von quadratischen Pfeilern entsteht. Dabei werden die Örter nach Möglichkeit so miteinander verbunden, dass die Pfeiler jeweils untereinander versetzt sind.

Örterpfeilerbruchbau

Werden die Festen zwischen den Örtern ebenfalls abgebaut bezeichnet man das Abbauverfahren als Örterpfeilerbruchbau. Die Pfeiler werden dann im Rückbau abgebaut. Zwischen den 6 Meter breiten Örtern liegen dabei 11 Meter breite Pfeiler die dann durch 6 Meter breite Durchhiebe ebenfalls abgebaut werden. Zum Schutz der Ortsbelegschaft wird ein 0,5 - 1,5 Meter breites Kohlenbein stehen gelassen. Die Firste wird oftmals zur Sicherung durch Ankerausbau abgefangen. Bei einer anderen Variante werden an der Bruchkante sogenannte Bruchstempel gesetzt, die dann zur Sicherung stehen bleiben. Nach dem Rauben des übrigen Ausbaus wird der entsprechende Pfeilerabschnitt zu Bruch geworfen. Dieses Zubruchwerfen wird unter Wahrung einer Bruchlinie planmäßig durchgeführt. Durch dieses Verfahren werden die Abbauverluste von etwa 50 - 60 % auf 10 - 20 % gesenkt.

Mechanisierung

Vortrieb bei einem geringmächtigen Flöz

Beim Örterbau ist die Gewinnung großzügig mechanisiert. Zum Bohren werden Bohrwagen und zum Laden des Haufwerks nach den Sprengarbeiten werden Lademaschinen eingesetzt. Im Kohlenbergbau werden zur Hereingewinnung der Kohle fahrbare Schrämmaschinen verwendet. Im amerikanischen Bergbau haben vollmechanisch schneidende Gewinnungsmaschinen, wie der Continuous Miner, eine weite Verbreitung. Mit diesen Maschinen werden im Örterbau bei Flözen mit Mächtigkeiten unter einem Meter, mit einer relativ kleinen Ortsbelegschaft von acht Bergleuten, Schichtleistungen von mehr als 900 Tonnen Kohle erzielt. Zum Abtransport der Kohlen werden pendelnde Fördermittel, sogenannte Shuttle Cars, die mit gleisloser Wagenförderung ausgerüstet sind eingesetzt. Da der Continuous Miner die hereingewonnene Kohle nur begrenzt zwischenbunkern kann werden zur Steigerung der Produktivität in einigen Gruben kontinuierliche Fördermittel eingesetzt. Diese kontinuierlichen Fördersysteme bestehen aus mehreren 11 Meter langen Brückenförderern die miteinander gelenkig verbunden sind.[4]

Literatur

  • Carl Hellmut Fritzsche: Lehrbuch der Bergbaukunde. Zweiter Band, 10. Auflage, Springer Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1962

Einzelnachweise

  1. F. Heise, F. Herbst: Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berücksichtigung des Steinkohlenbergbaus. Erster Band, Verlag von Julius Springer, Berlin 1908
  2. Emil Stöhr, Emil Treptow: Grundzüge der Bergbaukunde einschließlich der Aufbereitung. Spielhagen & Schurich Verlagsbuchhandlung, Wien 1892
  3. Wirtschaftsvereinigung Bergbau e.V.: Das Bergbau Handbuch. 5. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen, 1994, ISBN 3-7739-0567-X
  4. Produktivität statt Größe. Hochproduktiver Bergbau in CM-Betrieben.

Weblinks


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