Schießen (Bergbau)

Schießen (Bergbau)
Dokumentation des ersten bergmännischen Schießens in Freiberg 1767

Schießen bezeichnet bergmännische Sprengverfahren zum Ausbruch und Lösen von Fels beim Vortrieb von Stollen, Strecken und beim Abteufen von Schächten im Bergbau mit Hilfe von Sprengstoff. Davon abgeleitet werden Sprengmeister im Bergbau als Schießhauer bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

2 Häuer beim Bohren

Bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung wurden die Erze oder Mineralien im Bergbau in mechanischer Handarbeit gewonnen. Dann begann sich die Methode der Gewinnung durch Sprengen durchzusetzen. Die bisher frühesten Belege für den Einsatz der Schießtechnik stammen aus Le Thillot in den Vogesen für das Jahr 1617.[1] 1627 sind Versuche im damals ungarischen Schemnitz bezeugt, die Sprengtechnik im Bergbau anzuwenden[2]. Die Angabe von Simmersbach[3], Bohren und Schießen sei 1613 in Freiberg erfunden worden, konnte bisher durch keine weiteren Quellen erhärtet werden. Die grundsätzliche Technik des 'Schießens aus dem Ganzen' wurde im sächsischen Erzgebirge (Freiberg) entwickelt. Beim bergmännischen Schießen werden zunächst mehrere Bohrlöcher von 18-36 mm Durchmesser parallel zueinander in die Ortsbrust getrieben. Diese werden mit Sprengstoffen 'besetzt' und anschließend gleichzeitig über Lunten gezündet. Aufgrund der Ähnlichkeit der Konfiguration mit den damals üblichen Vorderladern wurde diese Methode des Sprengens als 'Schießen' bezeichnet. Man bezeichnete die einzelnen Bohrlöcher als 'Schüsse' und sprach davon, 'die Schüsse abzutun'.

Technische Weiterentwicklungen

Manuell hergestellte Bohrpfeife, Bergwerk Suggental, ca. 1785
Modernes Schußschema (Zahlen geben Schußverzögerung in Millisekunden)

Die Bohrlöcher wurden zunächst manuell hergestellt, indem der Hauer mit dem Schlägel auf das Ende der Bohrstange schlug, diese dann 'umsetzte' (um ein Drittel drehte, damit die Meißelschneide an einer anderen Stelle im Bohrlochtiefsten aufsetzte) und dann den nächsten Schlag führte. Beim modernen Bergbau werden die Bohrlöcher durch manuelle Bohrhämmer oder automatisierte 'Bohrjumbos' im Rahmen des mechanischen Vortriebs hergestellt und die Zündung elektrisch durchgeführt. Anstelle von Schwarzpulver werden brisante Sprengstoffe verwendet. Insbesondere im Kohlebergbau kommen spezielle Wettersprengstoffe zum Einsatz, um Schlagwetterexplosionen zu vermeiden.

Ob beim Tunnelbau Spreng- oder Schildvortrieb angewendet werden, hängt unter anderem von der geologischen Situation vor Ort ab. Tunnelbohrmaschinen ermöglichen eine schnelleren und kontinuierlichen Baufortschritt, das Sprengen ist weniger anfällig für Verzögerungen bei Störzonen im Gebirge. Im Tagebau wird beim Schießen von (vertikalen) Einzelbohrlöchern ab einer bestimmten Teufe von Großbohrlochsprengung gesprochen.

Literatur

  • Czaya, Eberhard „Der Silberbergbau“. Köhler&Amelang, Leipzig 1990, ISBN 3-7338-0035-4
  • Bartels, Christoph „Vom frühneuzeitlichen Montangewerbe zur Bergbauindustrie - Erzbergbau im Oberharz 1635 - 1866“. Bochum 1992, ISBN 3-921533-53-8
  • Ludwig, Karl-Heinz „Die Innovation des bergmännischen Pulversprengens“. in: Der Anschnitt, Jg. 38, Heft 3/4
  • Wild, H.-W. „Anfänge und Entwicklung der bergmännischen Bohr- und Sprengtechnik“. in: Vorträge des 4. Erzberg-Symposiums in Eisenerz/Steiermark. Leobener Grüne Hefte, Wien, 1992
  • Gröbl, W.: „Das Schlenkerbohren im Vergleich zum gewöhnlichen Handbohren“. in: Österreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, Jahrgang 1829, Wien, 1881
  • Simmersbach, F. M. „Geschichte des Siegerländer Bergbaues“. Berlin, 1881

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Peirre, Francis: Les mines de cuivre et d'argent de la Haute Moselle. In: Lotharingia 5, 1993, S.91-159.
  2. Czaya, Eberhard „Der Silberbergbau“
  3. Simmersbach, F. M. „Geschichte des Siegerländer Bergbaues“. Berlin, 1881

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