- Steinkohlenbergbau
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Als Steinkohlenbergbau bezeichnet man die Aufsuchung und Gewinnung von Steinkohle.
Weltweit wurden 2009 etwa 6 Milliarden Tonnen Steinkohle gefördert. Die größten Förderländer sind die Volksrepublik China, die USA und Indien, die zusammen rund 73 % der Weltförderung erbringen.
Steinkohle wird vor allem in Kraftwerken zur Erzeugung elektrischer Energie, bei der Kraft-Wärme-Kopplung auch zur Wärmegewinnung, genutzt. Ein weiterer wichtiger Abnehmer sind Kokereien, die Steinkohle zu Koks veredeln, der u. a. zur Stahlherstellung benötigt wird.
Inhaltsverzeichnis
Lagerstätten
Bei Steinkohle handelt es sich um ein Sediment aus Pflanzenresten, die zunächst ein Torfmoor bilden und dann von anderen Sedimenten überdeckt werden. Unter Luftabschluss sowie Druck- und Wärmeeinwirkung kann sich dann Steinkohle bilden. Dieser Prozess wird Inkohlung genannt. Die aus Steinkohle bestehenden Sedimentschichten werden Flöze genannt. Eine Steinkohlenlagerstätte liegt dann vor, wenn die Kohle in einer ausgedehnten Fläche mit zum Abbau ausreichender Mächtigkeit zu finden ist. Nach der Bildung wird in limnische und marine Lagerstätten unterschieden.
Abbaumethoden
Steinkohle wird je nach den geologischen Gegebenheiten sowohl im Tage- als auch im Tiefbau gewonnen.
Tagebau
Der Abbau erfolgt entweder mit Schaufelradbaggern oder durch Löffelbagger. Tagebau hat sehr niedrige Gestehungskosten durch einen hohen Mechanisierungsgrad. Nachteilig sind der hohe Flächenverbrauch und die Landschaftszerstörung. Tagebau auf Steinkohle wird hauptsächlich in Australien, Kasachstan und den USA betrieben.
Tiefbau
Örterbau
Der Örterbau ist eine hauptsächlich in den USA angewandte Methode (englisch room-and-pillar). Dabei werden mit sogenannten Continuous minern schachbrettartig Strecken im Flöz aufgefahren. Die Methode ist sehr effektiv, aber mit Abbauverlusten von bis zu 60% behaftet.
Strebbau
Die andere heute bedeutende Abbaumethode ist der Strebbau. Dabei wird die Kohle an einer bis zu 450 m langen Kohlefront schälend mit einem Kohlenhobel oder schneidend mit einer Schrämwalze abgebaut. Es können täglich mehrere Tausend Tonnen Kohlen aus einem Streb gefördert werden. Früher (und in nicht hochentwickelten Ländern eventuell noch heute) wurde die Kohle im Streb durch Bergleute mit Pickhammer und Schaufel gewonnen.
Umwelteinflüsse
Beim Tagebau sind die Auswirkungen auf die Umwelt hauptsächlich durch den hohen Flächenverbrauch bestimmt. Weitere Umweltauswirkungen sind die Grundwasserabsenkung und Staubentwicklung. Das in den Appalachen angewendete Verfahren des Mountaintop removal mining gerät immer mehr in die Kritik, da hier komplette Bergkuppen abgetragen werden, um die darunter verborgenen Kohleflöze im Tagebau gewinnen zu können.
Beim Tiefbau sind die hauptsächlichen Auswirkungen die durch Senkungen hervorgerufenen Bergschäden. Diese bestehen in Gebäudeschäden in bebauten Gebieten und der Notwendigkeit zur Aufsattelung der Fließgewässer, um das Fließen zu gewährleisten.
Kohlebrände
Kohlebrände sind weltweit ein großes Problem, allein in China geht durch brennende Kohleflöze jährlich mehr als das Doppelte der gesamten deutschen Steinkohlenförderung verloren. Allerdings haben Kohlebrände nicht immer ursächlich mit dem Steinkohlenbergbau zu tun, sondern sind auch auf natürliche Ursachen wie Selbstentzündung zurückzuführen.
Deutschland
In Deutschland betreibt die RAG Deutsche Steinkohle die verbliebenen Steinkohlenbergwerke. Die RAG unterhält derzeit noch drei Zechen im Ruhrgebiet, eine im münsterländischen Ibbenbüren und eine im Saarland.
Lagerstätten in der heutigen Bundesrepublik Deutschland
Die wichtigsten deutschen Lagerstätten befinden sich in Nordrhein-Westfalen im Ruhrgebiet und Ibbenbüren. Ehemalige Kohlereviere, in denen der Bergbau bereits länger eingestellt wurde, befanden sich in Aachen und Zwickau-Oelsnitz. Daneben existierten noch viele kleinere Steinkohlenabbaugebiete von geringer oder nur lokaler Bedeutung.
→ siehe auch: Steinkohlereviere in Deutschland
Einstellung des Steinkohlenbergbaus in Deutschland
Seit den 1960er Jahren sind die Kosten im westdeutschen Steinkohlenbergbau höher als der Weltmarktpreis. Aus diesem Grund wird der Kohleabbau subventioniert. Diese Subventionierung wird 2018 eingestellt, was nach derzeitigem Stand der Dinge das Aus für den deutschen Steinkohlenbergbau bedeutet. Ein unsubventionierter Abbau wäre zwar denkbar, aufgrund der Kostenstrukturen aber höchst unwahrscheinlich. 2010 lag der durchschnittliche Preis bei 85,33€/t SKE (siehe Kohlepreise), die Förderkosten in Deutschland dagagen bei etwa 160€/t SKE.
Hintergrund Subventionsausstieg
Der Ausstieg aus dem subventionierten Steinkohlenbergbau für das Jahr 2018 gilt seit dem 29. Januar 2007 zwischen den Landesregierungen und der Bundesregierung als beschlossene Sache, als auch die SPD der Schließung der Zechen zustimmte. Dabei behielten sich das Land Nordrhein-Westfalen, das 2015 aus den Subventionszahlungen aussteigt, und die Sozialdemokraten eine erneute Überprüfung[1] der Machbarkeitsstudie und des Beschlusses im Jahr 2012 mit Hinblick auf die Sozialverträglichkeit vor (sogenannte "Revisionsklausel"). Daher war es nicht ausgeschlossen, dass die Subventionszahlungen nach 2018 weiter getätigt werden. Eine Verlängerung nach 2018, oder auch ein vorzeitiger Ausstieg vor 2018, würde eine Gesetzesänderung benötigen. (Steinkohlefinanzierungsgesetz). Die SPD unterstützte unter Kurt Beck (SPD-Vorsitzender) diesen Kompromiss in erster Linie, um vor der Wählerschaft „ihr Gesicht wahren“ zu können. Von der Revisionsklausel ist auch das Saarland betroffen.[2]
Im Mai 2011 stimmten Bundestag und Bundesrat zu, dass die Revisionsklausel gestrichen wird.[3]
Eine Liste der derzeit noch aktiven Steinkohlebergwerke mit den Daten der geplanten Schließungen findet sich hier. Siehe: Deutsche Steinkohle#Diskussion
Museen in Deutschland
An den ehemaligen deutschen Steinkohlenbergbau erinnern heute mehrere Museen, u.a.:
- Deutsches Bergbau-Museum Bochum
- Saarländisches Bergbaumuseum in Bexbach im Saarland
- Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund
- Museum Industriekultur in Osnabrück
- Bergbaumuseum Oelsnitz in Oelsnitz/Erzgebirge (ehemaliger Kaiserin-Augusta-/Karl-Liebknecht-Schacht)
- Zeche Nachtigall in Witten
- Weltkulturerbe Zeche Zollverein in Essen
- Heimat- und Bergbaumuseum Reinsdorf (Sachsen)
- Deutsches Museum in München
Spanien
Insbesondere das Baskenland sowie Asturien weisen einen bedeutenden Kohleabbau und eine umfangreiche Montanindustrie auf.
Tschechien
Der Abbau von Steinkohle erfolgt im Ostrauer Becken in Mährisch-Schlesien. Daneben bestanden weitere Fördergebiete u.a. im Pilsener Becken um Zbůch, im Schatzlarer Revier bei Lampertice sowie im Rossitz-Oslawaner Revier. Dort befand sich mit der Zeche Důl Jindřich II bei Zbýšov die mit 1550 m tiefste Steinkohlengrube des Landes; sie wurde 1992 stillgelegt.
Großbritannien
In Großbritannien wuchs der Kohlebergbau seit dem 18. Jahrhundert zu einer wesentlichen Grundlage der von dort ausgehenden Industrialisierung. Seit der Entstehung prägen intensive politische Konflikte um die Arbeitsbedingungen, das Streikrecht und die Aktivität der ersten Gewerkschaften wie im 20. Jahrhundert der Wechsel zwischen Verstaatlichung und Privatisierung. Nach dem Britischen Bergarbeiterstreik 1984/1985 wurde der Bergbau und insbesondere die Beschäftigtenanzahl stark reduziert. Die britische Steinkohle deckt nach wie vor einen gewichtigen Anteil des britischen Strombedarfs.
Das am längsten ununterbrochen fördernde Kohlebergwerk in Großbritannien, möglicherweise weltweit, war Tower Colliery in Südwales. Eröffnet 1805, überstand es die in den 1980er Jahren politisch erzwungene weitgehende Reduktion des Kohlebergbaus in Großbritannien über eine Übernahme der Belegschaft. Tower Colliery wurde 2008 geschlossen; in der benachbarten Aberpergwym Mine wird weiterhin gefördert. In Großbritannien ist geplant, unter anderem mit dem teilweise umstrittenen[4] Ffos-y-fran Land Reclamation Scheme (Tagebau) bei Merthyr Tydfil in Südwales den britischen Steinkohlebergbau wieder neu zu beleben.
USA
Bereits Anfang des 18. Jahrhunderts wurde Steinkohle in den USA abgebaut, ab 1730 systematisch in Midlothian in Virginia. [5] und gehört neben Erdöl zu den wichtigen heimischen Energieträgern. Die Stahlerzeugung und Industrialisierung ging vom sogenannten Rust Belt aus.
Australien
Mit 348 Millionen Tonnen Jahresförderung 2009 gehört Australien zu den bedeutenden Kohleländern der Welt. Australien ist der größte Steinkohleexporteur der Welt mit 260 Mio. Tonnen 2008, der größte Teil davon geht nach China. Zudem werden 85 % des australischen Stroms in Kohlekraftwerken hergestellt.[6].
China
In China wird Steinkohle sowohl im Tage- als auch im Tiefbau abgebaut. Obwohl China mit 2,93 Milliarden Tonnen (2009) aus ca. 18.000 Bergwerken der größte Förderer von Steinkohle ist, verbraucht es mittlerweile selbst mehr Kohle, als es fördern kann. Während es 2006 noch eine kleine Menge exportieren konnte, muss das Land seit 2007 Kohle importieren.
Die Kohleförderung wird in China vor allem durch Kohlebrände erschwert, wobei sich Kohleflöze großflächig entzünden. Auf diese Weise verbrennen in China jährlich ca. 20 Millionen Tonnen Kohle; weitere 200 Millionen Tonnen werden für den Abbau unbrauchbar. Darüber hinaus gefährden die Kohlebrände die Gesundheit und das Leben der Menschen in unmittelbarer Nähe.
Kolumbien
In Kolumbien wird Steinkohle sowohl im Tage- als auch im Tiefbau abgebaut. Mit El Cerrejón verfügt Kolumbien über einen der größten Steinkohlentagebaue der Welt. El Cerrejón allein erbrachte 2008 42% der kolumbianischen Förderung. Kolumbien förderte im Jahr 2009 72,8 Millionen Tonnen Steinkohle. Es stand damit auf Platz 10 in der Rangliste der steinkohlefördernden Länder. Mit einer Exportmenge von 68,7 Millionen Tonnen (2008) liegt Kolumbien an 5. Stelle der steinkohleexportierenden Länder.
Literatur
- Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl - Hohe Behörde: Die Berufsausbildung im Steinkohlenbergbau der Länder der Gemeinschaft. Luxemburg 1956.
- Wilhelm Hermann und Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. Reihe „Die Blauen Bücher“. 6. Auflage, aktualisiert von Christiane Syré und Hans-Curt Köster. Mit einem Foto-Exkurs von Udo Haafke: Zollverein Weltkulturerbe. K. R. Langewiesche, Königstein im Taunus 2008, 336 S. (mit 438 Abbildungen und Plänen, davon 93 farbig; mit zwei Karten), ISBN 978-3-7845-6994-9 oder ISBN 3-7845-6994-3.
- Hans Röhrs: Der Ibbenbürener Bergbau des 20. Jahrhunderts in Bildern. Ibbenbürener Vereinsdruckerei, Ibbenbüren 1998, ISBN 3-921290-94-5.
- Hans Röhrs: Der Ibbenbürener Steinkohlen- und Erzbergbau und seine Mineralien. Bode, Haltern in Westfalen 1991.
- Hubert Rickelmann und Hans Röhrs: Der Ibbenbürener Steinkohlenbergbau von den Anfängen bis zur Gegenwart. Schöningh, Paderborn, München, Wien und Zürich 1987, ISBN 3-506-77223-6.
Weblinks
Commons: Steinkohlenbergbau – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ www.zeit.de
- ↑ www.spiegel.de
- ↑ bundesrat.de
- ↑ „Protest halts opencast mine work“ BBC News, 5 December 2007
- ↑ Historical Overview Of The Midlothian Coal Mining Company Tract, Chesterfield County, Virginia, Martha W. McCartney, December, 1989
- ↑ The Importance of Coal in the Modern World - Australia
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