- Circuit bending
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Circuit bending, eine aleatorische Musikkunst, umfasst das kreative Kurzschließen von elektronischen Geräten mit niedriger Spannung, wie z. B. Batterie-betriebene Gitarren-Effektgeräte, Geräusch erzeugendes Kinder-Spielzeug und kleine digitale Synthesizer mit dem Ziel, neue musikalische oder visuelle Instrumente und Sound-Erzeuger zu kreieren. Durch das Unterstreichen von Spontaneität und Zufall werden die Techniken des Circuit-Bending hauptsächlich mit Noise assoziiert, obwohl auch konventionelle Musiker und Musikgruppen mit sogenannten bent instruments experimentiert haben. Circuit-Bending beinhaltet normalerweise das „Entkleiden“, also Aufschrauben der Geräte und das Hinzufügen von Komponenten wie Schaltern und Potentiometern, welche den Schaltkreis verändern.
Inhaltsverzeichnis
Experimenteller Prozess
Der Prozess des Circuit bending wird meist durch einzigartige Experimente mit Second-Hand Elektronik nach DIY Prinzipien, sowohl mit preisgünstigen Keyboards oder Drum-Computern, sowie mit elektronischem Kinderspielzeug, das nicht zur Musikproduktion gedacht ist, betrieben. Ästhetischer Wert, Anwendbarkeit und höchst zufällige Resultate sind oft Faktoren, die das erfolgreiche „Circuit-Benden“ eines Instruments auszeichnen. Obwohl im Allgemeinen elektronische Musik oft mit unkonventionellen Geräuschen assoziiert wird, wie z.B. bei den Geräten des Synthesizer-Entwicklers Robert Moog, handelt es sich hierbei um geplantes, durchdachtes elektronisches Sound Design, das zum Entwickeln der Instrumente führt. Circuit bending hingegen zeichnet sich durch das ungeplante, vor allem auf Zufall basierende, experimentelle, Erstellen der Instrumente, aus. Obwohl vielfach fertige „circuit bent“-Instrumente bei beispielsweise eBay zu erstehen sind, widerspricht die Benutzung eines solchen „fertigen“ Gerätes der Idee des Circuit Bending und wird von einem Teil der Anhänger dieser Bewegung abgelehnt. Dem entgegen steht die Tatsache, dass bei etablierten Bands verwendete Geräte dieser Art meist solche fremdgefertigten „circuit bent“-Instrumente sind, wobei dies maßgeblich zur Steigerung der Bekanntheit des circuit bending beigetragen hat.
Beim Circuit bending wird ein Audiogerät typischerweise durch das Entfernen der Rückenabdeckung des Gerätes und das Verbinden zweier beliebiger Schaltkreisstellen mit einem "jumper"-Kabel, wodurch Strom von einer Stelle des Schaltkreises zu einer anderen geleitet wird, verändert bzw. transformiert. Das Ergebnis wird entweder durch die internen Lautsprecher des Gerätes oder durch einen an den Audioausgang angeschlossenen Verstärker mit angeschlossenen Boxen überwacht. Wenn ein interessanter Effekt erzielt wird, wird diese Verbindung für den künftigen Gebrauch markiert oder durch Verlöten bzw. Festklemmen der Verbindungspunkte direkt behalten. Oft werden andere Komponenten an diesem Punkt eingebaut, beispielsweise Kippschalter, die benutzt werden, um den Effekt an- und auszuschalten; oder aber es werden Komponenten wie Widerstände oder Kondensator hinzugefügt, um die Qualität der Audioausgabe zu verändern. Dies wird nach dem Prinzip „trial and error“ (Engl. zu Deutsch: „Versuch und Irrtum“) wiederholt. Andere Komponenten, die den Schaltkreisen hinzugefügt werden, können die Ausdrucksmöglichkeiten beeinflussen und erweitern. Dies können Potentiometer, Fotozellen (für Reaktion auf Licht), Drucksensoren, und ähnliches sein. Einer der einfachsten Circuit bending Variationen ist der „body contact“ (Eng. zu Deutsch etwa: „Körperkontakt“),[1] hierbei verursacht die Berührung des Schaltkreises, durch den Anwender die Veränderung im Sound. Oft werden Metalknöpfe, -platten oder -schrauben an diesen Schaltkreispunkten befestigt, um ein leichteres Herankommen an diese Punkte zu ermöglichen, zum Teil sind diese außerhalb des noch vorhandenen Gehäuses angebracht.
Philosophie
Während die Technik häufig als nur eine Methode zum Erzeugen von nicht vom Hersteller beabsichtigten Sounds betrachtet wird, wird Circuit-Bending von manchen als ein mehr spiritueller Prozess angesehen. In dem populären Video What is Circuit Bending? beschreiben Künstler Circuit-Bending als „Parallele Welten innerhalb von Schaltkreisen, welche eigentlich gar nicht existieren sollten, aber sie sind da“, … „es ist mehr Kontrolle über unser Chaos. Und das ist worum es geht,“ … „eine explosive psychedelische surreale Welt des Klangs.“ Diese Einsichten suggerieren, dass versteckte Klänge oder „Sounds“ als verstecktes Potential in jedem Schaltkreis vorhanden sind, und die Aufgabe von Circuit-Bending ist es diese versteckten Welten zu erkunden und das Potential eines Gerätes durch Experimente zu erschließen.
Begründer / Erfinder
Obwohl ähnliche Methoden bereits zuvor von anderen Musikern und Instrumentenbauern benutzt wurden, wird diese Art Musik oder Klang zu erzeugen für gewöhnlich Reed Ghazala zugeschrieben, welcher den Begriff nachweislich in den 1960ern bereits benutzte. Ghazalas Erfahrungen mit circuit-bending begannen 1966, als ein Spielzeug-Transistoren-Verstärker sich durch Zufall an einem Metallteil seines Schreibtisches kurzschloss, was in einer Folge von ungewöhnlichen Sounds mündete.[2] Während Reed Ghazala nicht für sich in Anspruch nimmt, der erste Ciruit-Bender zu sein, prägte er jedoch den Begriff Circuit Bending [3] und verbreitete dessen Konzepte und Anwendungen durch seine Veröffentlichungen und durch seine Internetseite. Dies brachte ihm den Titel „Father of Circuit Bending“ („Vater des Circuit Bending“) ein.
Veröffentlichungen
Künstler, die selbst „bent instruments“ bauen oder diese ausschließlich nutzen, wurden auf einer Compilation-CD mit dem Titel „Noise and Toys, Volume 1“ vorgestellt, welche offiziell 2006 auf „We Are… Records“ veröffentlicht wurde. Tiger Claw Records in Madison (Wisconsin) spezialisiert auf Circuit-Bending-Künstler und veröffentlichte 2006 eine 12-Band Kompilation mit dem Titel „The Blown Circuit Comp – A Tribute to Circuit Bending“, sowie eine zweite Compilation-CD 2007 mit dem Titel „DO NOT BEND“, auf der 19 Bands vorgestellt wurden. Absurdity. Biz erstellt seit 2003 Video-Dokumentationen über Circuit Bending. Zurzeit sind drei DVDs des Bent Festivals 2004, 2005 and 2006 veröffentlicht worden.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Reed Ghazala: http://www.anti-theory.com/soundart/circuitbend/cb14.html
- ↑ Reed Ghazala: Circuit-Bending, Build Your Own Alien Instruments, Extreme Tech, 2006
- ↑ Reed Ghazala: „Circuit-Bending and Living Instruments,“ EMI Volume VIII #1, 1992
Weblinks
Commons: Circuit bending – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Circuit Bending auf Oddmusic.com, Gallery mit Arbeiten von Reed Ghazala mit Geschichte, Anleitungen und Werkzeugen
- Ghazala’s How-To, Homepage von Reed Ghazala
- Getlofi.com, Blog mit Inhalten über Circuit Bending
- Bent Festival, Internationales Circuit Bending-Festival
- Absurdity.Biz, Circuit Bending Dokumentation mit Videos
- [1], Circuit Bending Sammlung mit Audiobeispielen
- Casper Electronics, Technische Hilfsmittel und individuelle Kreationen im Bereich Circuit Bending
- taz.de Artikel über Circuit Bending, bekannt als aleatorische Musikkunst
Kategorie:- Tonbearbeitung
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