Cliché

Cliché

Ein Klischee ist eine überkommene Vorstellung oder ein eingefahrenes Denkschema, eine abgedroschene Redensart oder vorgeprägte Ausdrucksweise, ein überbeanspruchtes Bild (Stilmittel), das sich auf eine entweder regelhaft wiedererkennbare oder äquivalent dazu häufig zugeschriebene gemeinsame Eigenschaft einer Menge von Personen, Objekten etc. (konkret einer Menge von Individualbegriffen) bezieht und auf welche das Klischee demnach angewendet werden kann. Das Klischee existiert als etwas geistig bzw. sprachlich Schablonenhaftes. Es ist dabei charakteristisch, dass die Eigenschaft, welche das Klischee bedeutet, nicht eine der Eigenschaften ist, welche die gleichartigen Einzelelemente zu einer benennbaren Klasse werden lässt, sondern vielmehr eine zusätzliche, davon unabhängige Eigenschaft ist.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Das Wort Klischee stammt vom französischen cliché, welches ursprünglich „Abklatsch“ bedeutete und später auch für „billige Nachahmung“, „überbeanspruchte Redensart“ stand; Das deutsche und auch das französische Wort bezeichneten ursprünglich die gleichnamige „Druckform“, den sogenannten Abklatsch, einen Probeabzug im Druckwesen.

Im Grimmschen Wörterbuch ist das Wort Klischee noch nicht verzeichnet.

Umgrenzung des Begriffs

Im Sachwörterbuch der Literatur sind Klischees folgendermaßen definiert:

„(Klischees sind) vorgeprägte Wendungen, abgegriffene und durch allzu häufigen Gebrauch verschlissene Bilder, Ausdrucksweisen, Rede- und Denkschemata, die ohne individuelle Überzeugung einfach unbedacht übernommen werden.“

Sachwörterbuch der Literatur, Wilpert, Gero von; Stuttgart 1970; siehe unten unter Quellen

Ein Beispiel für ein auf eine Personengruppe bezogenes, positives Klischee: „Die Deutschen sind sehr pünktlich“. Diese Eigenschaft ist rational unabhängig von der Eigenschaft der Menge der Deutschen, deutsch zu sein, wenngleich nicht festgestellt werden kann, ob diese generelle Zuordnung zutrifft oder nicht. Es handelt sich um ein Klischee.

Bedient sich jemand eines Klischees, repräsentiert dies nicht notwendigerweise die Überzeugung der Person - es kann auch unbedacht übernommen worden sein. Die Eigenschaft, welche das Klischee ausmacht, ist nicht notwendigerweise, aber dennoch häufig, negativer Natur. Ist die Eigenschaft negativ belegt, kann das Klischee zu einem Vorurteil verschärft sein. Nicht selten sind Klischees in Form von Redensarten in die Umgangssprache eingefasst. Viele, aber nicht alle, Klischees lassen sich deswegen als abgegriffene Redewendungen auffassen, welche eingefahrene Vorurteile repräsentieren. Ein Beispiel für eine klischeehafte Redewendung: „Pünktlich wie die Maurer“.

M. H. Abrams weist ausdrücklich darauf hin, dass nicht jeder häufig gebrauchte sprachliche Ausdruck prinzipiell zum Klischee taugt und das Klischee daher nicht über die Häufigkeit einer Redewendung definiert werden könne, er nennt "i beg your pardon" („Ich bitte um Entschuldigung“) als Beispiel[1].

„Meistens schauen wir nicht erst und definieren dann, wir definieren erst und schauen dann.“

Walter Lippmann, Die öffentliche Meinung (Public Opinion, 1922), Quelle siehe unten[2]

Im Handbuch der Phraseologie werden Klischees in Sprachklischees und Gedankenklischees eingeteilt. Klischees werden dort als "zeit-, gesellschafts- und personenabhängig" bezeichnet, sind also nicht konstant, sondern einem Wandel unterworfen. Aus den meisten Definitionen lässt sich folgern, dass Klischees nur solange Bestand haben können, wie sie gebraucht werden, nicht den Dingen innewohnend sind.

Definitionen und Abgrenzungen zum Stereotyp

Das Wort „Klischee“ wird häufig synonym zu „Vorurteil“ und „Stereotyp“ verwendet. Auch in einigen Fachwörterbüchern zu literaturwissenschaftlichen Themen wird nicht differenziert. Der Begriff des Stereotyps ist ferner in der Sozialpsychologie etabliert und steht dort in keinem Zusammenhang zum Klischee.

Das Klischee steht dem Begriff des Stereotyps in der Literaturwissenschaft ohne Zweifel nahe und überschneidet sich mit ihm mindestens in den Aspekten generalisierend, vereinfachend, nicht notwendigerweise mit der Wirklichkeit übereinstimmend. Klischee und Stereotyp werden jedoch auch in verschiedener Weise unterschieden:

Der Stereotyp wird bei Lippmann dem Bewusstsein zugeordnet, es wird definiert als ein „Repertoire festgeprägter Eindrücke“. Das Klischee hingegen befindet sich in vielen Darstellungen überwiegend auf sprachlicher Ebene. Nach Quasthoff jedoch ist ein Stereotyp „der verbale Ausdruck einer auf soziale Gruppen oder einzelne Personen als deren Mitglieder gerichteten Überzeugung. Es hat die logische Form eines Urteils, das in … vereinfachender und generalisierender Weise … Verhaltensweisen zu- oder abspricht“, also ebenfalls auf der sprachlichen Ebene zu erfassen. Es herrscht unter verschiedenen Definitionen Uneinigkeit, inwieweit sowohl das Klischee als auch der Stereotyp eindeutig der sprachlichen Ebene zuzuordnen oder abzusprechen sind.

Anton C. Zijdervelds schlug vor, die Grenze insofern zu ziehen, dass Stereotype immer „moral and metaphysical issues“ (moralische und metaphysische Belange) beinhalteten, Klischees jedoch nicht. Dies wurde jedoch kritisiert. Analog dazu betrachtet die Stereotypdefinition Quasthoffs das Stereotyp als ausschließlich Personen(gruppen) bezogen, hingegen Wilperts Definition das Klischee als „unbegrenzt“.

Nach Holzberger[3], welcher sich mit dem Klischee des Waldsterbens in den Medien auseinandersetzte, folgt das Klischee auf den Stereotyp. Klischees sind dort „(…) populäre Bilder, die von Medien stereotyp verbreitet werden und auf eine entsprechende Disposition (ein Vorbild) im Publikum treffen.“. Ein Stereotyp kann also bei Anklang bei seinen Empfängern und zunehmender Verbreitung zum Klischee werden. Klischees werden sozial oder sprachlich weitergegeben.


Quellen

Einzelnachweise

  1. Abrams, M. H.; A Glossary of Literary Terms
  2. Walter Lippmann, Public Opinion (1922), dt.: Die öffentliche Meinung, hrsg. von Elisabeth Noelle-Neumann, Bochum: Brockmeyer 1990, ISBN 3883397865 (auch als online-text). Zitat: "For the most part we do not first see, and then define, we define first and then see. In the great blooming, buzzing confusion of the outer world we pick out what our culture has already defined for us, and we tend to perceive that which we have picked out in the form stereotyped for us by our culture."
  3. Holzberger, Rudi: Das sogenannte Waldsterben. Zur Karriere eines Klischees: Das Thema Wald im journalistischen Diskurs. Bergatreute 1995. zugl. Diss. phil. Konstanz 1993

Literatur

  • Sachwörterbuch der Literatur, Wilpert, Gero von; Stuttgart 1970
  • Handbuch der Phraseologie; Burger, H. / Buhofer, A. / Sialm, A.; Berlin, New York 1982.

Weiterführende Weblinks

Siehe auch


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