Comisión Nacional de Actividades Espaciales

Comisión Nacional de Actividades Espaciales

Die Comisión Nacional de Actividades Espaciales (CONAE, spanisch Nationale Kommission für Weltraumaktivitäten) ist die Raumfahrtbehörde Argentiniens. Sie wurde im Jahr 1991 gegründet und ist dem Außenministerium unterstellt, ist also eine rein zivile Organisation. Die Behörde hat ein Budget von umgerechnet etwa 72 Millionen Euro.[1]

Die CONAE konzipiert in Kooperation mit Unternehmen wie der INVAP eigene Satellitenmissionen. Daneben ist es mittelfristiges Ziel, selbst ein Trägerraketenprogramm aufzubauen. Zu diesem Zweck wurde zunächst das CONDOR-Programm, das Mitte der 1990er Jahre wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten und internationalem Druck auf Eis gelegt wurde, und ab 1998 das Tronador-Programm gestartet. Der Test eines ersten Prototypen der Rakete im Juli 2007 verlief erfolgreich.

CONAE ist Mitglied der Internationalen Charta für Weltraum und Naturkatastrophen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das argentinische Raumfahrtprogramm wurde bereits in den 1940er Jahren mit der Gründung der Sociedad Argentina Interplanetaria durch Teófilo Tabanera begründet. Aus dieser Gesellschaft ging wenige Jahre später unter dem Namen Comisión Nacional de Investigaciones Espaciales (CNIE) eine staatliche Behörde hervor, die damals jedoch noch von der Luftwaffe abhing, deren Institut Instituto de Investigaciones Aeronáuticas y Espaciales (später Dirección General de Desarrollos Espaciales) mit der Entwicklung von Raketensystemen beauftragt war. Erste erfolgreiche Raketenstarts erfolgten in den späten 1960er Jahren, ein vorläufiger Höhepunkt war die Rakete Castor im Jahr 1975. Nach der Demokratisierung 1983 und internationalem Druck Ende der 80er und zu Beginn der 90er Jahre, der den Bau von Langstreckenraketen zu verhindern versuchte, wurde 1991 die rein zivile CONAE gegründet und alle Programme und infrastrukturelle Einrichtungen, die mit der Raumfahrt zusammenhingen, auf diese Organisation übertragen. Seit 1996 hat die CONAE bisher drei eigene Satellitenmissionen entwickelt.

Installationen

Das bedeutendste Zentrum der CONAE ist das Centro Espacial Teófilo Tabanera in Falda del Carmen, ca. 15 km südwestlich von Córdoba. In diesem befinden sich ein Steuerungszentrum, mittels dem die argentinischen Satelliten gesteuert werden, sowie ein Entwicklungsbunker, in dem das Tronador-Projekt verfolgt wird. Ebenfalls betreibt die CONAE ein Satellitenmuseum in dieser Einrichtung.

Satellitenmissionen

SAC

Die CONAE startete 1996 gemeinsam mit INVAP das SAC-Programm und damit das erste professionelle Satellitenprogramm Argentiniens. Schon 1990 war zwar der Satellit Lusat-1 in Kooperation mit der ESA gestartet worden, dieser war jedoch ein reines Demonstrationsobjekt und nicht von der CONAE, sondern von einer privaten Gruppe entwickelt.

Bei den SAC-(Satellite de Aplicaciones Cientifico)-Satelliten handelt es sich um Forschungssatelliten mit verschiedenen Aufgaben:

SAC-A nach dem Aussetzen durch das Space Shuttle
  • SAC-B wurde 1996 als erster der Reihe gestartet und war ein astronomischer Satellit. Die Mission schlug jedoch fehl, da sich der Apparat nicht von der letzten Raketenstufe abgetrennt wurde und sich so nicht selbst mit Strom versorgte und daher nach nur wenigen Umläufen die Batteriekapazität erschöpft war. Dennoch konnten alle Instrumente erfolgreich getestet werden.
  • SAC-A folgte 1998, seine Aufgabe war das Testen zahlreicher Instrumente für spätere Modelle. Die Mission wurde erfolgreich durchgeführt.
  • SAC-C (2000) dient der Erdbeobachtung. Der Satellit überschritt seine auf vier Jahre ausgelegte Lebensdauer bei weitem und blieb bis 2007 in Betrieb. Mit SAC-C nimmt Argentinien am Vertragswerk Internationale Charta für Weltraum und Naturkatastrophen teil.
  • SAC-D / Aquarius ist ein Kooperationsprojekt mit der NASA, befindet sich derzeit in der Entwicklung und soll 2009 gestartet werden. Seine Aufgabe ist die Messung des Salzgehalts des Meeres sowie die Beobachtung von Waldbränden und Überschwemmungen.
  • SAC-E / SABIA, der sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium befindet und gemeinsam mit Brasilien konzipiert wird, wird ebenfalls der Erdbeobachtung dienen. Sein Start wird für das zweite Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts anvisiert.
  • SAC-F / ALSAT-2 ist ein weiteres geplantes Erdbeobachtungssatellitenprojekt, das gemeinsam mit Algerien durchgeführt wird.

SIASGE und die SAOCOM-Satelliten

Das SIASGE (Sistema Italo Argentino de Gestión de Emergencias / Argentinisch-Italienisches System zum Notfallmanagement)-Projekt wird gemeinsam mit der italienischen Raumfahrtbehörde ASI entwickelt. Der erste Satellit des aus vier Satelliten bestehenden italienischen Segments dieses Programms (COSMO-Skymed) wurde Juni 2007 in die Erdumlaufbahn gebracht. Die Satelliten haben militärische und zivile Aufgaben und beinhalten besonders Instrumente für die Frühwarnung vor Naturkatastrophen, etwa ein Messgerät zur Messung der Feuchtigkeit des Bodens. Die von der CONAE entwickelten Satelliten des Programms, SAOCOM-1 und SAOCOM-2, werden 2010 und 2011 gestartet werden.

Trägerraketen

Seit dem Beginn des argentinischen Raumfahrtprogrammes in den 60er Jahren versucht Argentinien, ein eigenständiges Trägerraketen-System zu entwickeln. Bis in die 1980er Jahre hinein stand jedoch eine militärische Nutzung im Vordergrund, was auch internationales Misstrauen auf Argentinien zog, insbesondere in Hinblick auf den Falklandkrieg. Bis heute wurde das Ziel eines eigenständigen Trägersystems nicht erreicht, dennoch gelangen zahlreiche Tests mit Höhenforschungsraketen. So erreichte die Castor-Rakete im Jahr 1975 eine Höhe von 470 km und war damit zu seiner Zeit eine der leistungsfähigsten Systeme der Welt.

Kurz vor der Serienreife befanden sich bisher zwei konkrete Projekte: das vorwiegend militärische CONDOR-Projekt (1983-93), das erst gegen Ende von der neu gegründeten CONAE übernommen wurde, und das rein zivile TRONADOR-Projekt (ab 1998, erster erfolgreicher Start 2007), das in Kooperation mit Brasilien vorangetrieben wird und sich auf die Erfahrungen mit CONDOR stützt.

CONDOR

In den 1980er Jahren wurde von den argentinischen Streitkräften die Trägerrakete CONDOR entwickelt, später in Kooperation mit der neu gegründeten CONAE. Entwickelt wurden die Prototypen in einem Bunker in Falda del Carmen nahe dem Raumfahrtzentrum Teófilo Tabanera. Sie wurden auch auf eine mögliche militärische Nutzung als Interkontinentalrakete hin konzipiert.

CONDOR I wurde noch ohne CONAE-Beteiligung 1985 fertiggestellt. Dabei handelte es sich um eine Höhenforschungsrakete mit Feststoffantrieb. Eine modifizierte Version namens CONDOR-IA, auch Alacrán (Skorpion) genannt, wurde mehrmals zwischen 1988 und 1993 getestet. Ein zweistufiger Prototyp namens CONDOR II wurde in denselben Jahren entwickelt, auch existierten Pläne zu einem dreistufigen Nachfolger CONDOR III. Das Programm wurde jedoch von der Menem-Regierung auf Eis gelegt, bevor ein Test erfolgen konnte. Die Rakete wurde daraufhin 1993 zerstört, auch auf Druck des Vereinigten Königreiches, das eine Invasion der Falklandinseln befürchtete, und der USA, die in dem Projekt wegen der Zusammenarbeit Argentiniens mit dem damals von Saddam Hussein regierten Irak eine Bedrohung vermuteten. Die iraktische Rakete Badr-2000 ist eine leicht abgeänderte Version der CONDOR II, die noch bis zum Dritten Golfkrieg weiterentwickelt wurde. Diese war jedoch ein rein militärisches Projekt. [2]

Tronador

Das Tronador-Projekt wurde 1998 konzipiert, aber erst seit 2004 offiziell in das Raumfahrtprogramm der CONAE übernommen, nachdem es 2003 kurz vor dem Aus stand.[3] Es ist nur auf zivile Nutzung ausgelegt und hat als Ziel ein System leichter Trägerraketen für Lasten bis 200 kg. Grund für das Programm sind die hohen Kosten, die Argentinien für den Start eigener Satelliten an andere Raumfahrtnationen zahlen muss, sowie die in der Branche üblichen langen Wartezeiten. Ziel ist es, noch in der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts ein funktionierendes Trägerrakten-System aufzubauen. Technologische Basis für Tronador ist das CONDOR-System, das jedoch grundlegend konzeptionell geändert wurde. Eine militärische Nutzung dieser Rakete ist nicht vorgesehen, und die Reichweite wurde drastisch verringert, um nicht mit internationalen Vorschriften gegen Langstreckenraketen zu kollidieren.[3]

Zu Testzwecken wurde im Juli 2007 der erste Prototyp Tronador-1 erfolgreich gestartet. Dieser hatte noch nicht die erforderliche Größe (3,7 m) , um in eine für ein Orbit taugliche Höhe vorzudringen, sondern sollte die Funktionsfähigkeit des Motors erproben. Tronador-2, die von den technischen Daten, nicht aber vom internen Aufbau her sehr dem CONDOR II aus den 90er Jahren ähnelt, befindet sich aktuell in Entwicklung. Dabei fließen Forschungsarbeiten des brasilianischen VBS-Programms ein, das Mitte 2007 einen erfolgreichen Test mit der Rakete VBS-30 vorweisen konnte, die 270 km Höhe erreichte. Tronador-2, das im Gegensatz zu Tronador 1 flüssigen Treibstoff verwendet, soll mit 500 km bereits eine Reichweite besitzen, die das Einbringen einer Nutzlast in ein niedriges Orbit ermöglicht. Der Start ist für 2012 geplant.[4]

Einzelnachweise

  1. Comisión Nacional de Actividades Espaciales. S. 7, abgerufen am 1. Januar 2011 (PDF, spanisch, Im Original: 383.630.800 Argentinische Pesos): „Gastos por Finalidades y Funciones (Entidad) ... 383.630.800“
  2. Global Security
  3. a b Probaron en secreto un cohete argentino, La Nación, 5. August 2007
  4. Argentina contará con el cohete espacial "Tronador II" en 2012, La Flecha, 22. Oktober 2008

Weblinks


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