- Trägerrakete
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Eine Trägerrakete ist eine Rakete, die dem Transport von Menschen oder Nutzlasten in Umlaufbahnen dient und somit ein System zum Betrieb von Raumfahrt ist. Die Nutzlast befindet sich fast immer unter einer Nutzlastverkleidung, die diese vor und während des Starts vor äußeren Einflüssen schützt.
Inhaltsverzeichnis
Verbreitung
Mittels Trägerraketen wie der amerikanischen Atlas, Titan, Saturn, sowie der sowjetischen Wostok, Woschod, Sojus und der chinesischen Langer Marsch 2E wurden und werden auch Menschen in den Weltraum befördert. Auch der ausschließlich bemannt startende amerikanische Space Shuttle galt als eine Trägerrakete, da er ebenfalls dem Transport von Menschen und Lasten in den Weltraum diente.
Die bekannteste europäische Trägerrakete ist die Ariane, deren aktuelle Ausbaustufe die Ariane 5 ist. Die Arianeraketen gehören zu den wenigen Raketentypen die eine Doppelstartvorrichtung besitzen und für den Start von zwei großen Nutzlasten an Bord einer Rakete ausgelegt sind.
Zu den stärksten je gebauten Trägerraketen gehören die US-amerikanische Saturn V sowie die sowjetischen N1 und Energija. Keine von diesen Raketen wird derzeit hergestellt. Die stärkste derzeit im Einsatz stehende Trägerrakete ist die von Boeing entwickelte und gebaute Delta IV Heavy, die am 21. Dezember 2004 von Kennedy Space Center aus ihren Jungfernflug absolvierte. Die stärkste im Einsatz stehende russische Trägerrakete ist die Proton-M. Die stärkste im Einsatz befindliche europäische Trägerrakete ist die Ariane 5 ECA.
Übersicht heutiger Trägerraketen
Diese Tabelle enthält die aktuellen für staatliche und kommerzielle Nutzlasten verfügbare Trägerraketen sowie Raketen, die mit ausreichender Sicherheit in naher Zukunft ihre Erstflüge absolvieren werden und teilweise bereits über gebuchte Starts verfügen.
- ↑ a b c Bisher nur Fehlstarts
- ↑ a b c d Noch nicht geflogene Raketen mit gebuchten Nutzlasten
- ↑ a b c d e f g h Noch nicht geflogene Raketen ohne gebuchte Nutzlasten bzw. unbekannt
- ↑ a b für kommerzielle Nutzlasten nicht verfügbar
Anbieter von Trägerraketenstarts
- Eurockot (Beteiligung von Deutschland und Russland), Vermarkter der Trägerrakete Rockot (Nutzlast ca. 1,9 t LEO). Kosten pro Start ca. 13 Mio. Euro. Für das auf der SS-19 basierende Design stehen 100–200 Raketen zum Umbau bereit.
- COSMOS International Satellitenstart GmbH, Vermarkter der Trägerraktete Kosmos
- ISC Kosmotras, Vermarkter der Trägerrakete Dnepr (Nutzlast ca. 3,7 t LEO)
- Starsem (Beteiligung von Frankreich und Russland), Vermarkter der Trägerrakete Sojus (Nutzlast ca. 7–8 t LEO, 3 t GTO) bei Starts von Baikonur und Plessezk
- Arianespace (ESA), Vermarkter der Trägerraktete Ariane 5 (Kosten pro subventioniertem Start ca. 150 Mio. Euro, Nutzlast 21 t LEO, 9,6 t GTO), der Sojus bei Starts von Kourou und der Trägerrakete Vega
- International Launch Services, Vermarkter der Trägerrakete Proton und zukünftig auch Angara
- Sea Launch, Vermarkter der Trägerraktete Zenit
- SpaceX, Vermarkter der Trägerrakete Falcon
- United Launch Alliance Startdurchführung der Atlas, Delta II und Delta IV Raketen sowie Vermarkter dieser Raketen an die US-Regierung
- Orbital Sciences Corporation, Vermarkter der Trägerraketen Minotaur (steht für kommerzielle Starts nicht zur Verfügung), Pegasus und Taurus
- Boeing Launch Services, Vermarkter von Delta II und Delta IV an kommerzielle Kunden.
- NPO Maschinostrojenija, Vermarkter der Trägerrakete Strela
- Staatliches Raketenzentrum Makejew, Vermarkter der Trägerraketen Wolna und Schtil
- Antrix, Vermarkter der indischen Trägerraketen PSLV und GSLV
- Mitsubishi Heavy Industries, Vermarkter der Trägerrakete H-2A
- China Great Wall Industry, Vermarkter für chinesische Träger
Statistik
2010 starteten 74 Trägerraketen, davon 70 (95%) erfolgreich. Sieben Starts brachten bemannte Raumschiffe ins All. Der einzige interplanetare Start des Jahres war die japanische Venussonde Akatsuki. Die Starts verteilten sich wie folgt auf Länder und Trägerraketen:
Länder
Land 2007[1] 2008[2] 2009[3] 2010[4] Anmerkungen 2010 Russland 26 26 30 31 Fehlstart am 5. Dezember 2010 USA 20 15 24 15 China 9 11 6 15 Europa (ESA) 6 6 7 6 Indien 3 3 2 3 Fehlstarts am 15. April 2010 und 25. Dezember 2010[5] Japan 2 1 3 2 Israel 1 0 0 1 Südkorea 0 0 1 1 Fehlstart am 10. Juni 2010[6] International (Sea Launch) 1 6 3 0 Iran 0 1 1 0 Nordkorea 0 0 1 0 Summe 68 69 78 74 Trägerraketen
Rakete 2007[1] 2008[2] 2009[3] 2010[4] Anmerkungen 2010 Langer Marsch 10 11 6 15 R-7 (Sojus) 12 10 13 13 Proton 7 10 10 12 Fehlstart am 5. Dezember 2010 Ariane 5 6 6 7 6 Atlas V 4 2 5 4 Space Shuttle 3 4 5 3 Delta IV 1 0 3 3 Dnepr 3 2 1 3 H-II 2 1 3 2 Falcon 9 0 0 0 2 Erststart am 4. Juni 2010 Rockot 0 1 3 2 Delta II 8 5 8 1 Kosmos 3M 3 3 1 1 Minotaur IV 0 0 0 2 Erststart 26. September 2010 PSLV 2 3 2 1 Shavit 1 0 0 1 KSLV-1 0 0 1 1 Fehlstart am 10. Juni 2010 GSLV 1 0 0 2 Fehlstarts am 15. April 2010 und 25. Dezember 2010 Falcon 1 1 2 1 0 Zyklon 0 0 1 0 Taurus 0 0 1 0 Unha 2 0 0 1 0 Safir 0 1 1 0 Minotaur I 1 0 1 0 Pegasus 1 2 0 0 Zenit 2 6 4 0 Summe 68 69 78 74 Startplätze
Startplatz 2007[7] 2008[8] 2009[9] 2010[10] Anmerkungen 2010 Baikonur, Kasachstan 20 19 24 24 Cape Canaveral, USA 13 7 16 12 (9 von der Cape Canaveral Air Force Station, 3 vom Kennedy Space Center) Xichang, China 6 4 2 8 Centre Spatial Guyanais, Französisch-Guayana 6 6 7 6 Jiuquan, China 1 3 2 4 Vandenberg Air Force Base, USA 4 4 6 3 Taiyuan, China 3 4 2 3 Satish Dhawan Space Centre, Indien 3 3 2 3 Tanegashima, Japan 2 1 3 2 Jasny, Russland 1 1 0 1 Plessezk, Russland 5 6 8 6 Palmachim, Israel 1 0 0 1 Naro Space Center, Südkorea 0 0 1 1 Wallops, USA 1 0 1 0 Plattform Odyssey, Internationale Gewässer (Sea Launch) 1 5 1 0 Omelek, Marshallinseln 1 4 1 0 Kapustin Jar, Russland 0 1 0 0 Semnan, Iran 0 1 1 0 Musudan-ri, Nordkorea 0 0 1 0 Summe 68 68 78 74 Einwegrakete
Als Wegwerfrakete oder Einwegrakete[11] bezeichnet man alle Typen von Raketen, die nur einmal gestartet werden können. Dies sind fast alle heute gebauten Trägerraketen. Alle verwendeten Raketenstufen werden nach dem Ausbrennen abgetrennt und fallen zurück zur Erde oder verglühen in der Atmosphäre. Oberstufen verbleiben oft für längere Zeit als Weltraummüll im Erdorbit.
Ausnahmen sind vor allem die von Berthold Seliger zu Beginn der 1960er Jahre entwickelten Höhenforschungsraketen, die Energija, deren Booster für mehrere Starts genutzt werden können, und der Space Shuttle mit seinen Feststoffboostern. Allerdings geht bei letzterem stets der Außentank verloren.
Die Wiederverwendung zumindest der unteren Raketenstufen wäre technisch durchaus realisierbar, jedoch wird dies kaum praktiziert, da eine Bergung und anschließende Inspektion und Überholung der Stufe oft mehr kostet, als die Herstellung einer neuen Stufe. Weiterhin müsste eine wiederverwendbare Stufe über spezielle Landesysteme wie beispielsweise Fallschirme verfügen. Komplexere und somit schwerere und teuerere Triebwerke, die auf mehrere Flüge ausgelegt sind, sowie oft auch eine verstärkte Struktur, um die Landung unbeschadet zu überstehen, wären ebenfalls nötig. Das alles führt zu einer höheren Masse der Stufe und senkt somit die Nutzlastkapazität der Rakete.
Literatur
- F.-Herbert Wenz: Die legendäre EUROPA-Trägerrakete. Geschichte und Technik der in Deutschland gebauten 3. Stufe. Stedinger Verlag, Lemwerder 2003, ISBN 3-927697-27-3
- Hans-Martin Fischer: Europas Trägerrakete ARIANE. Geschichte und Technik zum letzten Start der ARIANE 4. Stedinger Verlag, Lemwerder 2004, ISBN 3-927697-32-X
- Halb Rakete und halb Segelflugzeug. In: Die Zeit, Nr. 6/1970
Einzelnachweise
- ↑ a b Gunter Krebs: Orbital Launches of 2007. In: Gunter’s Space Pages. 26. November 2010, abgerufen am 2. Januar 2011 (englisch).
- ↑ a b Gunter Krebs: Orbital Launches of 2008. In: Gunter’s Space Pages. 26. November 2010, abgerufen am 2. Januar 2011 (englisch).
- ↑ a b Gunter Krebs: Orbital Launches of 2009. In: Gunter’s Space Pages. 9. Januar 2011, abgerufen am 11. Januar 2011 (englisch).
- ↑ a b Gunter Krebs: Orbital Launches of 2010. In: Gunter’s Space Pages. 30. Dezember 2010, abgerufen am 1. Januar 2011 (englisch).
- ↑ Zweiter Fehlstart: Indien bringt seine GSLV-Rakete nicht ins All. RIA Novosti, 25. Dezember 2010, abgerufen am 9. Juli 2011.
- ↑ Thomas Weyrauch: KSLV-1 versagt auch beim zweiten Flug. raumfahrer.net, 11. Juni 2010, abgerufen am 9. Juli 2011.
- ↑ Ed Kyle: 2007 Launch Vehicle/Site Statistics. In: Space Launch Report. 6. Mai 2009, abgerufen am 11. Januar 2011 (englisch).
- ↑ Ed Kyle: 2008 Launch Vehicle/Site Statistics. In: Space Launch Report. 6. Mai 2009, abgerufen am 11. Januar 2011 (englisch, Quelle führt iranischen Fehlstart nicht auf, er wird der Vergleichbarkeit wegen hier eingerechnet).
- ↑ Ed Kyle: 2009 Launch Vehicle/Site Statistics. In: Space Launch Report. 30. Dezember 2009, abgerufen am 11. Januar 2011 (englisch).
- ↑ Ed Kyle: 2010 Launch Vehicle/Site Statistics. In: Space Launch Report. 30. Dezember 2010, abgerufen am 11. Januar 2011 (englisch).
- ↑ Beleg für das Stichwort Einwegrakete in einer Presseerklärung der ESA
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