Condomble

Condomble

Der Candomblé ist eine afro-brasilianische Religion, die hauptsächlich in Brasilien, aber auch in angrenzenden Ländern praktiziert wird.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Casa Branca

Dieser Glaube kam aus Afrika nach Brasilien; er wurde von afrikanischen Priestern, die von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts als Sklaven von verschiedenen Regionen Afrikas nach Brasilien verschleppt wurden, mitgebracht. Entsprechend den Handelswegen, über die Sklaven aus Afrika nach Amerika gebracht wurden, finden sich sehr eng verwandte religiöse Gruppen auch in der Karibik, z.B. Kuba (Santería), Haiti (Voodoo).

Ursprünglich war Candomblé auf die Sklaven begrenzt und durch die katholische Kirche verboten. Durch einige Regierungen wurde Candomblé sogar verfolgt. Trotzdem überlebte er über vier Jahrhunderte und breitete sich seit dem Ende der Sklaverei beträchtlich aus.

Er ist jetzt eine etablierte und weitgehend anerkannte Religion, mit Anhängern in allen Gesellschaftsklassen und zehntausenden Tempeln. In neueren Umfragen haben 2 Millionen Brasilianer (1,5% der Gesamtbevölkerung) erklärt, dass ihre Religion Candomblé ist.

Abgrenzung

In der brasilianischen Kultur schließen sich Religionen nicht gegenseitig aus; viele Leute anderen Glaubens - gemäß einigen afro-brasilianischen Kulturorganisationen bis zu 70 Millionen - nehmen regelmäßig oder gelegentlich an Candomblé-Ritualen teil. Gottheiten, Rituale und Candomblé-Feiertage sind ein wesentlicher Bestandteil der brasilianischen Folklore.

Candomblé ist von Umbanda und von Macumba zu unterscheiden. Das sind zwei andere afro-brasilianische Religionen mit ähnlichem Ursprung. Ebenso ist Candomblé etwas anderes als die ähnlichen Religionen des amerikanischen Kontinents, die ebenfalls afrikanischen Ursprungs sind, wie haitianischer Voodoo oder kubanische Santería und Obeah. Diese entwickelten sich unabhängig von Candomblé und sind in Brasilien nahezu unbekannt.

Nationen

Brasilianische Sklaven stammten von einer Anzahl von ethnischen Gruppen ab, darunter Yoruba, Ewe, Fon und Bantu. Da sich die Religionen der einzelnen Gruppen abhängig von der geographischen Region unterschiedlich weiterentwickelten, unterscheidet man heute zwischen Sekten oder Nationen (Nações), die sich bezüglich der verehrten Gottheiten, der Musik und Feste sowie der religiösen, bei den Ritualen verwendeten Sprache unterscheiden.

Die folgende Liste ist eine grobe Klassifikation der wichtigen Nationen und Unter-Nationen, ihre Regionen und ihre Sakralsprachen:

  • Jeje. Jeje ist ein Ausdruck aus der Yoruba-Sprache und bedeutet Fremder. Die Jeje-Nation ist erst in Brasilien entstanden. Sie wurde aus Fon gebildet, die hauptsächlich aus Dahomey nach Brasilien gekommen waren. Jeje wird in den Bundesstaaten Bahia, Rio de Janeiro und São Paulo praktiziert. Sie benutzen die Ewe-Fon-Sprache (Jejé).

Glaube

„Orunmilá-Ifá“-Figur, Holzschnitzerei

Candomblé ist eine Form von Spiritismus und betet eine Anzahl von Göttern oder Geistern an, die von afrikanischen Gottheiten abgeleitet sind:

  • die Orixás der Yoruba-Mythologie, die alle von einem Gottvater, Olorun, geschaffen wurden
  • die Voduns der Fon- oder Ewe-Mythologie, die alle vom Gottvater Mawu geschaffen wurden
  • die Inkices der Bantu-Mythologie, die vom obersten Gott Zambi oder Zambiapongo geschaffen wurden.

Candomblé behielt nur einige Dutzend aus den Hunderten Gottheiten, die in Afrika angebetet wurden. Die Gottheiten der unterschiedlichen Nationen decken sich oberflächlich in hohem Grade, d.h. viele Ketu-Orixás können mit Jejé-Voduns oder Bantu-Inkices verglichen werden. In Wirklichkeit können die Kulte, Rituale und Rhythmen der Gottheiten jedoch sehr unterschiedlich sein.

Die Orixás haben ihre Persönlichkeiten, Fähigkeiten und rituelle Präferenzen und werden mit spezifischen natürlichen Phänomenen in Verbindung gebracht (eine Vorstellung, die mit den Kami des japanischen Shintō nicht unähnlich ist). Jede Person bekommt bei ihrer Geburt einen Orixá-Paten, welcher von einem Babalorixá (einem Priester) bestimmt wird. Einige Orixás werden bei Candomblé-Ritualen von eingeweihten Personen verkörpert; bei anderen ist dies nicht üblich, sondern sie werden z.B. durch einen Baum verehrt. Einige andere Orixás, die Efunfun (weiß) genannt werden und der Vorstellung nach bei der Erschaffung der Welt beteiligt waren, werden ebenfalls nicht verkörpert.

Über die Jahrhunderte hat der Candomblé viele Elemente des Christentums aufgenommen. So kann man in Candomblé-Tempeln häufig Kruzifixe finden, und Orixás werden häufig mit spezifischen katholischen Heiligen gleichgestellt.

Diese historische Entwicklung war im Teil eine Folge der Verfolgung durch Kirche, Behörden und Sklavenhalter. Um ihre Orixás, Inkices und Voduns verehren zu können, verwendeten die schwarzen Sklaven häufig einen Altar mit Bildern von katholischen Heiligen, worunter sich die Candomblé-Objekte versteckten. Diese Praxis hatte schon bei der Christianisierung Afrikas begonnen und wurde teilweise von den Missionaren selbst eingeführt, um die Konvertierung zum Christentum zu vereinfachen. Andererseits hat der Candomblé auch indianische Elemente aufgenommen, weshalb man nicht sagen kann, dass die Verfolgung der einzige Grund für die Vermischung mit anderen Religionen gewesen ist.

In den letzten Jahren ist eine "fundamentalistische" Bewegung innerhalb des Candomblé entstanden, welche die christlichen Elemente ablehnt und versucht, einen "reinen" Candomblé, der nur auf afrikanischen Elementen beruht, zu schaffen.

Rituale

Das Candomblé-Ritual hat zwei Teile

  • Die Vorbereitung, die zuweilen schon eine Woche vor jeder Zeremonie beginnt. Dabei wird der Ort der Zeremonie durch die Eingeweihten gesäubert und geschmückt. Es werden Fahnen in der Farbe des Orixá, zu dessen Ehre die Zeremonie durchgeführt wird, besorgt und am Platz der Zeremonie angebracht. Es werden Tiere geopfert, wobei ein Teil des Fleisches für die Orixás bestimmt ist, der andere Teil wird für das Festessen am Abend zubereitet.
  • Der öffentliche Teil und das Fest besteht darin, dass die heiligen Kinder (filho de santo - die Eingeweihten) beim rituellen Tanz in einen trance (siehe Trancetanz) ähnlichen Zustand verfallen in welchem sie ihren Körper dem Geist ihres Orixá zur Verfügung stellen, so dass dieser sich in der materiellen Welt manifestieren und mit seiner Umgebung in interaktion treten kann. Der Babalorixá (Gottvater) führt symbolische Gesänge und Tänze auf, die die Eigenheiten des Orixá in Erinnerung rufen. Das Ritual endet mit einem Bankett.

Die Candomblé-Musik, ein wesentlicher Teil des Rituals, leitet sich von der afrikanischen Musik ab und hat einen starken Einfluss auf andere populäre (nicht-religiöse) brasilianische Musikstile.

Tempel

Candomblé-Tempel in Recife

Die Candomblé-Tempel werden Casas (Häuser), roças oder Terreiros genannt.

Es existieren zwei Typen von Casas.

  • Große Casas, die einer strengen Hierarchie untergeordnet sind und wo entweder nur Frauen die Führung innehaben (als Ialorixá - Gottmutter) oder wo beide Geschlechter führen können. Matriarchale Casas sind z.B.:

Gemischtgeschlechtliche Casas sind z.B.:

    • Ilé Axé Oxumare - Casa de Oxumare
    • Asé Yangba Oloroke ti Efon - Terreiro do Oloroke
  • Kleine Casas, die unabhängig sind und vom Babalorixá (Gottvater) oder der Ialorixá (Gottmutter) sowie dem Orixá verwaltet und werden und diesen auch gehören. Es gibt hierbei keine zentrale Verwaltung, und im Falle des Todes wird der Tempel entweder von interessierten Verwandten weitergeführt oder geschlossen.

Um in der Hierarchie einer großen Casa aufzusteigen, wird das Erlernen von langwierigen Intiationsriten vorausgesetzt. Nach dem Tode einer Ialorixá, wird ihr Nachfolger normalerweise unter ihren Töchtern gewählt, wobei das Búzios-Spiel zur Wahl eingesetzt wird. Die Nachfolge kann jedoch sehr umstritten sein oder es ist möglich, dass keine Nachfolgerin gefunden wird. Dies führt häufig zur Spaltung oder Schließung von Casas, weswegen nur wenige Casas in Brasilien älter als 100 Jahre geworden sind.


Weblinks


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