- Contio
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Contio (lateinisch; ursprüngliche Form conventio, von convenire, „zusammenkommen“) war in der römischen Republik eine informelle Versammlung des Volkes. Sie wurde von einem Magistrat einberufen, der dem Volk bestimmte Nachrichten mitteilen oder Ankündigungen machen wollte, z. B. über Gesetzesentwürfe. Eine Contio ging in der Regel den Comitia voran. Im Gegensatz zu den Comitia wurde jedoch nicht nach Curien, Centurien oder Tribus unterschieden, weder abgestimmt noch gewählt; dafür konnte hier diskutiert werden, während in den eigentlichen Versammlungen dann nur noch zugestimmt oder abgelehnt werden konnte. In der späten Republik diente eine Contio auch zur politischen Agitation, insbesondere durch Volkstribune.
Charakter und Funktion der Contiones sind in der aktuellen Forschung umstritten. Während Althistoriker wie Egon Flaig die traditionelle Ansicht vertreten, in diesen Versammlungen habe sich politische Willensbildung vollzogen (im Unterschied zu den eigentlichen Volksversammlungen), sind andere, wie Henrik Mouritsen, der Meinung, die Contiones seien eher Kundgebungen gewesen, bei denen Politiker zu ihren Anhängern gesprochen hätten.
In der römischen Armee war die Contio eine Art Kriegsrat oder Heeresversammlung.
Literatur
- Egon Flaig: Ritualisierte Politik. Zeichen, Gesten und Herrschaft im Alten Rom. Göttingen 2003.
- Henrik Mouritsen: Plebs and Politics in the Late Roman Republic. Cambridge 2001.
- Francisco Pina Polo: Les contiones civiles y militares en Roma. Zaragoza 1989.
- Claudia Tiersch: Politische Öffentlichkeit statt Mitbestimmung? Zur Rolle der contiones in der mittleren und späten römischen Republik, in: Klio 91 (2009), 40-68.
Kategorien:- Politische Institution (Antike)
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